Kirche in Korschenbroich St. Andreas putzt seine Orgelpfeifen

Korschenbroich · Die mehr als 50 Jahre alte Hauptorgel der St. Andreas-Kirche ist abgebaut, weil sie in den kommenden Monaten aufwendig von einer Spezialfirma generalüberholt wird. Freiwillige wuschen jetzt vor dem Kirchenportal Hunderte Orgelpfeifen – um Kosten zu sparen.

 Ralf Heinrichs, Karl Heinz Göris und Bodo von Tongeln putzen vor dem Kirchenportal die Orgelpfeifen.

Ralf Heinrichs, Karl Heinz Göris und Bodo von Tongeln putzen vor dem Kirchenportal die Orgelpfeifen.

Foto: Markus Rick

Vor St. Andreas sind Tische aufgestellt, auf denen behutsam auf Handtüchern gebettet Orgelpfeifen liegen. Eigentlich sind Orgelpfeifen recht robust, doch die Klappen der Stimmlippen sind sehr weich und damit leicht verbiegbar. Es ist 11 Uhr am vergangenen Samstag. Kirchenvorstandsmitglied Karl-Heinz Göres und seine Putzkolonne, die sich aus vier Männern der örtlichen St. Sebastianus-Bruderschaft zusammensetzt, haben an diesem Morgen bereits 200 Orgelpfeifen einzeln vorsichtig mit einer Grundreiniger-Lauge gewaschen und anschließend mit einem Staubsauger getrocknet. Etwa 20 Prozent der Pfeifen sind aus Holz gebaut. Sie werden nur von außen nass gereinigt, ihr Inneres saugen die Männer sorgfältig aus; für die großen Pfeifen wird der Sauger gegen eine Klobürste mit Teleskopstiel ausgetauscht. Orgelpfeifen aus Blei, Kupfer und Zink vertragen auch im Klangkörperinneren eine Feuchtbehandlung.

Beim Saugvorgang erklingen auf dem Kirchplatz die typischen Töne der einzelnen Pfeifen: Weich und anschmiegsam die Holzpfeifen, klar und hell die metallischen Klangkörper. Erhaben hören sie sich alle an. Auf der Terrasse des angrenzenden Eiscafés haben sich an diesem Vormittag etliche Gäste eingefunden, die dieses echte Klangkuriosum live miterleben wollen.

 Ralf Heinrichs, Bodo von Tongeln und Marco Heuter (v.l.) prüfen das Innere einer Holzpfeife.

Ralf Heinrichs, Bodo von Tongeln und Marco Heuter (v.l.) prüfen das Innere einer Holzpfeife.

Foto: Markus Rick

„Wir arbeiten noch zwei Stunden, dann machen wir bei 600 gesäuberten Pfeifen für heute Schluss“, sagt Göres. Die Männer möchten so viele der 2000 Pfeifen wie möglich selbst reinigen und damit Kosten sparen; drei bis vier Wochen Zeit haben sie sich hierfür gegeben. Die restlichen Pfeifen werden in der Werkstatt des Hellenthaler Orgelbauers Weimbs renoviert, der sämtliche Orgelpfeifen anschließend in einem zweimonatigen Verfahren wieder intoniert. Zur Reorganisation und Restaurierung der Orgel, die üblicherweise alle 15 Jahre stattfindet, zählt auch die Installation eines neuen Spieltischs auf Rollen. Er kann später je nach Position von Chor und Orchester flexibel aufgestellt werden. Die Front der Hauptorgel wird von ihrem momentanen Standort 65 Zentimeter nach vorne verlegt, um zukünftig mehr Platz für Wartungsarbeiten zu ermöglichen. Am Vorabend des Ersten Advents soll die frisch gereinigte Orgel feierlich wieder eingeweiht werden.

St. Andreas ist ein bekannter Standort für erstklassige Orgelmusik. Die Orgelwettbewerbe und Orgelwochen, die hier im jährlichen Wechsel veranstaltet werden, ziehen Musikstudenten wie bekannte Musiker gleichermaßen an. Für die aufwendige, beinahe ein halbes Jahr dauernde Restaurierung der Hauptorgel werden mehr als 380.000 Euro investiert. 145.000 Euro stammen aus dem Fördertopf für historische und musikalisch herausragende Orgeln in Deutschland des Bundesministeriums für Kultur. Das Bistum Aachen, die Gemeinde und private Spender finanzieren den Rest der Kosten.

Ein besonderes Sponsoring hat sich der Freundeskreis für Orgelmusik an St. Andreas einfallen lassen: Er bietet einen Kunstdruck des Künstlers Martin Lersch an, der die Korschenbroicher Orgel gemalt hat.

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