Musik in Korschenbroich Kaum junge Sänger im Chor

Kleinenbroich · Der Männergesangverein Eintracht Kleinenbroich hat ein Problem: Das Durchschnittsalter ist zu hoch. Außerdem sind die Mitgliederzahlen rückläufig. Das liegt auch am verstaubten Image, mit dem viele Chöre zu kämpfen haben.

 Thomaes Bommes ist der Vorsitzende des Männergesangvereins Eintracht Kleinenbroich. Er beklagt, dass der Verein überaltert ist.

Thomaes Bommes ist der Vorsitzende des Männergesangvereins Eintracht Kleinenbroich. Er beklagt, dass der Verein überaltert ist.

Foto: Ilgner Detlef (ilg)

Thomas Bommes, Vorsitzender des Männergesangvereins Eintracht Kleinenbroich, kann nicht verstehen, wieso Chöre wie seiner von vielen Zeitgenossen als antiquiert und langweilig angesehen werden. Der 46-Jährige kann diese Vorurteile nur mit mangelndem Wissen erklären. Und er erklärt, wie es sich anfühlt, jede Woche eineinhalb Stunden lang mit anderen Männern unter der Leitung von Georg Schillinger Lieder zu singen: „Man schaltet beim Singen völlig ab. Und für mich ist Singen wie ein Mannschaftssport: Man ist auf Gedeih und Verderb auf die anderen angewiesen.“

Thomas Bommes hat einen fordernden Job, er ist Softwareingenieur, arbeitet für die Telekom, muss jeden Tag bis Bonn fahren, hat Haus und Familie und dennoch sieht er es nicht als Belastung an, wenn er sich Montag für Montag kurz vor 20 Uhr zum Alten Bahnhof in Kleinenbroich zur Chorprobe aufmacht. Noch nie ist es ihm passiert, dass er lieber auf dem Sofa liegen geblieben wäre. Was ihn umtreibt: „Ich bin mit meinen 46 Jahren der Jüngste bei der Eintracht, das Durchschnittsalter ist viel zu hoch, von den insgesamt 24 Sängern sind nur fünf unter 55 Jahre alt.“ Die Mitgliederzahl sei gerade noch so eben ausreichend. Zu seinen besten Zeiten gehörten dem 1854 gegründeten Verein rund 60 Sänger an. Die Mitgliedschaft im Männergesangverein hat für Thomas Bommes auch mit Heimatverbundenheit und Tradition zu tun – für ihn war es eine Selbstverständlichkeit, sich beim MGV Eintracht zu engagieren, ebenso wie er gerne pilgert und bei den Kleinenbroicher Schützen mitmacht, im kommenden Jahr sogar als Schützenkönig.

Aber er kann auch neu Zugezogenen nur empfehlen, sich einem Verein, zum Beispiel dem Männergesangverein anzuschließen: „Das dient der Integration.“ Das sind die gemeinsamen Proben, das Jahreskonzert, das immer ausverkauft ist – und die gemeinsamen Ausflüge, mal mehrtägig, mal Tagesfahrten. Gemeinsam nach dem Konzert den Applaus genießen, das seien tolle Momente, die man in der Gemeinschaft erleben kann. Nein, ein Meisterchor ist der MGV nicht. „Ende der 1970er Jahre haben wir uns um diesen Titel beworben, sind aber gescheitert“, erklärt Bommes, der zugleich an die Teilnahme von Singwettbewerben erinnert, bei denen sein Chor oft gut abgeschnitten habe. Andere Länder, andere Sitten: Das Vorurteil, dass Italiener gerne singen, ist offenbar Realität.

Das dritte Mal seit 2004 wird der Choro città di Ala bei dem Konzert im November mitwirken, es findet mit Rücksicht auf die Gäste ausnahmsweise nicht sonntags, sondern an einem Samstag statt. „Die Gäste aus Italien singen sehr gut, sie sind schon besser als wir“, schwärmt Bommes. Sie sind jünger und in Italien haben Chöre auch nicht so große Probleme, an Nachwuchssänger zu kommen.

Zum Repertoire sagt Thomas Bommes folgendes: „Wir singen auch ganz moderne Songs wie „80 Millionen“ von Max Giesinger.“ Der MGV Eintracht Kleinenbroich sei kein Spartenchor, gesungen werden Volkslieder, aber auch kirchliche Lieder – kein Wunder, schließlich gestaltet der Chor auch die Schützenmesse mit. Thomas Bommes hat einen Wunsch für die Zukunft: „Ich möchte, dass es den Chor noch gibt, wenn ich so alt bin wie die meisten seiner Mitglieder heute sind.“ Genügend Argumente zum Mitsingen gibt es ja genug.

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