Serie „Mein Korschenbroich“ Auf einen Plausch in der „Lügen-Ecke“

Korschenbroich · Eingebettet zwischen Feldern und Wiesen punktet Drölsholz mit ruhiger Wohnlage und einer verschmitzten Idee. Nicht ganz eindeutig ist dagegen, ob Haus Raedt noch zum Ortsteil gehört.

 Hier wurde schon so manche Geschichte erzählt: Die Drölsholzer Klaus Feldermann, Hans-Günther Vietz und Dieter Armbrust (v.l.) in der „Lügen-Ecke“ an der Lehmstraße.

Hier wurde schon so manche Geschichte erzählt: Die Drölsholzer Klaus Feldermann, Hans-Günther Vietz und Dieter Armbrust (v.l.) in der „Lügen-Ecke“ an der Lehmstraße.

Foto: Raupold, Isabella/Raupold, Isabella (ikr)

Die „Lügen-Ecke“ in der Lehmstraße könnte eine Neigung zur phantasievoll ausschmückenden Erzählung vermuten lassen. Jedenfalls ist sie Indiz für den verschmitzten Zug ihrer Ideengeber. „Hier haben sich die Leute getroffen und erzählt. Da war auch manches Jägerlatein dabei. Irgendwann kamen Heinz Hollender, Peter Schmitz, Peter Hannen und Josef Margan die Idee, eine Bank aufstellen zu lassen“, erzählt Anwohner Klaus Feldermann, der seit 1987 die ruhige Wohnlage in Drölsholz, dem Heimatort seiner Frau, schätzt.

Hans-Günther Vietz setzte seine in der Volkshochschule erworbenen Schnitzkenntnisse ein, um für den Treffpunkt eine Holztafel zu fertigen. Das schmucke Aussehen des Ortsteils ist dem in Schlesien geborenen 90-Jährigen, der 1964 in Drölsholz baute, eine Herzensangelegenheit. Daher ist er im Komitee, das sich für die Pflege des 1904 errichteten Wegekreuzes aus verputztem Sandstein einsetzt. Der Drölsholzer Klaus Dross reinigte fachgerecht das denkmalgeschützte Flurkreuz mit vegetabilem Dekor und wurde zum Dank mit einem Kaninchenbraten bedacht.

Das Kreuz steht am Ortsrand nur wenige hundert Meter entfernt vom Haus Raedt, einem zweieinhalb-geschossigen Schlösschen. Johann Adolf Freiherr Wolff Metternich zur Gracht ließ es zwischen 1654 und 1657 anstelle eines ursprünglich mittelalterlichen Burghauses errichten. Vietz ist überzeugt, dass Haus Raedt zu Drölsholz gehört. Karl-Josef Groß, einst Vorsitzender des  Heimatvereins Liedberg, stellt fest, dass das Gebäude ein Liedberger Lehen war und vermutlich jenseits der Drölsholzer Grenze liegt. Der Steinhausener Michael Götzen sieht über die seinerzeit üblichen „Knüppellehen“ (die Verpflichtung von Wachdiensten mit einem „Knüppel“) eine mögliche Verbindung von Haus Raedt zu Drölsholz gegeben. Er betont, dass der Ortsname ursprünglich einen Sprengel bezeichnete und es für Drölsholz keine eindeutigen Verwaltungsgrenzen gibt.

Dieter Armbrust, Mitglied im Liedberger Heimatverein, nennt die Feuerwehrwache, das Ende der Lehmstraße und die Grenze zu Pesch als Markierungspunkte für das Drölsholzer Gebiet. Vietz erinnert sich an die Zeit, als der Ortsteil sumpfig und oft überschwemmt war. „Darum konnten wir damals keine Keller bauen. Früher standen hier nur wenige Häuser“, erzählt er. Zu seinem Bedauern finden Nachbarschaftsfeste inzwischen nur noch unregelmäßig statt. Gerne denkt Vietz an die Zeit zurück, als Graf von Spee „immer mit einem Fässchen Bier“ zu geselligen Anlässen kam.

Abgesehen von einem Bauernladen hat Drölsholz weder Geschäfte und noch Kneipen. „Für einen Gasthausbesuch gehen wir nach Liedberg oder Steinhausen“, sagt Armbrust.  Mit beiden Ortsteilen haben die Drölholzer eine gemeinsame Feuerwehrwache. Das Verhältnis zu den Nachbarn sei gut. „Mein Schwiegervater erzählte schon mal von kleinen Fehden, die aber eher jugendlichem Leichtsinn entsprangen“, sagt Feldermann. Die Drölsholzer feiern ihr Schützenfest mit der St. Sebastianus Schützenbruderschaft Liedberg. Sie sind stolz, dass sie mit Tobias Ramrath sowie Markus Vietz und Markus Menrath König und Minister stellen.

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