Zahl der Imker in Korschenbroich steigt Bienenvölker summen in grünen Oasen

Herrenshoff · In Korschenbroich gibt es viele Bienenvölker. Sie fühlen sich in der Stadt offenbar wohl, und die Zahl der Imker steigt.

 Hajo Bettin präsentiert mit Stolz seine Bienen, die würzigen Honig und Wachs für Kerzen liefern.

Hajo Bettin präsentiert mit Stolz seine Bienen, die würzigen Honig und Wachs für Kerzen liefern.

Foto: Ilgner Detlef (ilg)

Emsige Betriebsamkeit herrscht auf dem Wabenfeld. Mit kundigem Blick unterscheidet Hajo Bittin im Gewimmel die jungen von den älteren Bienen mit den dunkleren Körpern. Beim Öffnen des Bienenstocks trägt der Imker einen Gesichtsschutz und lässt den Smoker rauchen, um die Bienen abzulenken. Doch gleich darauf setzt er beides ab. Die Bienen sind gut drauf, der Schutz ist nicht nötig. Die vielfach beklagte Hitze scheint ihnen nichts auszumachen. Im Bienenstock sind es ohnehin über 37 Grad. Zudem ist im Bienenstock nach unten ein Gitter angebracht, so dass Lüftung einfließen kann.

Probleme könnte es allerdings geben, wenn ein solcher Stock auf einem Flachdach in der Hitze brüten müsste, doch nicht im natürlich beschatteten Garten. „Ein kalter, verregneter Sommer ist für die Bienen viel schlimmer“, sagt Jenny Bittin, ebenfalls leidenschaftliche Imkerin. Das Paar beherbergt im idyllisch naturnahen Garten 14 Bienenvölker und drei weitere auf der Hochzeitswiese. Da jedes Volk eine Bienenkönigin und mehrere tausend Arbeiterinnen hat, ergibt sich eine stattliche Zahl, die abhängig von den Jahreszeiten differiert. Ein starkes Volk kommt in April/Mai auf 40.000 bis 50.000 Bienen. Ab der Sonnenwende im Juni ist die Entwicklung rückläufig. Eine Königin legt circa 1.000 Eier, und so viele Bienen sterben auch im Sommer, so dass die Natur ihr Gleichgewicht hält. Besorgniserregend ist das Bienensterben durch ungünstige Lebensbedingungen.

Beunruhigt beobachten die Imker daher einen wachsenden Trend zu Stein- und Kiesgärten, die keine Nahrung bieten. Gefahr droht auch durch die aus Asien eingeschleppten Varroa-Milben. Zum Schutz der Bienen sind Behandlungen nötig, die es so früher nicht gab. Mit Freude sieht das Imkerpaar allerdings ein wachsendes Bewusstsein zugunsten der Bienen. „Das Sterben der Bienen und ihrer wilden Verwandten ist in aller Munde. Früher wehrten sich viele gegen einen Bienenstock in der Nachbarschaft, aus Angst gestochen zu werden, sagt Hajo Bittin. Im Garten der Bittins finden die Bienen ein Paradies – und nicht nur sie, sondern auch einige Lauf-Enten, Hühner und der freundliche Labrador-Mischling. „Als Imker will man den Garten naturnah haben, und da bleibt auch vieles stehen, was andere als Unkraut empfinden. Wildformen der Pflanzen sind gehaltvoller als Zuchtformen. Bei ungefüllten Blüten kommen die Biene besser an den Nektar“, sagt Hajo Bettin. Auf den Flügen in einem Radius von zwei bis drei Kilometern bringen die Bienen hin und wieder auch Waldtracht mit. Sie gibt dem Honig eine dunklere Färbung und würzigen Geschmack. „Imker lassen kein Krümelchen verkommen“, betont das Ehepaar, das den Honig schleudert, in Gefäße abfüllt, reifen lässt, rührt, damit die Kristalle nicht knüppeldick werden, in Gläser abfüllt und etikettiert sowie Wachs zu Kerzen verarbeitet. Etwa die Hälfte der Produkte wird verschenkt, die andere Hälfte verkauft.

Die Bittins sind Mitglieder im Bienenzuchtverein Korschenbroich mit circa 40 Mitgliedern und insgesamt 260 Bienenvölkern. Einst war die Imkerei eher ein Männerhobby, inzwischen bringen sich ebenso viele Frauen ein. Hajo Bittin weiß: Vielen Imkern geht es nicht in erster Linie um den Honigertrag, sondern um einen Beitrag für die Natur.

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