Aus der Kämmerei in Korschenbroich Der Haushalt bildet die ganze Stadt ab

Korschenbroich · Achim Schröder wacht in Korschenbroich über alle Einnahmen und Ausgaben. Seit 37 Jahren arbeitet er für die Verwaltung. Er stellt den Etat zusammen, der sichert, dass die Kommune ihre Pflichten erfüllt.

 Achim Schröder an seinem Arbeitsplatz in der Kämmerei. Er ist stellvertretender Amtsleiter. Am Anfang seiner Laufbahn arbeitete er beim Kreis Neuss. Das ist inzwischen 37 Jahre her.

Achim Schröder an seinem Arbeitsplatz in der Kämmerei. Er ist stellvertretender Amtsleiter. Am Anfang seiner Laufbahn arbeitete er beim Kreis Neuss. Das ist inzwischen 37 Jahre her.

Foto: Ilgner Detlef (ilg)

Dem mit der höchsten Auszeichnung für Mathematik geehrten Professor Peter Scholze fällt es nach eigenem Bekunden schwer, Nichtmathematiker in die perfektoiden Räume zur Behandlung arithmetisch algebraischer Geometrie einzuführen. Einem anderen „Herrn der Zahlen“ fällt es dagegen leicht, ein jährlich wiederkehrendes Rechenwerk, das kaum einen Bürger in der Stadt interessiert, zu erläutern. Denn Achim Schröder ist als stellvertretender Amtsleiter in der Kämmerei zuständig für den Etat, den Haushalt der Stadt. Seit 37 Jahren macht er das, „und nur einmal hat ein Bürger etwas zu einem bestimmten Posten wissen wollen.“ Dabei geht der Haushalt jeden Korschenbroicher an, denn hier ist beschrieben, was die Stadt an Geld einnimmt und wie sie es wieder ausgibt.

„Im März eines Jahres verschicke ich Mitteilungen an die einzelnen Ämter, damit sie anmelden, wie viel Geld sie für ihre Aufgaben benötigen.“ Wenn es mehr sei als im vergangenen Jahr, müsste die Mehrausgabe begründet werden. „Das ist immer gut in offenen Gesprächen gelungen.“ Die Abstimmung mit allen Ämtern mündet in Haushaltsprojektionen, wo das Zahlenwerk nach und nach ein Gesicht bekommt. Wenn im Rathaus alles geklärt ist, wird der kommende Etat dem Korschenbroicher Stadtrat vorgelegt und dort beraten. Spätestens im November eines jeden Jahres wird der neue Haushalt im Rat verabschiedet.

Doch woher kommen die Einnahmen der Stadt? „Das sind in der Hauptsache die großen Steuereinnahmen für Gewerbe, für Ackerland (Grundsteuer A) und für bebaute Gebiete (Grundsteuer B). Hinzu kommen Anteile an der Einkommens- und Unternehmenssteuer“, sagt Achim Schröder. Außerdem nehme die Stadt Korschenbroich noch kleinere Steuern ein wie etwa von Hundebesitzern oder von Eigentümern, die Spielhallen betreiben (Vergnügungssteuer). „Wir haben 75 Millionen Euro an Einnahmen.“ Und wieviel gibt die Stadt aus, Herr Schröder? „74 Millionen Euro. Das ist im Haushalt 2018 ein geplanter Überschuss. Wir haben 34 Millionen Euro Kassenkredite, vergleichbar dem Überziehen von Girokonten. Das müssen wir dringend abbauen, daher ein geplanter Überschuss.“ Die anderen 34 Millionen Euro an Schulden sind Investitionskredite, mit denen die Stadt nicht nur Kindergärten oder Schulen baut, sondern auch die heimische Wirtschaft ankurbelt.

Das meiste Geld muss die Stadt Korschenbroich für Umlagen ausgeben. Zum einen geht viel Geld direkt an den Kreis, der seinerseits die Umlage der Kommunen direkt weiterleitet, etwa an den Landschaftsverband. Die Stadt zahlt an den Kreis aber auch noch eine Jugendamtsumlage sowie eine Umlage für die Kreisjugendmusikschule. Ein Teil der Gewerbesteuer geht außerdem ans Land, das zudem von der Stadt eine Krankenhausumlage erwartet. Was die Gewerbesteuer angeht, so bekommt Schröder fast jeden Tag Berichte vom Finanzamt. „Dort steht, wer Gewerbesteuer zahlt und in welcher Höhe. Das wird regelmäßig angepasst.“

Achim Schröder sähe es gern, wenn in der Gesellschaft weniger über Steuern geklagt und stattdessen über die Wertigkeit von Steuern nachgedacht werde. „Wir finanzieren damit doch die ganze Infrastruktur, wir unterhalten Kindergärten, Schulen, pflegen die Straßen und unterhalten sogar eine freiwillige Feuerwehr.“

Der Haushalt selbst gibt zwar über viele Einzelheiten Auskunft. Tatsächlich aber ist er als Produktkatalog aufgebaut. Das ist ein Effekt aus der Zeit, als Anfang der 1990er Jahre im Kreis Neuss über neue Steuerungsmodelle einer wirtschaftlich arbeitenden Kommune diskutiert wurde, Stichwort damals war das Tilburger Modell. „Wir haben heute 69 Projekte, etwa das Thema Kultur. „Das ist fast immer ein Zuschussgeschäft. Dort dürfen die Einnahmen und die Ausgaben 120.000 Euro als Zuschuss nicht überschreiten.“ Dabei sei die Kultur aber findig, gute Einnahmen zu erzielen und Fördertöpfe zu entdecken, um die Finanzen des Projekts Kultur zu entlasten.

Achim Schröder arbeitet seit 1987 bei der Stadt, vorher war er beim Kreis Neuss beschäftigt. „Ich kann mich noch erinnern, wie wir hier mit Karteikarten alle Ausgabenwünsche auf einen großen Tisch gelegt haben und daraus den Haushalt mit Schreib- und Rechenmaschine zusammengestellt haben.“ Inzwischen wird auch der Etat digital bearbeitet, „die gedruckten Pläne werden immer weniger.

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