Soziales in Korschenbroich "Die Jugendhilfe wirkt jeden Tag"

Korschenbroich · Das Kreisjugendamt macht in Korschenbroich viele Angebote. Bei den einzelnen Stationen der mobilen Jugendarbeit lernen die Mädchen und Jungen Verantwortung kennen. Nur selten werden Kinder aus ihren Familien geholt.

 Marion Klein ist die Leiterin des Kreisjugendamtes, das seinen Sitz in Korschenbroich hat. Jugendpfleger Reinhard Giese kümmert sich unter anderem mit vielfältigen Angeboten um die Jugend.

Marion Klein ist die Leiterin des Kreisjugendamtes, das seinen Sitz in Korschenbroich hat. Jugendpfleger Reinhard Giese kümmert sich unter anderem mit vielfältigen Angeboten um die Jugend.

Foto: Ilgner Detlef (ilg)

„Wir haben es hier oft mit ganz sensiblen Themen zu tun“, sagt Marion Klein. Seit 2013 leitet sie das Jugendamt im Rhein-Kreis Neuss, zuständig für die Stadt Korschenbroich sowie die Gemeinden Jüchen und Rommerskirchen. Und das bedeutet eine gewaltige Aufgabenfülle. Was Familien in den drei Kommunen angeboten und für sie geleistet wird, füllt eine mehr als 70 Seiten starke Broschüre, die von Adoptionsvermittlung bis zum Zeltplatz Felschbachtal in der Eifel reicht. „Im Mittelpunkt der Arbeit stehen Kinder und Jugendliche“, sagt Klein. „Und häufig suchen wir Lösungen für Menschen in schwierigen Lebenssituationen, wobei oft auch Eltern und Großeltern einbezogen werden.“ Lösungen können zum Beispiel darin bestehen, dass Jugendliche auf Berufe vorbereitet und in Arbeit vermittelt werden, dass Drogenabhängigen geholfen wird und Familien beraten werden. „Manche unserer jungen Ansprechpartner haben psychische Erkrankungen und auch ihre Eltern.“

„Wir sehen uns als eine eingreifende Behörde“, sagt Reinhard Giese. Er ist Kreisjugendpfleger, schon seit 1982 arbeitet er beim Kreis. Marion Klein sieht das Wort „eingreifend“ eher kritisch: „Wir geben in erster Linie Hilfestellungen in Problemlagen, weil wir junge Menschen unterstützen wollen. Es ist eher selten und kommt vielleicht zweimal im Jahr vor, dass wir eingreifen und zum Beispiel ein Kind von seinen Eltern weg in eine andere Obhut geben müssen.“ Eingreifen sei kein Allheilmittel. „Wir können nicht hellsehen. Wir müssen Druck aushalten. Denn wenn wir ein Kind zu Unrecht aus der Familie holen, ist der Schaden sehr hoch.“

„Jugendhilfe wirkt jeden Tag“, sagt Reinhard Giese. „Das ist eine sehr sinnvolle und sehr wirksame Sache.“ Gleichwohl sei manches für die Mitarbeiter schwer auszuhalten. „Was sie jeden Tag leisten, erfordert eine hohe Kompetenz“, ergänzt Marion Klein. Kreisjugendpfleger Giese ist speziell für die Kinder- und Jugendarbeit zuständig. „Grundsätzlich geht es darum, die persönlichen Kompetenzen, das soziale Engagement und die gesellschaftliche Mitverantwortung zu fördern“, sagt Giese, der seine Arbeit auch immer als Kinder- und Jugendschutz sieht. „Alle unsere Angebote an Kinder und Jugendliche sind Jugendschutz, ob in Sport, in der Schule und der Kultur. Wir haben ein offenes Ohr für jeden, wenn es irgendwo ein Problem gibt oder irgendetwas nicht klappt.“ Im Zuständigkeitsbereich des Kreisjugendamtes gibt es 22 Einrichtungen der offenen Kinder- und Jugendarbeit, in der haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter beschäftigt sind. Im Jugendheim SinnFlut in Glehn hat das Kreisjugendamt die pädagogische Leitung. Das Angebot richtet sich dort an Kinder von sechs bis elf Jahren sowie an Jugendliche ab zwölf Jahren.

Kinder- und Jugendarbeit ist aber nicht nur an feste Standorte, wie in Jugendheimen, gebunden. Seit 1987 kommt das Jugendamt auch direkt zu den Mädchen und Jungen. Der „rollende Jugendtreff“, ein großer Doppeldeckerbus, steuert Spielplätze im Stadtgebiet an. Bei Regen bietet der Bus Platz für Gesellschaftsspiele, bei Sonne steht Sport auf dem Programm, gefeiert wird auch bei Partys und Grillfesten. Hinzu kommt, dass der „rollende Jugendtreff“ auch ganz besondere Angebote macht, etwa mit dem Medienbus „Der Fuchs“, wo es etwa um Internet und seine Gefahren geht. „Wir schaffen einen Rahmen, in dem sich Jugendliche wohlfühlen“, sagt Reinhard Giese.

Bei all diesen Angeboten bekommt der Kreisjugendpfleger auch viel zurück. „Die Jugendlichen übernehmen Verantwortung, ob als Helfer bei Aktionen oder beim Küchen- und Thekendienst. Daraus erwachsen Ehrenämter. Unsere jüngsten Ehrenamtler sind 13 bis 14 Jahre alt.“ Es gehe stets darum, Lebenserfahrung zu vermitteln und zu sammeln. „Sie entdecken Werte und Normen, lernen Grenzen kennen und gewinnen Erfahrung.“

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