Im Kulturbahnhof Korschenbroich Macks Kunst und Goethes Gedanken

Korschenbroich · Die Kunsthistorikerin Barbara Steingießer stellte in der Reihe “Kultursalon“ in Korschenbroich die Werke zweier großer Künstler gegenüber. Unter dem Titel „Taten des Lichts“ zeigte sie einige Parallelen bei Mack und Goethe auf.

 Barbara Steingießer bei ihrem Vortrag im Kulturbahnhof.

Barbara Steingießer bei ihrem Vortrag im Kulturbahnhof.

Foto: Ilgner Detlef (ilg)

Heinz Mack ließ sich von Goethes Farbenkreis inspirieren, variierte aber die Anordnung. So gleiten die Farben ineinander über und scheinen zu rotieren. Auf Einladung von Kulturamt und Freundeskreis für Kunst und Kultur deckte Barbara Steingießer nun in der Gegenüberstellung von Goethes Farbenlehre mit der Lichtkunst des ZERO-Künstlers Mack überraschende Parallelen auf. „Taten des Lichts“ überschreibt sie ihren Vortrag in Anlehnung an Goethes Vorwort zur Farbenlehre.

„Goethe war überzeugt, dass die Farben durch das Zusammenwirken von Licht und Finsternis entstehen. Ohne Licht können wir die Farben nicht sehen, daher ist das Verständnis von Farben als Taten des Lichts auch für uns unmittelbar einleuchtend“, sagte die Kunsthistorikerin. Sie beschrieb den zeichnenden Dichter, Politiker und Naturwissenschaftlicher Goethe sowie den zuweilen auch dichtenden und musizierenden Bildhauer, Maler und Philosophen Mack als Künstler von außerordentlicher Produktivität und Energie. Beiden gehe es in der Beschäftigung mit der Natur um ein „anschauendes Denken und denkendes Anschauen“. Mack fand auf Ibiza die „Insel des Lichts“, Goethe beschrieb die Faszination der untergehenden Sonne Italiens.

Für Goethe und Mack stellte Steingießer in Anspielung auf Barnett Newmans Hauptwerk fest, dass sie keine Angst vor Rot, Gelb und Blau hätten. Für Mack galt das allerdings nicht immer. Er habe in seiner Erinnerung betont, dass nach 1945 für viele Maler der Krieg noch einmal auf der Leinwand stattfand. Später habe Mack bekannt, dass er die Farben liebe und von ihnen geliebt werde, so Steingießer. Sie zeigte, wie modern Goethe dachte, sichtbar in seinem Entwurf des ersten abstrakten Denkmals der abendländischen Kunst sowie im Wunsch nach spartenübergreifendem Denken.

Für Mack stellte sie fest, dass er heute das Licht nicht mehr male, sondern in seinen Lichtreliefs selbst zur Erscheinung kommen lasse. So werde das Licht zum Darsteller auf der Bühne, die der Künstler ihm bietet. „Daher sind alle Kunstwerke des Lichtkünstlers Mack zugleich Taten des Lichts“, sagte Steingießer. Sie verwies auf Goethes Interesse an der Morphologie, der Lehre von Gestalt und Umbildung organischer Körper unter dem Einfluss des Lichts. Auch erinnerte sie an Goethes Begeisterung für den Orient, wo die Sonne aufgeht. Und sie zeigte, wie Mack in einer Hommage für den Klassiker den Farbenreichtum seiner Lyrik in Pastellen zu einem Dialog von Formen und Farben inspirierte.

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