Eröffnung der Internationalen Orgelwoche Orgelspiel von unfassbarer Gewalt bis zu friedvoller Hoffnung

Korschenbroich · Marcel Verheggen, Organist an der Basilika St. Servatius und Professor für Orgel an der Hochschule für Musik in Maastricht, eröffnete die Internationale Orgelwoche in St. Andreas. Er begeisterte mit Werken aus drei Jahrhunderten.

Marcel Verheggen aus Maastricht gab das Eröffnungskonzert zur Internationalen Orgelwoche an der Orgel in St. Andreas.

Marcel Verheggen aus Maastricht gab das Eröffnungskonzert zur Internationalen Orgelwoche an der Orgel in St. Andreas.

Foto: Ilgner Detlef (ilg)

Zum Eröffnungskonzert der 46. Internationalen Orgelwoche rechnete Bürgermeister Marc Venten vor, wie die Reihe vor drei Jahren wegen der Pandemie erstmals aus dem Takt geraten war. Nun aber war ihr wieder ein glanzvoller Start vergönnt. Der Maastrichter Organist Marcel Verheggen begeisterte mit Werken aus drei Jahrhunderten. Dabei ließ er vortrefflich das Spektrum des vor gut drei Jahren generalsanierten Instruments zur Geltung kommen.

Zu Beginn erklärte der Interpret den Zuhörern den in sich gespiegelten Aufbau des Programms. Auf Anfang und Ende verteilt spielte er Johann Sebastian Bachs Präludium und Fuga in G BWV 541, die so zur Klammer wurden, wie es in früheren Messen oft der Brauch gewesen sei. Bachs Choral „Vater unser im Himmelreich“ fand seine inhaltliche Entsprechung in Felix Mendelssohn-Bartholdys Sonate VI Opus 65 Nummer 6, der „Vater unser-Sonate“. Die zentral platzierte „Fantasie super 721“ des niederländischen Zeitgenossen Peter-Jan Wagemans birgt im Ausdruck Not und Ohnmacht vor unfassbarer Gewalt. Diesem Werk stellte Verheggen Bill Evans` Friedensstück „Peace Piece“ im friedvollen Kontrast gegenüber, der in der Gesamtkonstellation zur Antwort auf Bachs Choral „Erbarm dich mein, o Herre Gott“ BWV 721 wurde. Die Technik der Live-Übertragung streikte zwar die meiste Zeit. Doch da das Hörerlebnis entscheidend ist, war das zu verschmerzen.

Zu Bachs Präludium führte Verheggen souverän ins Programm ein. Im Gefüge des Programms war es ein optimistisch hell anmutender Einstieg. Verhaltener und dabei meisterlich servierte der Organist an der Basilika St. Servatius und Professor für Orgel an der Hochschule für Musik in Maastricht den ersten der beiden ausgewählten Bach Choräle. Poetisch im Ausdruck das darauffolgende „Erbarme dich“. Im Rückgriff auf Bachs Choral, der im Bach Werke-Verzeichnis unter der Nummer 721 aufgeführt ist, übertrug Wagemans Elemente der Vorlage ins Laute. Sein 2002 geschriebenes Werk wirkte in Verheggens Interpretation wie die musikalische Auseinandersetzung mit aktuellem Kriegsgeschehen. Der Organist gestaltete virtuos den Ausdruck von innerer Zerrissenheit. Ein signalhaft aufgeladener Ton durchbrach einem Schrei gleich getrieben wirkende Folgen und damit kontrastierte lähmende Verzögerungen. Einfühlsam gestaltete der Virtuose zum Ende im besonnenen Ausdruck von Evans´ Friedensstücks eine hoffnungsvolle Antwort.

Am Mittwoch, 22. März, gibt Wolfgang Seifen ein Improvisationskonzert. Thomas Schmitz aus Münster beendet am Freitag die Internationale Orgelwoche.

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