Barbara Lechthaler aus Korschenbroich Mit 61 Jahren Senioren-Messdienerin

Glehn · Als Mädchen durfte sie noch keine Ministrantin sein. Nun ist Barbara Lechthaler die erste Frau und zudem die Jüngste, die den Pfarrer bei Trauerfeiern und werktags bei Gottesdiensten in der Gemeinde St. Pankratius unterstützt.

 Barbara Lechthaler (Mitte) ist die erste Frau und zudem die Jüngste im Kreis der Senioren-Messdiener in der Gemeinde Sankt Pankratius in Glehn. Dieter Schulz (links) hatte schon länger dafür gekämpft, Frauen im Team zu haben.

Barbara Lechthaler (Mitte) ist die erste Frau und zudem die Jüngste im Kreis der Senioren-Messdiener in der Gemeinde Sankt Pankratius in Glehn. Dieter Schulz (links) hatte schon länger dafür gekämpft, Frauen im Team zu haben.

Foto: Karin Verhoeven

Sie sind eine Besonderheit in der Gemeinde St. Pankratius in Glehn: die Senioren-Messdiener. Nun haben sie ein weiteres Alleinstellungsmerkmal. Barbara Lechthaler ist die erste Frau unter den insgesamt 17 Senioren-Ministranten. Als Kind durfte sie noch keine Messdienerin sein. Mit nunmehr 61 Jahren ist sie es aber und Barbara Lechthaler ist damit auch gleich die Jüngste im Kreis der Senioren-Ministranten. „Ich freue mich, dass ich so herzlich aufgenommen worden bin. Als Kind bin ich leider nicht bei den Messdienern gewesen – das durften Mädchen damals noch nicht. Und ich finde es gut, dass es inzwischen für mich und alle Frauen sowie Mädchen möglich ist“, sagt die berufstätige Mutter zweier erwachsener Kinder.

„Ich bin froh, dass wir uns in Sankt Pankratius Glehn auf unsere 17 Senioren-Messdiener verlassen können und es ist etwas Besonderes, dass wir mit Barbara Lechthaler seit diesem Herbst nun auch eine Senioren-Messdienerin haben,“ sagt Michael Tewes, leitender Pfarrer im Seelsorgebereich Neuss-West/Korschenbroich, wozu auch Glehn gehört. Hans-Dieter Schulz ist ebenfalls Senioren-Messdiener und er erzählt, dass er schon jahrelang darum gekämpft habe, auch Frauen im Team zu haben. „Ich habe Barbara Lechthaler schon vor zwei Jahren darauf angesprochen“, sagt Schulz.

Bis in die 1980er Jahre war das Thema „weibliche Messdienerinnen“ sehr kontrovers diskutiert worden.  Theo Esser, Senioren-Messdiener der ersten Stunde, bestätigt, dass seine Tochter Martina erst im Jahr 1983 in der Filialkirche St. Joseph in Steinforth Ministrantin werden konnte.

Über einen Mangel an jungen Messdienerinnen und Messdienern können Pfarrer Michael Tewes und sein Pastoralteam wirklich nicht klagen. Waren es vor drei Jahren noch 132 Kinder und Jugendliche, die am Altar dienten, sind es pandemiebedingt jetzt schätzungsweise „nur“ noch gut 100. „Aber aufgrund der Tatsache, dass die jugendlichen Messdienerinnen und Messdiener durch ihre schulischen Verpflichtungen vormittags nicht zur Verfügung stehen und unsere Priester daher werktags bei den Gottesdiensten und Beerdigungen alleine waren, machte mir Pastor MIchael Tewes im Jahr 2006 den Vorschlag, Senioren zu aktivieren“, erinnert sich Hermann Buchkremer. Er nahm die Idee sofort auf. Bis heute ist die damals um ihn gegründete Ministrantengruppe von zunächst 15 Senioren aus dem Leben der Glehner Pfarre nicht mehr wegzudenken.

Die Senioren-Messdiener übernahmen nach entsprechenden Schulungen während der Gottesdienste auch Lektoren- und Kommunionhelfer-Tätigkeiten. Bei Trauerfeiern zählt dazu auch das Tragen des Kreuzes, das Beten des Rosenkranzes sowie die Betreuung am Grab. Inzwischen begleiten immer drei Senioren-Messdiener den Trauerzug zum Grab. „Die Resonanz war von Anfang an sehr positiv. Die Feierlichkeiten haben einen würdigeren Rahmen erhalten,“ sagt Buchkremer. „Es ist ein Zeichen der Wertschätzung seitens der Gemeinde dem Verstorbenen und den Angehörigen gegenüber.“ Und seit Beginn der Pandemie seien trauernde Angehörige ganz besonders dankbar für solche Zeichen der Verbundenheit.

Seit 2015 tragen die Seniorenmessdiener beim Dienst am Altar und bei Beerdigungen Talar und Rochette – der Förderverein von Sankt Pankratius übernahm die Kosten dafür. „Das liturgische Gewand für Laien unterstreicht nicht nur die Festlichkeit und Würde der Liturgie. Das Bedecken der Alltagskleidung macht zudem deutlich, dass hier etwas Besonderes, nicht Alltägliches stattfindet“, erklärt Buchkremer.

Einen besonderen Einsatz für ihre Kirche brachten die Senioren über einen Zeitraum von etwa einem halben Jahr, als sich Küster Paul van de Weyher im Juni 2014 unerwartet in den Ruhestand verabschiedet hatte und es noch keinen Nachfolger gab. Damals organisierten acht Senioren-Messdiener untereinander zudem die Vertretung des Küsters. Insgesamt habe sich die Tätigkeit der Senioren äußerst positiv auf das Zusammengehörigkeitsgefühl innerhalb der Gemeinde und des Ortes ausgewirkt. Barbara Lechthaler fühlt sich jedenfalls ausgesprochen wohl im Kreis der nunmehr 17 Senioren-Ministranten.

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