Am Hochaltar von St. Georg in Korschenbroich-Liedberg Wo die Geburt Jesu täglich präsent ist

Liedberg · Der Hochaltar von St. Georg birgt eine Weihnachtsdarstellung. Das Relief verbindet Inhalte aus dem Lukas- und dem Matthäusevangelium. Im Ensemble ist die Szene Teil der Lebensgeschichte von der Geburt bis zum Tod am Kreuz.

 Der Hochaltar in der Liedberger Kirche St. Georg stellt im Ensemble die Lebensgeschichte von Jesus dar. Von der Geburt bis zum Tod am Kreuz. Das Relief verbindet Inhalte aus dem Lukas- und dem Matthäus-Evangelium.

Der Hochaltar in der Liedberger Kirche St. Georg stellt im Ensemble die Lebensgeschichte von Jesus dar. Von der Geburt bis zum Tod am Kreuz. Das Relief verbindet Inhalte aus dem Lukas- und dem Matthäus-Evangelium.

Foto: Ilgner,Detlef (ilg)/Ilgner Detlef (ilg)

Wer die Liedberger Kirche St. Georg aufsucht, wird eigentlich das ganze Jahr über mit der Weihnachtsgeschichte konfrontiert. Eingebunden in den Darstellungskanon des Hochaltars ist das Weihnachtsthema in St. Georg permanent präsent. Vielleicht wird es oft nicht mehr bewusst wahrgenommen, denn die genauere Betrachtung verlangt nach ein wenig Nähe.

Das abgebildete Kind ist schon recht groß und deutet über die Geste der ausgebreiteten Arme vorausschauend auf den segnenden Heiland hin. Dieses Kind ist nicht mehr das Neugeborene, das die Hirten in einer Krippe liegend finden, wie im Lukas-Evangelium geschrieben steht. Den Hirten gegenüber verneigen sich die heiligen drei Könige vor dem Kind, erstaunlicherweise auf Augenhöhe mit den Hirten.

 Das ganze Jahr über ist die Weihnachtsgeschichte präsent.

Das ganze Jahr über ist die Weihnachtsgeschichte präsent.

Foto: Ilgner,Detlef (ilg)/Ilgner Detlef (ilg)

In der Liedberger Kirche gestaltete der Düsseldorfer Künstler Albert Pehle seinerzeit diese Szene wie im Zeitraffer: Dabei verband er die Weihnachtsgeschichte nach Lukas mit dem Matthäus-Evangelium, das von den Weisen erzählt, die auf der Suche nach dem neugeborenen König einem Stern folgen und dem Kind Gold, Weihrauch und Myrrhe schenken. Auf dem Josefs-Altar im Seitenschiff wird die Geschichte weiter erzählt mit einer Darstellung der Heiligen Familie auf der Flucht nach Ägypten. Denn ein Engel hatte Josef im Traum gewarnt, dass Herodes das Kind töten wolle. Dieses Thema ist ebenso auf dem Josefs-Altar in der gerade erst sanierten Kleinenbroicher Pfarrkirche St. Dionysius zu finden. Auch ohne den Blick auf den Seitenaltar entpuppt sich das Liedberger Weihnachtsbild als Teil einer Gesamtschau von der Geburt bis zum Tod am Kreuz.

Der Aufbau ist im Wesentlichen symmetrisch um die thronende Madonna angelegt. Ziehvater Josef mit Stab steht links bei den Hirten. Auf der Seite der Könige ist am äußersten Rand der Kopf eines Kamels flacher ausformuliert als die menschlichen Figuren. Doch auffallend herausgestellt durch die Position auf einer Vertikale mit dem Kind ist ein Lamm, das sicherlich dem Hirtenjungen zugeordnet werden kann, der neugierig hinaufschaut.

In der besonderen Anordnung assoziiert das Tier die Begrifflichkeit des Opferlammes und damit die Passion – zumal das Lamm eine bildliche Entsprechung im Mosaik des Antependiums, dem Unterbau des Altars, sowie eine inhaltliche Entsprechung in der Darstellung des letzten Abendmahls erhält. „Das ist eine Perspektive, die so wahrgenommen werden kann. Alles, was der Künstler dargestellt hat, ist eine Gesamtschau auf das Leben. Dass Christus geboren wurde und sterben musste, macht ihn den Menschen gleich. Dieses Kind wurde nicht in einem Palast geboren, sondern unter widrigsten Umständen mit Flucht und Abgewiesen-Werden“, sagt Pfarrer Marc Zimmermann.

„Wir verniedlichen Weihnachten oft“, kommentiert Monika Schmitz vor dem Relief einen weit verbreiteten Umgang mit dem Fest. Vertraut mit der Ausstattung von St. Georg verweist sie auf eine Fülle von Bibelstellen aus dem Alten und Neuen Testament in der Kirche. Darin erkennt sie die Erzählung des „gelehrten Glaubens aus alter Tradition“. Ergänzend zum Vertrauten berichtet sie von einer Begebenheit, die ihr zumindest bedenkenswert erscheint. Bei einer Reise habe ihr eine palästinensische Christin erzählt, dass sie sich schwertue mit der Überlieferung, Maria und Josef seien in der wegen der Volkszählung überfüllten Stadt Bethlehem an allen Herbergen abgewiesen worden.

Ein solches Verhalten gegenüber einer hochschwangeren Frau passe nicht zum Gebot der Gastfreundschaft. Es wäre doch möglich, die Situation derart zu deuten, dass Maria den Trubel meiden wollte und zu den Hirten ging, die vertraut waren mit der Geburt als naturgegebenen Vorgang.

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