Jugendtraining beim Kegelsportverein Korschenbroich Ein Sport mit Nachwuchssorgen

Korschenbroich · Einst Massenvergnügen, ist das Kegeln heute tief in der Krise. Die Mitgliederzahlen sinken. In Korschenbroich soll ein Kindertraining helfen.

 Der zwölfjährige Louis Zander beim Kinderkegeln des KSV Korschenbroich.

Der zwölfjährige Louis Zander beim Kinderkegeln des KSV Korschenbroich.

Foto: Marc Latsch

Louis Zander ist zwölf Jahre alt, kommt aus Korschenbroich. Und er kegelt. Zumindest ab und zu. An diesem Nachmittag ist er zum „Ferienspaß“ des Kegelsportvereins (KSV) Korschenbroich gekommen. Er ist der Erste und wirft schon einmal ein paar Kugeln.

Sein Trainer heute ist Günter Rohr. Jeden Mittwoch findet sein Angebot statt. In den Ferien werben die Kegler noch einmal extra für das Nachwuchstraining. Um neue Kinder und Jugendliche anzusprechen. „Die Teilnehmerzahlen sind schwankend“, sagt Rohr. Sein Ferien-Rekord liegt bei mehr als 20 Jungkeglern. Dieses Mal kommen vier.

Rohr weiß auch, dass Kinder wie Louis einer seltenen Spezies angehören. „Es sind schon auch ein paar Jüngere dabei, aber die meisten unserer Mitglieder sind über 40 Jahre alt“, sagt er. Gründe für den Mangel nennt er viele. Die Wettkämpfe am Sonntag seien nicht familienfreundlich. Lange Schultage verringern die Motivation der Jugendlichen. Dazu seien die Angebote heute immens. Er erinnert sich an ein Nachwuchstalent im eigenen Verein. „Er war Messdiener, spielte Trompete, Handball. Als dann auch noch der Fußball dazu kam, war es mit dem Kegeln vorbei“, sagt er.

Derartige Probleme gibt es nicht nur in Korschenbroich. In ganz Nordrhein-Westfalen verliert der Sport seine Mitglieder. Vor zwei Jahrzehnten gab es noch rund 11.000 Sportkegler in NRW, 2019 waren es noch 2493. Alleine in den letzten fünf Jahren hat der Verband mehr als ein Viertel seiner Mitglieder verloren. Nur ein Drittel der Sportkegler sind Männer unter 50 oder Frauen unter 45 Jahren. Nicht einmal jeder Zehnte ist höchstens 18 Jahre alt. „Alle Anstrengungen der Vereine, insbesondere Jugendliche für den Sport zu begeistern, haben nur geringen Erfolg. Eine Lösung ist nicht in Sicht“, sagt Inge Erwied, Pressewartin des Westdeutschen Kegel- und Bowlingverbands.

Auch in Korschenbroich gibt es derzeit keine Jugendmannschaft. Nachwuchskegler könnten dennoch durch Kooperationen mit anderen Vereinen am Spielbetrieb teilnehmen. Dazu kämen Einzelwettkämpfe. Von der Kreismeisterschaft bis zu bundesweiten Titelkämpfen.

Aufgegeben haben sie beim KSV noch nicht. Rohr hat sein Kindertraining überarbeitet. Versucht immer wieder auch mal „Spiele mit einem hohen Glücksfaktor“ einzubauen, wie er sagt. Sodass der Nachwuchs auch ihn einmal schlagen könne.

Louis Zander hat das motiviert. Er komme zwar auch zum Kegeln, weil die Bahn „sehr nah von zu Hause“ ist. Doch der Spaßfaktor sei hoch. „Mir gefällt, dass man dabei seine Wut rauslassen kann“, sagt er. Der Sport sei genau richtig, um Aggressionen abzubauen.

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