Ehrenamt in Korschenbroich Seit 30 Jahren gibt es die Kleiderstube

Korschenbroich · Das Projekt entstand damals, um Menschen aus dem ehemaligen Jugoslawien mit Kleidung zu unterstützen. Inzwischen werden auch Spielzeug, Geschirr und Möbel verteilt. Das Angebot wird von vielen Flüchtlingen in der Stadt angenommen.

 Nina Ail Ahmadi, Lidia Wulf, Barbara Jakubowski und Ina Markwart sowie Nechnan Alias, Hamed Aghamonu und Hamid Azizi sind in der Kleiderstube aktiv und packen fleißig mit an.

Nina Ail Ahmadi, Lidia Wulf, Barbara Jakubowski und Ina Markwart sowie Nechnan Alias, Hamed Aghamonu und Hamid Azizi sind in der Kleiderstube aktiv und packen fleißig mit an.

Foto: Isabella Raupold

Mit der Flüchtlingswelle vor drei Jahrzehnten – die Menschen kamen damals vor allem aus dem früheren Jugoslawien – stellte sich die Frage nach der Versorgung mit Kleidung. Ursula Johnen kam damals auf die Idee, eine Kleiderstube einzurichten. Die erste Anlaufstelle war an der Regentenstraße im alten Krankenhaus untergebracht, das dort stand, wo sich heute die Niederrhein-Klinik befindet. Mit dem Abriss des Krankenhauses zog die Kleiderstube an die Friedrich-Ebert-Straße und seit 17 Jahren ist sie auf dem Gelände der Pescher Grundschule untergebracht. Vor acht Jahren war es dort zu Beschwerden von Eltern gekommen mit der Folge, dass die Öffnungszeiten verlegt wurden. Schulkinder und Menschen, die sich mit gebrauchter Kleidung eindeckten, begegneten sich fortan nicht mehr, der Fortbestand der Caritas-Kleiderstube war gesichert.

Petra Koenen vom Sozialamt der Stadt Korschenbroich kann sich auf die Mitarbeiter von der Kleiderstube verlassen. Längst geht es nicht mehr nur um Kleidung, zu einer Erstausstattung für Flüchtlinge gehören beispielsweise auch Dinge wie Bettwäsche, Handtücher und Geschirr – und Spielzeug für die Kinder. Barbara Jakubowski stammt aus Polen. „Ich weiß, wie es ist, wenn man nichts hat“, sagt die Ehrenamtlerin, die Ursula Johnen respektvoll „unsere Chefin“ nennt. Was ihr im Laufe der Jahre aufgefallen ist: „Unser Klientel ist schon wählerischer geworden.“ Die Ehrenamtler können sich auf einen Angestellten des Sozialamtes verlassen. Er heißt Hamid Agkamori, stammt aus dem Iran und ist einst selber als Flüchtling nach Deutschland gekommen. Er kann sich mit seinen Landsleuten, aber auch mit Flüchtlingen, die aus Afghanistan kommen, bestens verständigen.

Einer von ihnen ist zum Beispiel Hamid Asisi aus Afghanistan, der regelmäßig in der Kleiderstube aushilft und auch das Lager an der Fuggerstraße betreut, in dem Möbel auf neue Besitzer warten. Er wird intern „der kleine Hamid“ genannt. Hella Hanisch macht sich in der Kleiderstube nützlich, unterstützt aber auch die Familie von Hamid Asisi. Dass die Auswahl im Lager der Kleiderstube so groß ist, hat auch viel mit Ursula Johnen zu tun: Die 81-Jährige, die für ihr Engagement mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt wurde, kennt viele Bürger, wird oft angesprochen und zu Hause angerufen. Und wenn es an irgendetwas mangeln sollte, dann weiß sie stets, mit wem sie Kontakt aufnehmen muss.

Sie kennt aber auch ihre „Kunden“, achtet zum Beispiel darauf, dass sie sich nicht zu großzügig bedienen. Allgemein gilt: Die Korschenbroicher Bürger sind sehr großzügig, wenn es um die Unterstützung der Kleiderstube geht, sie reagieren prompt auf neue Spendenaufrufe – und sie gehören selber kaum zu den Nutzern der Kleiderstube. „Wir haben nur rund 120 Personen, die Leistungen vom Sozialamt bekommen“, weiß Petra Koenen. Es ist nicht auszuschließen, dass die wenigen Bedürftigen ohne Migrationshintergrund sich davor scheuen, von dem Angebot an der Kleinenbroicher Straße Gebrauch zu machen.

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