Die Tafel in Kleinenbroich Einkaufen, wenn das Geld nicht ausreicht

Korschenbroich · Jeden Dienstag öffnet die Tafel in Kleinenbroich ihre Tore. Dann decken sich Bedürftige für wenig Geld mit Lebensmitteln ein. Rund 30 „Stammkunden“ kommen immer. Andere trauen sich nicht, obwohl sie Hilfe benötigen.

Wer dienstags in Kleinenbroich einkaufen möchte, muss entweder zu den Roten, den Blauen oder den Gelben gehören. Die Farbe bestimmt den Zeitpunkt. 15 Uhr, 15.20 Uhr oder 15.40 Uhr. Wer herein darf, zahlt 2,50 Euro. Und zeigt auf Lebensmittel, die er haben möchte. Solange der Vorrat reicht. Es ist kein gewöhnlicher Laden, der sich nahe des Sportplatzes erstreckt. Es ist die Kleinenbroicher Tafel.

 Dienstags empfangen die Helfer der Tafel in Kleinenbroich ihre Kunden.

Dienstags empfangen die Helfer der Tafel in Kleinenbroich ihre Kunden.

Foto: Ilgner Detlef (ilg)

„Unser Angebot gibt es seit 2016“, sagt Martina Kaufmann, Leiterin der Kleinenbroicher Tafel. Damals kamen vor allem Flüchtlinge. Es war die Hochphase der Zuwanderung nach Deutschland. „Heute ist es eine gesunde Mischung“, sagt Kaufmann. Auch Rentner kämen. Auch wenn sich viele nicht trauen würden. Obwohl sie es eigentlich nötig hätten. „Kleinenbroich ist ein Dorf“, sagt Kaufmann. Die Leute reden. Da kämpft sich mancher lieber alleine bis zum Monatsende.

Dabei wäre das nicht nötig. Jeder, dem es finanziell schlecht geht, ist bei der Tafel willkommen. Beim ersten Besuch reicht der Asylbescheid, das Schreiben vom Jobcenter oder der Rentenbescheid. Etwas das nachweist, dass das Geld knapp ist. Dann wird eine Kundenkarte ausgestellt. Die Farbe bestimmt, wann eingekauft werden darf. Die Reihenfolge wechselt jeden Monat.

Damit es auch jede Woche etwas zu kaufen gibt, sind die Ehrenamtlichen der Tafel im Einsatz. Neben Kaufmann sind das an diesem Dienstag neun weitere Helfer. Kaufmann arbeitet als Sachbearbeiterin bei einem Neusser Unternehmen. Viele der anderen sind bereits in Rente. Manche sind seit Jahren dabei, andere kamen später hinzu. So wie Regina Buschhüter, die seit Ende Juli dabei ist. „Ich habe mich bereits nach zehn Minuten wie zuhause gefühlt“, sagt sie.

Überhaupt, das sagt auch Kaufmann, die Stimmung sei gut zwischen Helfern und Kunden. Rund 30 Menschen kommen regelmäßig, um Lebensmittel einzukaufen. „Stammkundschaft“ nennt Kaufmann sie. „Wir haben ein sehr freundschaftliches Verhältnis untereinander“, sagt Kaufmann. Es sei eben keine Großstadt-Tafel. Der dörfliche Charakter immer spürbar.

 Bei der Tafel gibt es in der Regel auch frisches Obst.

Bei der Tafel gibt es in der Regel auch frisches Obst.

Foto: Marc Latsch

Kaufmann und ihre Mithelfer bereiten die Lebensmittel auf, bevor die ersten Kunden kommen. Ein Fahrer klappert Geschäfte ab, auf der Suche nach Lebensmittelspenden und liefert seinen Ertrag in Kleinenbroich ab. Die Ehrenamtliche sichten das Gebrachte, sortieren aus, säubern. Das Sortiment wechselt wöchentlich. An diesem Dienstag ist beispielsweise Obst-Mangel. „Süßes haben wir heute gar nicht“, sagt Kaufmann. Die Kinder wird das nicht freuen, befürchtet sie.

Die Ehrenamtlichen sind froh, dass sie helfen können. Alle sind mit Spaß und Engagement dabei. Und doch wäre es besser, wenn es die Tafel gar nicht geben müsste. Altersarmut sei ein großes Problem, sagt Kaufmann. Trotz einer im Schnitt wohlhabenden Bevölkerung gebe es auch in Korschenbroich bedürftige Menschen. „Das zeigt wie gespalten die Gesellschaft ist“, sagt sie. „Viele tragen ihre Armut nicht nach außen.“

Solange sich der Wohlstand nicht auf die Schwächsten der Gesellschaft verteilt, machen sie in Kleinenbroich weiter. Helfen mit Lebensmitteln und Empathie. Das Angebot wird gebraucht. Um zehn vor drei hat sich draußen bereits eine kleine Schlange gebildet.

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