Tradition in Korschenbroich-Pesch Meditation im Zeichen des Lichts

Korschenbroich · Während die Sonne langsam über Korschenbroich aufgeht, gehen 40 Gemeindemitglieder in der Kirchen St. Marien Pesch in sich. Die jährliche Früh-Meditation um 5 Uhr ist besser besucht als so mancher regulärer Gottesdienst.

 Lichter-Spiele: Bereits zum neunten Mal bot die Pfarre St. Marien Pesch eine Früh-Meditation um 5 Uhr an. Die Kirche war trotz der frühen Zeit gut besucht.

Lichter-Spiele: Bereits zum neunten Mal bot die Pfarre St. Marien Pesch eine Früh-Meditation um 5 Uhr an. Die Kirche war trotz der frühen Zeit gut besucht.

Foto: Markus Rick (rick)

Es muss schon etwas Außergewöhnliches stattfinden, wenn an einem Samstag um fünf Uhr in der Frühe kaum noch ein Parkplatz an der Pfarrkirche St. Marien frei ist. Es ist dunkel, aber das Zwitschern der Vögel kündet vom unmittelbar bevorstehenden Sonnenaufgang. Das Feuer in den Eisen-Körben weist vor der Kirche den Weg. Innen brennt keine einzige Glühbirne, lediglich Kerzen erhellen den Kirchenraum spärlich. Und dann sind da die vielen Frühaufsteher, die sich das besondere Erlebnis nicht entgehen lassen wollen.

Die 9. Meditation vor Tau und Tag in der Pfarrkirche St. Marien Pesch am Samstagmorgen wird wieder sehr gut angenommen: Rund 40 Gemeindemitglieder haben sich zu früher Stunde aufgemacht in die Kirche, die Meditation beginnt bereits um fünf Uhr. Mitglieder des Organisationsteams haben sich bereits um vier Uhr eingefunden, um ein reichhaltiges Frühstücksbuffet anbieten zu können. Die Personen, die die Meditation gestalten – es handelt sich, ebenso wie bei den Besuchern, überwiegend um Frauen – sitzen verstreut in der Kirche.

Licht und Dunkelheit sind das beherrschende Thema: „Ich habe Angst, dass die Zeiten finsterer werden, dass es keine Sonntage, keine Freiräume mehr gibt“, ist da zu hören. Entsprechend dumpf und bedrohlich hören sich die Orgelklänge an – Kantor Dominik Lorenz hat noch nie über den frühen Termin geklagt, er steht wie selbstverständlich zur Verfügung. Christian Sochart vom Pfarreirat spricht das Segensgebet „In dunklen Stunden“ von Anselm Grün. Das kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass er eigentlich eine andere Aufgabe hat: Er ist für das Licht zuständig. Und das wird auf einmal heller, nicht nur draußen, sondern auch in der Kirche.

Sochart sorgt mit einem hellen Strahler dafür, dass der Jesus am Kreuz Schatten wirft. „Und Gott sprach, es werde Licht“, ertönt es aus den Lautsprechern. Und es ward Licht. Längst wird es auch draußen hell. Die Kirchenbesucher wissen, dass die Strahlkraft vor allem der Ost-Fenster am Morgen enorm ist – allein für diesen Anblick dürfte sich das frühe Aufstehen gelohnt haben. Und sie hören die Geschichte von den Bäumen, die Großes vorhaben: Einer wünscht, zu einer Schatztruhe verarbeitet zu werden – aus ihm wird eine Futterkrippe gemacht – eine, in der das Jesuskind liegen wird, also eine Schatztruhe.

Manuela Pfeiffer nimmt die Anwesenden mit auf eine Fantasiereise. Die Botschaft: „Liebe entsteht in dir, wann immer du es zulässt. Lasse dein inneres Licht immer stärker strahlen.“ Die Besucher sind erstaunt darüber, dass so viele Gemeindemitglieder gekommen sind – mehr als zu so manchem Gottesdienst zu einer gewöhnlichen Uhrzeit. „Ich bin immer dabei, aus Überzeugung“, sagt Monika Moll. Martina Dappen erklärt, dass die Idee aus den Reihen der Trier-Pilger stammt. Sie fühlt sich nicht müde, sondern gestärkt für den Tag, fährt anschließend an die Nordseeküste. Organist Lorenz hat vor, sich zu Hause nochmal hinzulegen. Sochart glaubt, das Erfolgsgeheimnis zu kennen: „Es ist ein seltenes und ungewöhnliches Angebot.“

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