23 Künstler aus der Stadt beim Arbeitsplatz Kunst Einblicke in Korschenbroicher Ateliers

Korschenbroich · Pandemie und Lockdown haben auch bei den Kreativen Spuren hinterlassen. Das zeigt sich beim Rundgang durch die Werkstätten beim „Arbeitsplatz Kunst“. Dabei sind auch aktuelle Arbeiten auf dem Pflaster in Liedberg entstanden.

 In ihrem Atelier in der Fragenhütte arbeitet Stephanie Hermes fast ausschließlich mit Kettensägen. Sie geht so weit, „bis das Holz nicht mehr kann“.

In ihrem Atelier in der Fragenhütte arbeitet Stephanie Hermes fast ausschließlich mit Kettensägen. Sie geht so weit, „bis das Holz nicht mehr kann“.

Foto: Rick, Markus (rick)/Markus Rick (rick)

Kräftiges Rot und leuchtendes Gelb bündeln sich in Gundhild Tillmanns Bildern zu Farbexplosionen, die einen Herbst- oder Winterblues wie welkes Laub hinwegfegen müssten. Sie sind das Ergebnis einer neuen Phase, in der die Künstlerin für sich die Kalligrafie Tinte entdeckt hat, mit der sich sehr farbintensiv arbeiten lässt. „Sonnenfarben sind meine Farben. Meine Malerei ist inspiriert von Wüsten-Reisen, insbesondere von der Sahara“, sagt die Künstlerin mit Atelier im Hannen-Stammhaus. Einige ältere Arbeiten an der Seite verraten, dass die Farbgebung vor einigen Jahren noch dunkler und Strukturen spitzer waren. Während der Corona-Zeit aber sind viele neue Bilder entstanden, die vermutlich auch eine Sehnsucht spiegeln, da Tillmanns das Reisen fehlt. In Abstraktionen ergeben sich Anmutungen von Sandsteinformationen und Wüstenprofil. „So bin ich eben auf der Leinwand gereist“, stellt sie entschieden fest.

Tillmanns ist eine von 23 Kreativen, die am Wochenende in eigenen Ateliers oder auf Besuch bei Kollegen Einblick in ihre Wirkungsstätten und ihr Schaffen geben. Gabriela Drees-Holz, Korschenbroicher Künstlerin und Mitglied in der spartenübergreifenden Künstlergemeinschaft „Der Blaue Rheydter“, hatte fünf Künstlerkollegen aus der Nachbarstadt nach Liedberg ins Kunsthaus Dreho eingeladen und mit ihnen im Garten eine spannende Skulpturenlandschaft inszeniert. Zu ihren Gästen zählt Gregor Wosik, der auf das Pflaster im Winkel zwischen Haus und Schlosskapelle eine ortsbezogene Impression malt.

 Gregor Wosik hat auf das Pflaster nahe der Schlosskapelle eine Impression passend zur historischen Quarzsand-Gewinnung in Liedberg gemalt.

Gregor Wosik hat auf das Pflaster nahe der Schlosskapelle eine Impression passend zur historischen Quarzsand-Gewinnung in Liedberg gemalt.

Foto: Rick, Markus (rick)/Markus Rick (rick)

Beim Blick durch eine bei der Kapellentür aufgebauten Linse scheint sich die Malerei aus der Fläche dreidimensional zu weiten und den Blick in das unterirdische Liedberg freizugeben. „Bei der Beschäftigung mit dem Ort habe ich erfahren, dass zur Gewinnung des Quarzsandes Tunnel gegraben wurden. Je tiefer sie waren um so besser. Ich habe mir gedacht, ich male eine solche Szene“, sagt Wosik. Schelmisch behauptet er, für sein Vorhaben beim Malen ein Auge an der Linse zu lassen. Tatsächlich arbeitet er geschickt mit Perspektive, Licht und Schatten sowie Entfernungsmerkmalen.

Ursula Möseler hat für die beiden Tage einige Arbeiten zur Ansicht auf den Terrassenbereich ausgelagert. Nachdem sie früher auch auf Leinwand malte, bevorzugt sie inzwischen für Malerei und Monotypie Papier in unterschiedlichen Qualitäten vom Seiden- bis Stein-Papier. Sie arbeitet abstrakt, lässt aber in Teilen eine Ahnung von Figürlichkeit zu. Bei ihr zu Gast zeigt die Kleinenbroicherin Cornelia Gerike-Schuh einige Arbeiten, deren Strukturen in Grautönen bedrückende Empfindungen während des Lockdowns spiegeln. Brandaktuelle Bilder beweisen allerdings, dass die Farben auf Papier und Leinwand wieder lebendiger werden.

Stephanie Hermes nutzt in der Fragenhütte eine beneidenswert große Halle als Atelier. Wie von feinsten Holzresten gepudert, sind die Kettensägen, mit denen sie beinahe ausschließlich arbeitet. Es erscheint unvorstellbar, dass auch einige kleine und lichtdurchlässige Reliefs an den Fenstern so entstanden sein sollen. „Ich schaue, wie weit kann ich gehen, bis das Holz nicht mehr kann“, sagt Hermes über ein Arbeiten in Grenzbereichen. Neuere Objekte sind Naturformen entlehnt, wie etwa Kalkformen von Korallen mit transparenten Durchbrüchen. Die Arbeiten entstehen im Dialog mit dem Material. „Das Holz zeigt mir ein Stück des Weges“, erklärt Hermes den Prozess.

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