Präventionsprogramm zum Schutz vor sexualisierter Gewalt an Kindern "Starke Kinder Kiste" für Kleinenbroicher Kitas

Kleinenbroich · Die große rote Schatztruhe ist zentrales Element eines Präventionsprogramms zum Schutz der Kleinen vor sexualisierter Gewalt. Der Kleinenbroicher Ben Baak förderte das Projekt durch eine Spende von 2500 Euro.

 Ben Baak hält das Megafon aus der Schatztruhe. Er hat das Projekt durch eine Spende ermöglicht. Darüber freuen sich die Kita-Leiterinnen Barbara Antony-Wildschütz, Elke Berzen und Karin Goldammer-Manolakis mit den Kindern Benedikt, Emilia, Emilia und Max (v.l.) sowie Jerome Braun von der Kinderschutzstiftung Hänsel und Gretel (l.).

Ben Baak hält das Megafon aus der Schatztruhe. Er hat das Projekt durch eine Spende ermöglicht. Darüber freuen sich die Kita-Leiterinnen Barbara Antony-Wildschütz, Elke Berzen und Karin Goldammer-Manolakis mit den Kindern Benedikt, Emilia, Emilia und Max (v.l.) sowie Jerome Braun von der Kinderschutzstiftung Hänsel und Gretel (l.).

Foto: Rick, Markus (rick)/Markus Rick (rick)

Kleinenbroich. Heute ist der Internationale Kindertag, doch drei Kleinenbroicher Kitas erhielten schon gestern gemeinsam eine große rote Schatztruhe mit der Aufschrift „Starke Kinder Kiste“. Darin enthalten sind neben Fachliteratur für die Erzieherinnen Bilderbücher, die niedliche Plüsch-Katze Kim, ein golden schimmerndes Megafon und andere Schätze mehr.

Den allergrößten Schatz aber sollen die Kinder noch entdecken. Denn dieser Schatz sind sie selbst. Die Kiste ist zentrales Element eines Präventionsprogramms zum Schutz vor sexualisierter Gewalt an Kindergartenkindern. Ziele des Programms sind Selbstwertstärkung, ganzheitliche Prävention in der Kita unter Einbeziehung von Kindern, Eltern und Fachkräften.

„Wir haben heute eine spannende Zahl“, betonte Jerome Braun bei der Übergabe der bisher 499. Kiste in der Kita mit Familienzentrum „Im Holzkamp“. Sie wird die „Starke Kinder Kiste“ gemeinsam mit der Städtischen Kita am Hallenbad und dem Stätischen Inklusiven Familienzentrum Josef Thory Straße nutzen.

Der Projektträger Deutsche Kinderschutzstiftung Hänsel und Gretel in Karlsruhe und die gemeinnützige GmbH Petze-Institut für Gewaltprävention hoffen bis ins Jahr 2028 5.000 Kindergärten über die Kiste für das Präventionsprogramm gewonnen zu haben. Dabei sollen sich immer mindestens drei Kitas eine Kiste teilen, so Braun, Geschäftsführer der Stiftung.
Ben Baak finanzierte die „Starke Kinder Kiste“ für die Kleinenbroicher Kitas durch eine Spende in Höhe von 2.500 Euro. Nachrichten zum Thema Kindesmissbrauch seien unglaublich und erschreckend. „Man muss die Gesellschaft für dieses Thema öffnen“, erklärt der Kleinenbroicher seine Motivation.

Den Beteiligten ist bewusst, dass nicht jedes klar formulierte „Nein“ tatsächlich schützt. Daher sollen Kinder während des Programms auch lernen, dass sie keine Schuld tragen, wenn sie missbraucht werden. „Es muss ihnen vermittelt werden, dass sie sprechen sollen, und dafür müssen sie auch sprachfähig gemacht werden“, betont Braun daher.

Denn die Vermittlung eines Schuldgefühls bei den Opfern sei Teil der Täterstrategie. Daher liegt in der Kiste neben den schönen Dingen auch ein dunkler Sorgensack, der möglichst entsorgt werden sollte. So sollen die Kinder lernen, sich mit ihren Nöten anzuvertrauen und darüber Erleichterung zu finden. Die früher oft verniedlichte Bezeichnung von Geschlechtsteilen sei den Tätern entgegengekommen.

Doch die Fähigkeit, Gefühle und Geschlechtsteile zu benennen, signalisiere potenziellen Tätern, dass Kinder Bescheid wüssten. Das Megafon helfe insbesondere stilleren Kindern, ihr Nein laut herauszuschreien. Die Stopp-Kelle werde manchmal auch gern gegen andere unliebsame Dinge eingesetzt, doch auch das sei in Ordnung, erzählt Braun schmunzelnd.

Die Kindergartenleiterinnen sind vom Konzept überzeugt. Das Programm füge sich hervorragend in die konzeptionelle Arbeit ein, versichern übereinstimmend Gastgeberin Elke Berzen und ihre Kolleginnen Karin Goldammer-Manolakis von der Städtischen Kita am Hallenbad und Barbara Antony-Wildschütz vom Inklusiven Familienzentrum.

Die Einheiten könnten auch situationsabhängig eingesetzt werden, wenn von den Kindern Impulse kommen, etwa durch sogenannte Dr. Spiele. Mit Hilfe einer Magnetpuppe können Kinder zeigen, an welchen Körperstellen sie gerne berührt werden und an welchen nicht. Am Ende des auf sechs Einheiten angelegten Programms bekommt ein jedes Kind das Bilderbüchlein „Echte Schätze!“ geschenkt. Außerdem enthält die Kiste verschiedene Anleitungen, darunter auch eine für die eigene Schatzkiste. So werde das Thema auch ins Elternhaus getragen. Engagierte Eltern würden nachfragen, so Berzen. Auch so werde das Thema öffentlicher.

  • Sechs Präventionsprinzipien: 1) Meine Gefühle sind richtig! 2) Ich kann zwischen angenehmen und unangenehmen Berührungen unterscheiden! 3) Ich kenne den Unterschied zwischen guten und schlechten Geheimnissen! 4) Ich hole mir Hilfe, wenn ich etwas nicht alleine schaffe! 5) Mein Körper gehört mir! 6) Ich darf Nein sagen! Ich habe keine Schuld, wenn mir etwas passiert!
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