Aktion in Korschenbroich Familie hilft Kröten ins Laichgebiet

Korschenbroich · In Korschenbroich gibt es drei Wandergebiete für Amphibien. An der Liedberger Straße helfen Hans Tack, Julia Müllers und Tochter Johanna den Tieren über die gefährliche Zone. An zwei anderen Stellen gibt es derweil bereits einen Schutz.

 Hans Tack und Julia Müllers haben diese Kröte an der Liedberger Straße entdeckt.

Hans Tack und Julia Müllers haben diese Kröte an der Liedberger Straße entdeckt.

Foto: Hans Tack

Was die Gnus in die Serengeti, die Störche nach Afrika und Meeresschildkröten in die Karibik lockt, das treibt auch die Kröten aus dem Hoppbruch über die Liedberger Straße in zwei kleine Teiche – einer hinter der alten Feuerwehr, ein anderer in einem Privatgarten. Denn dort sind sie einst aus dem Laich geschlüpft. Ihr genetisches Programm schickt sie wieder zurück in diese Teiche, wenn sie selbst Nachwuchs bekommen.

Doch zwischen dem Wald und den Teichen ist die Fläche versiegelt. Häuser und Garagen stehen dicht an dicht, nur Maschendrahtzäune erlauben hier und da ein Durchschlüpfen. Dann aber liegt die vielbefahrene Liedberger Straße vor den Kröten, und viele schaffen es nicht, die andere Seite zu erreichen.

„Wir haben in diesem Jahr 350 Kröten gezählt, 70 davon waren überfahren“, sagt Hans Tack. Gemeinsam mit seiner Gefährtin Julia Müllers war er im März 2018 im Haus Schellen. „Als wir rauskamen, lagen überall tote Kröten. Das hat mich sehr beschäftigt“, sagt Julia Müllers. Die Familie beschloss, selbst aktiv zu werden. Bewaffnet mit Taschenlampen, Eimern und Handschuhen machten sie sich mit Tochter Johanna von ihrem Wohnort Kaarst auf nach Pesch. Was 2018 begann, setzt die Familie auch in dieser Saison fort.

 Die Kröten wollen aus dem Hoppbruch in die Laichgewässer jenseits der Liedberger Straße.

Die Kröten wollen aus dem Hoppbruch in die Laichgewässer jenseits der Liedberger Straße.

Foto: Hans Tack

„Manchmal startet die Wanderung schon Ende Februar“, sagt Hans Tack. „Sie dauert dann das ganze Jahr über an, denn die geschlüpften Kröten wollen zurück ins Sommer- oder Winterquartier“, erläutert Gerd Sack von der Ortsgruppe des Bundes für Umwelt- und Naturschutz (BUND). Zurzeit bieten regnerische Tage, an denen es nicht zu kalt ist, ideale Wanderbedingungen für die Kröten, die sich bei Anbruch der Abenddämmerung auf den Weg machen.

Die reiselustigen Amphibien überqueren die Liedberger Straße in einem Korridor, der von der Donatusstraße bis zum Haus Schellen reicht. Das entspricht der Strecke, die der Teil des Hoppbruchs hinter den Gebäuden ausmacht. Hans Tack wünscht sich zwischen Wald und den Gärten der Häuser an der Liedberger Straße einen Krötenzaun. Das aber ist nicht so einfach.

 Kommen derzeit häufig von Kaarst nach Pesch: Hans Tack, Julia Müllers und Tochter Johanna wollen etwas für die Umwelt tun und helfen den Kröten an der Liedberger Straße.

Kommen derzeit häufig von Kaarst nach Pesch: Hans Tack, Julia Müllers und Tochter Johanna wollen etwas für die Umwelt tun und helfen den Kröten an der Liedberger Straße.

Foto: Friedhelm Ruf

„Wir müssten mit allen Grundstückseigentümern Kontakt aufnehmen, ob wir dort einen Zaun aufbauen dürfen“, sagt Theo Verjans, der bei der Verwaltung für Natur- und Umweltfragen zuständig ist. Zudem müsse die Stadt erst noch eine neue Absperrung kaufen, denn: „Den Zaun, den wir hatten, haben wir an den Kreis abgetreten.“ Der Rhein-Kreis hat damit eine geordnete Wanderung für Kröten an der Myllendonker Straße eingerichtet. Außerdem gibt es einen weiteren Schutz an der Landstraße 381 in Höhe der Lichtstraße. Dort aber, so Theo Verjans, werde der Landesbetrieb Straßen NRW im Herbst einen festen Krötenzaun mit zwei Tunneln einrichten. Dann kommen Kröten ohne Hilfe sicher ins Laichgebiet und zurück.

Doch in allen anderen Fällen braucht es Menschen, die Kröten an eine Stelle bringen, von der sie sicher ihr Ziel erreichen können. Das übernehmen Mitglieder des BUND und andere Freiwillige. Gerd Sack wünscht sich Geschwindigkeitsbeschränkungen zur Sicherheit der Menschen, die Kröten aufsammeln. „Sinnvoll wären auch Schutzvorrichtungen an Kanaldeckeln, damit keine Kröte hineinfällt sowie abgeflachte Bordsteine.“ Dass die Stadt dafür kein Geld hat, ist für Gerd Sack kein Hinderungsgrund, denn: „Die Verwaltung ist auch dem Artenschutz verpflichtet.“

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