Historisches Mauerwerk in Kleinenbroich Sandsteinbrunnen soll wiedererrichtet werden

Korschenbroich · Teile des Mauerwerks wurden 2016 bei Geländearbeiten entdeckt. Der Heimatverein sicherte die Steine und plant den Aufbau.

Laien mögen in den gestapelten Brocken am Zaun einer Wiese allenfalls einen Steinhaufen erkennen. Professor Reiner Tillmanns aber liest in den Details ein aufschlussreiches Kapitel Kleinenbroicher Historie. Der Vorsitzende des Heimatvereins gerät ins Schwärmen, wenn er auf die Bearbeitung der Liedberger Sandsteine verweist, und er weiß zudem, ihre Besonderheiten und Funktion zu deuten.

 Angela Schipperges und Reiner Tillmanns neben den Resten des historischen Sandsteinbrunnens in Kleinenbroich.

Angela Schipperges und Reiner Tillmanns neben den Resten des historischen Sandsteinbrunnens in Kleinenbroich.

Foto: Ilgner Detlef (ilg)

Die Sandsteine bildeten einst einen Brunnen, der vermutlich aus dem 18. Jahrhundert stammt und in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts aufgegeben wurde. Der führte v-förmig in die Tiefe zum Grundwasser und hatte seinen ursprünglichen Platz im alten Siedlungsgebiet, auf dem Grundstück der ehemaligen Traditionsgaststätte „Zur Traube“. Hier wurde der gemauerte Brunnen 2016 bei Geländearbeiten wiederentdeckt. Der Brunnenschacht war mit Backsteinen und Liedberger Quarzitbrocken abgedeckt.

In der archäologischen Grabung wurden Fundstücke gesichert, die im Depot des Landesmuseums in Bonn lagern. Der Heimatverein lässt ermitteln, um welche Stücke es sich handelt, und möchte sie gegebenenfalls für eine Ausstellung nach Kleinenbroich holen. Für die Lagerung der sichergestellten Sandsteine stellte Josef Schipperges den nötigen Platz zur Verfügung. Nach dem allzu frühen Tod des alteingesessenen Kleinenbroichers fühlt sich Tochter Angela dem Vermächtnis des Vaters verpflichtet. So ruhen die Steine am gleichen Ort bis zum Wiederaufbau im vorübergehenden Dornröschen-Schlaf.

Tillmanns hofft, dass der Verein das Vorhaben in absehbarer Zeit in Angriff nehmen und damit das geschichtsträchtige Zeugnis wieder sichtbar machen kann. Ein historisch korrekter Wiederaufbau soll mit Hilfe des Landschaftsverbandes und weiterer fachkompetenter Unterstützung realisiert werden. Wenn möglich, soll auch wieder – wie einst – ein Eichengrund nach Art des Pfahlbauprinzips in den Boden gerammt werden.

Ein solcher Eichengrund diente als Basis und Filter. In Gedanken sieht Tillmanns bereits beim Brunnen eine Bank stehen, die zum Verweilen einlädt, wie auch Informationen in klassischer und moderner Form.

„Der Wulst ist schon extrem aufwändig und schön gearbeitet. Das war kein Brunnen von armen Leuten“, kommentiert der Heimatfreund Tillmanns die besondere Bearbeitung. Der Jurist hofft, dass der Brunnen in die Nähe seines alten Standorts zurückkehren kann. Dafür müsste er im alten Kleinenbroicher Siedlungskern allenfalls die Straßenseite wechseln. So blieben die historischen Anknüpfungspunkte zur früheren Gaststätte mit ihren einstigen Funktionen als Weinhaus und Gerichtsstätte erhalten wie auch zum Haus Randerath mit seiner 900-jährigen Geschichte. Tillmanns hat sich mit diesem Anliegen bereits an Dirk Hexges, den Eigentümer von Haus Randerath, gewandt.

Zunächst aber will sich der Verein für den Erhalt des schmiedeeisernen Gitters am Alten Friedhof einsetzen. Denn hier hat der Substanzverlust bereits eingesetzt. Die Restaurierung dürfte einige Tausend Euro kosten und setzt eine Spendenaktion voraus. Doch für die Zeit danach ist das Brunnenprojekt geplant.

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