Diskussion um Korschenbroicher Straße Eine Erklärtafel für die Hindenburgstraße

Korschenbroich · Die Aktive fordert ein Zusatzschild für die nach dem Reichspräsidenten benannte Straße in Korschenbroich. Darin soll auf dessen negative Rolle in der Geschichte eingegangen werden. Die übrigen Ratsfraktionen sind geteilter Meinung.

 Ein Straßenschild weist auf die Hindenburgstraße in Korschenbroich hin. Bald vielleicht mit einer Erläuterung.

Ein Straßenschild weist auf die Hindenburgstraße in Korschenbroich hin. Bald vielleicht mit einer Erläuterung.

Foto: Ilgner,Detlef (ilg)/Ilgner Detlef (ilg)

Sie ist eine der prägnanten Straßen im Korschenbroicher Ortskern. Die Hindenburgstraße, benannt nach Paul von Hindenburg. Hindenburg war Generalfeldmarschall im Ersten Weltkrieg, Reichspräsident zur Zeit der Weimarer Republik und der Mann, der Adolf Hitler 1933 zum Reichskanzler ernannte. Ein zweifelhaftes Lebenswerk, das die Fraktion Die Aktive im mittlerweile abgesagten Ausschuss für Kultur, Familie, Soziales und Senioren am 21. April thematisieren wollte.

„Hindenburg spielt in der deutschen Geschichte eine sehr negative Rolle, da er wesentlich zur Machtergreifung der Nationalsozialisten im Jahr 1933 beigetragen hat“, heißt es in dem Antrag. Die Fraktion fordert daher, dass die Schilder der Hindenburgstraße mit einem Zusatz versehen werden, in dem die negative Rolle von Hindenburg verdeutlicht wird. Durch die Corona-Krise wird es bis zur Diskussion im Ausschuss wohl noch einige Zeit dauern. Verantwortliche der im Stadtrat vertretenen Parteien haben sich jedoch schon einmal telefonisch zu der Idee geäußert. Dabei outete sich zwar durchweg niemand als Hindenburg-Fan. Die Reaktionen zu dem Antrag waren dennoch geteilt.

„Es gibt an verschiedenen Straßenschildern ja bereits Erläuterungen“, sagt Wolfgang Houben, Fraktionsvorsitzender der Grünen Realos. Houben ist einer von zwei Befragten, die die Idee grundsätzlich begrüßen. Seine Bedenken seien eher praktischer Natur. „Es wird schwer, sich da einen passenden Text auszudenken“, sagt er. Grundsätzlich halte er es allerdings für „nicht verkehrt“, auf Hindenburgs Rolle hinzuweisen.

Ähnlich äußert sich auch Grünen-Fraktionschef Jochen Andretzky. „Der Name Hindenburg hat bereits in mehreren Städten für Diskussionen gesorgt“, sagt er. In Frage käme prinzipiell auch eine Umbenennung der Straße, die aber Adressänderungen für viele Menschen und Unternehmen zur Folge hätte. Er könne daher der Idee etwas abgewinnen.

Die übrigen Fraktionen stehen dem Antrag von Die Aktive aus unterschiedlichen Gründen eher skeptisch gegenüber. „Für mich stellt sich die Frage, ob man die Straße dann nicht gleich umbenennen sollte“, sagt der FDP-Stadtverbandsvorsitzende Thomas Betz. Eine wirkliche Notwendigkeit sehe er dafür allerdings nicht. „Ich hätte auch kein Problem, wenn es so bleibt, wie es ist.“ Sollte eine Umbenennung wirklich in Frage kommen, schlägt Betz eine Bürgerbeteiligung vor.

CDU-Fraktionschef Thomas Siegers spricht von einem „schwierigen Thema“, dass die CDU in dieser Form nicht aufgegriffen hätte. „Ich bin mir auch unsicher, ob man die Rolle Hindenburgs in zwei, drei Sätzen ausreichend erläutern kann“, sagt er. „Das sollten wir jedoch offen diskutieren.“

„Wenn es zur Glückseligkeit beiträgt, sollen sie das machen“, sagt Bernd Makowiack (ULLi). Er halte von einem Zusatzschild jedoch nichts. „Wenn, dann sollten wir die Straße gleich umbenennen.“ Makowiack habe jedoch auch ein generelles Problem mit dem Antrag. „Ich halte nicht allzu viel davon, dass wir jetzt so vorgezogenen Kommunalwahlkampf betreiben.“ Das beobachte er derzeit ähnlich bei den Grünen, sagt er.

SPD-Fraktionschef Albert Richter geht sogar noch einen Schritt weiter. „Da bis zum 30. April keine Ausschusssitzungen stattfinden, gebe ich momentan auf Anträge anderer Fraktionen gar keine Stellungnahmen ab“, sagt er. Seine Fraktion werde sich zunächst zu anderen Themen als den Folgen der Corona-Pandemie bedeckt halten. „Es gibt derzeit wichtigeres in der Stadt zu tun“, so Richter.

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