Jugendpfleger in Korschenbroich geht in Ruhestand Stabwechsel beim Kreisjugendamt

Korschenbroich · Reinhard Giese geht nach über 40 Jahren Kinder- und Jugendarbeit in den Ruhestand. Andreas Bendt tritt ab 1. April die Nachfolge an. Wie die nächsten Projekte aussehen.

 Reinhard Giese, Jugendpfleger beim Rhein-Kreis Neuss, geht Ende März in den Ruhestand. Seine Nachfolge tritt Andreas Bendt an. Er ist inzwischen seit 15 Jahren in der Jugendpflege aktiv.

Reinhard Giese, Jugendpfleger beim Rhein-Kreis Neuss, geht Ende März in den Ruhestand. Seine Nachfolge tritt Andreas Bendt an. Er ist inzwischen seit 15 Jahren in der Jugendpflege aktiv.

Foto: Rick, Markus (rick)/Markus Rick (rick)

Die bunte Mütze ist sein Erkennungszeichen: Wenn der Jugendpfleger Reinhard Giese auf Tour ist, trägt er sie ebenso selbstverständlich wie auf dem Foto seiner Einladung zur Verabschiedung in den Ruhestand. Die Mütze habe nun mal ihre Geschichte, erklärt der scheidende „Ossi“ schmunzelnd. Wer viele Freizeiten mit Kindern organisiere, müsse sich optisch als „Leithammel“ outen.

An das Gesicht in einer Gruppe können sich die Menschen vielleicht nicht erinnern, aber garantiert an die bunte Mütze. Ach ja, der Spitzname „Ossi“ deutet nicht auf eine ostdeutsche Herkunft, sondern sei Relikt aus der Zeit im Leistungssport. Nach über 40 Jahren in der Kinder- und Jugendarbeit könnte sich der dreifache Vater von der Mütze bald verabschieden – wenn er denn wollte. Am 31. März ist sein letzter Arbeitstag. Dann will er in der katholischen Jugendfreizeiteinrichtung St. Andreas mit Weggefährten in alten Zeiten schwelgen und Erinnerungen aufleben lassen.

Anschließend sollen die pädagogischen Erfahrungen zuallererst den bisher zwei Enkeln zukommen, zu denen sich bald ein drittes Kind gesellen wird. Die eigene Familie habe seine Arbeit oft aktiv unterstützt, betont Giese.

Die Nachfolge im Kreisjugendamt ist geregelt: Andreas Bendt, den er als engagierten Teamkollegen lobt, wird die Arbeit fortsetzen und sicher auch neue Akzente setzen. Wie bisher Giese, wird Bendt dann auch pädagogischer Leiter des Familienbüros sein. Er freue sich über den lückenlosen Übergang, so Giese.

Der 63-Jährige bekennt, mit einem weinenden Auge zu gehen. Die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, die Herausforderung kreativer Ideen und die Arbeit im Team hätten ihm immer viel Spaß gemacht. Nicht vermissen werde er dagegen Phrasen aus der Verwaltung zu angeblich nicht gegebenen Zuständigkeiten.

„Ich bin 1983 offiziell eingestiegen, teilweise sogar früher“, sagt Giese, der bereits als Student der Sozialpädagogik einzelne Maßnahmen für das Kreisjugendamt begleitete. Angesichts der vielen Projekte in über 40 Jahren fällt es ihm schwer, Höhepunkte zu nennen. Dazu zählen für ihn die internationalen Jugendbegegnungen mit Ungarn, Portugal und Polen. „Da waren wir hier im Kreis 1985 oder 1986 die ersten, die damit angefangen haben“, sagt er stolz. Zu den Hauptattraktionen zählt für ihn ebenso die mobile Kinder- und Jugendarbeit. Inzwischen sind drei mit Spielgeräten gefüllte Busse unterwegs, darunter ein Doppeldeckerbus.

Herzensangelegenheiten sind die Bauspielplätze und das Projekt „Starke Kids“ mit dem Ziel, Kindern Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein zu vermitteln. Gerne denkt Giese an das Familienfest im Kreis mit mehr als 20.000 Besuchern und rund 100 Einzelausstellern zurück. Dieses Fest wird inzwischen von einem kommerziellen Anbieter ausgerichtet.

Für Korschenbroich hebt er die in Absprache mit dem Architekten realisierte Mitgestaltung im Innen- und Außenbereich der Hauptschule hervor. Daraus sei die Holzwerkstatt entstanden, in der bis heute Spielgeräte und Bänke für die Öffentlichkeit hergestellt werden. Zu seinen Lieblingsterminen gehört ebenso die Konzertreihe Rock-Marathon, bei der Nachwuchsbands ihr Können zeigen, und die Jugendkonferenz. „Aus der Jugendkonferenz heraus sind das Gardening Projekt und die Stelle der Jugendbotschafterin entstanden“, sagt Giese.

Sein Nachfolger Andreas Bendt ist seit 15 Jahren in der Jugendpflege tätig. Als bisherige Schwerpunkte seiner Arbeit nennt der 47-Jährige unter anderem die mobile Kinder- und Jugendarbeit, den „Fuchsbus“ zur Vermittlung von Medienkompetenz, die Kindertheaterreihe und die Seminararbeit zur Qualifizierung von Jugendleitern und Prävention. „Ich erbe viele Aufgaben, die ich fortsetzen werde. Es ist wichtig, nah an der Lebenswelt der Kinder und Jugendlichen zu sein“, sagt der zweifache Vater. Bei der Arbeit müsse daher immer auch auf das Zeitgeschehen und die sich verändernde Lebenswirklichkeit junger Menschen geschaut werden.

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