Vogelschutz in Korschenbroich In vielen Kirchtürmen brüten Falken

Korschenbroich · 32 Nisthilfen hat die Vogelschutzgruppe an verschiedenen Standorten angebracht. Die Population nehme seitdem stetig zu. Vor vier Jahren gab es in Korschenbroich 113 Jungtiere. Bei anderen Vogelarten nimmt der Bestand jedoch ab.

 Claus von Kannen und Hans Großmann begutachten die Nisthilfe, die an der Kirche in Glehn hängt. Auch an anderen Stellen im Stadtgebiet brüten derzeit Turmfalken. Bald werden die ersten Jungtiere schlüpfen.

Claus von Kannen und Hans Großmann begutachten die Nisthilfe, die an der Kirche in Glehn hängt. Auch an anderen Stellen im Stadtgebiet brüten derzeit Turmfalken. Bald werden die ersten Jungtiere schlüpfen.

Foto: Bauch, Jana (jaba)

Der Falco tinnunculus, besser bekannt als Turmfalke, fühlt sich im Korschenbroicher Stadtgebiet wohl. Das liegt auch am Engagement der Vogelschutzgruppe. Sie hat an unterschiedlichen Orten Nisthilfen installiert. Zurzeit wird dort fleißig gebrütet. Einer dieser Holzkästen ist am Kirchturm der Glehner Pfarrkirche angebracht. In der zweiten Maiwoche könnten dort die Jungfalken schlüpfen. Hans Großmann und Claus von Kannen sind zufrieden, wenn sie hinauf auf den Kirchturm schauen: Die weißen Kotspritzer am Gemäuer machen deutlich, dass der Kasten zu Brutzwecken genutzt wird.

Der Turmfalken-Vater schafft Käfer und Mäuse herbei, damit es seiner besseren Hälfte in der Brutzeit an nichts mangelt. Die Fahne am Kirchturm ist zurzeit fixiert, um die Tiere nicht unnötig zu stören. Vom Glockengeläut lassen sie sich nicht irritieren. Claus von Kannen weiß, dass das Turmfalkenpärchen eine Luxuswohnung bewohnt mit einer Art Terrasse im vorderen Bereich: „Die macht es später den Jungvögeln einfacher, ihr Zuhause anzufliegen." Es ist ein Zuhause auf Zeit, denn wenn sie flügge sind, wollen die Turmfalkeneltern lieber wieder unter sich sein. Hans Großmann weist darauf hin, dass die Kirche die Nisthilfen gerne sieht: „Verwilderte Haustauben und Dohlen werden durch die Anwesenheit der Falken beunruhigt.“ Seit 2014 hängt eine Nisthilfe am Kirchturm, bereits im ersten Jahr hatte es einen Nistversuch gegeben, die vergangenen vier Jahre wurde gebrütet. „Turmfalken sind hier in der Region gar nicht so selten“, erzählt Claus von Kannen. Die Population nehme stetig zu. 32 Nisthilfen gebe es im Stadtgebiet. 2015 habe es 113 junge Turmfalken in Korschenbroich gegeben.

 Im vergangenen Jahr schlüpften diese Falken in Rheydt.

Im vergangenen Jahr schlüpften diese Falken in Rheydt.

Foto: Gabi Peters

Die Inneneinrichtung des Falken-Apartments ist zweckmäßig: Da diese Vögel kein Nest bauen, haben die Mitglieder der Vogelschutzgruppe den Boden mit Streu ausgelegt. Claus von Kannen ist sicher, dass es ohne diese Hilfen deutlich weniger Turmfalken geben würde. Und der 73-Jährige erklärt, dass Turmfalken nicht unbedingt in schwindelerregender Höhe brüten müssten.

So gut es mit dem Turmfalken-Nachwuchs klappt: Die Vogelschutzgruppe hat Nachwuchssorgen: „Die meisten Mitglieder sind wie wir über 70 Jahre alt“, sagt Hans Großmann (74). Jünger sollten sie sein, so um die 50 oder 60 zumindest. Er und Claus von Kannen haben alle Erhebungen penibel notiert. Dem Nistkastenkontrollbogen von 2018 sind die Bruterfolge zu entnehmen. Sie wissen, dass auch in Korschenbroich immer mehr Vogelarten verlorengehen – ganz verschwunden ist zum Beispiel der Kibitz. Und aus dem früheren Allerweltsvogel und dem Vogel des Jahres 2018, der Feldlerche, ist eine Rarität geworden.

Zum Glück scheint aktuell das Bewusstsein für die Belange der Natur wieder zuzunehmen. Allerdings ist der Gedanke der Freitagsdemonstrationen noch nicht bis nach Korschenbroich übergeschwappt. „Jugendliche interessieren sich nicht für unsere Arbeit“, beklagt Claus von Kannen.

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