Serie Mein Korschenbroich Eine intakte Dorfgemeinschaft prägt Glehn
Korschenbroich · Der 6200 Einwohner starke Ortsteil hat engagierte Vereine, den Bürgerbus, Gewerbegebiete und ein Technologiezentrum. Hermann Buchkremer hat viel über Glehn zu erzählen. Ein Besuch.
Als Hermann Buchkremer 1965 von Scherfhausen nach Glehn zog, um dort zu heiraten, hatte das Dorf knapp über 3600 Einwohner. Inzwischen leben mehr als 6200 Menschen in Glehn, das im 12. Jahrhundert erstmals in einer Urkunde erwähnt wurde. Das Dorf hat sich zu einem Stadtteil entwickelt, in dem es Arbeit gibt und wo die tägliche Nahversorgung gesichert ist. Die Umgebung ist noch landwirtschaftlich geprägt, schließlich wohnt auch Kreislandwirt Wolfgang Wappenschmidt im Fleckenhaus am Ortsrand. Aber daneben haben sich Gewerbegebiete entwickelt. „Glehn-Ost wurde noch vor der kommunalen Neugliederung eingeleitet“, sagt Buchkremer. Später kam die Glehner Heide hinzu, die im kommenden Jahr erweitert werden soll. Auch die Einwohnerzahl wird noch wachsen. Zwischen Haupt- und Elisabethstraße entstehen demnächst mehr als 40 neue Baugrundstücke.
Buchkremer war dabei, als 1986 das ehemalige Glehner Kloster an den Kreis Neuss verpachtet wurde. „Ich arbeitete damals im Kirchenvorstand von St. Pankratius und habe den Vertrag mit dem Kreis mitunterschrieben“, erzählt Buchkremer. Aus dem alten Kloster wurde ein Technologiezentrum (TZ), das später auch die alte Schule direkt daneben übernahm. Seitdem bietet das TZ Glehn zahlreiche Kurse an, für Menschen im Beruf und für solche, die eine Anstellung suchen. „Ich selbst mache dort bei der Gesundheitsbelehrung für Berufe mit, die das Infektionsschutzgesetz beachten müssen“, sagt Buchkremer.
Der Glehner gehörte 2007 auch zu den Gründern der Korschenbroicher Bürgerstiftung. „Wir wollen durch die Förderung und Stärkung des Gemeinsinns sowie der Mitverantwortung des Einzelnen ein breites Fundament der Bürgergesellschaft schaffen und an einer positiven Entwicklung unserer Stadt mitwirken“, sagt Buchkremer. Inzwischen hat der 79-Jährige auf eine Wiederwahl in den Vorstand der Stiftung verzichtet, doch die Idee einer positiven Entwicklung der Stadt sind geblieben. Dazu gehört auch der Bürgerbus, der in Glehn seine Zentrale an der Bachstraße 12 hat.
Bis auf die Sonn- und Feiertage ist der Bus täglich nach Fahrplan unterwegs. Er verbindet nicht nur die Stadtteile, er trägt auch zum Stadtbewusstsein bei. „Früher war Glehn mehr nach Neuss orientiert, vor der Neugliederung wurde ja auch das Modell diskutiert, dass Glehn mit Bedburdyck und Hemmerden zusammengehen könnte“, sagt Buchkremer. Aber nun geht der Blick zum Ortskern von Korschenbroich. „Dort sind zum Beispiel Fachärzte. Und der Bürgerbus bringt die Glehner, die einen solchen Arzt benötigen, in die Stadt.“
Auch das kirchliche Leben wird in Glehn, das zum Erzbistum Köln gehört, reichhaltig gepflegt. Buchkremer erinnert sich daran, dass er Messdiener war und später Vorleser in St. Pankratius. „Das war noch vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil, als die Messen in Latein gelesen wurden. Da gab es bei uns den Vorleser, der die Texte übersetzt hat.“ Zwar müsse nun nichts mehr übersetzt werden, aber die Kirchengemeinde könne immer noch auf viele Messdiener zurückgreifen.
Die Dorfgemeinschaft ist auch heute noch ein wichtiger Faktor. Wer als Neubürger kommt und Kinder hat, lernt schnell andere Leute kennen. „Die Krönung ist aber, wenn die Männer im Schützenverein mitmachen. Da werden auch die Frauen einbezogen, und man kommt ganz schnell in der Gemeinschaft an.“ Buchkremer selbst kennt das genau: Er war 30 Jahre lang Grenadiermajor und kontrollierte vom Pferd aus das 850 Mann starke Regiment.