Lesung in Liedberg Sittengemälde über eine Jugend am Niederrhein

Korschenbroich · Mit „Die wir liebten“ stellte Autor Willi Achten seinen fünften Roman im Sandbauernhof vor. Das Werk enthält viel Autobiografisches.

 Autor Willi Achten las im Sandbauernhof aus seinem mittlerweile fünften Roman „Die wir liebten“.

Autor Willi Achten las im Sandbauernhof aus seinem mittlerweile fünften Roman „Die wir liebten“.

Foto: bauch, jana (jaba)

„Ich habe mich total auf heute gefreut“, sagte Rita Mielke, „Erfinderin“ von „Korschenbroich liest“, am Freitagabend im Liedberger Sandbauernhof. Willi Achten stellte mit „Die wir liebten“ seinen fünften Roman vor – es war die erste Lesung in Korschenbroich seit dem Ausbruch der Pandemie.

Willi Achten ist 62 Jahre alt. Er wuchs in Niederkrüchten-Elmpt auf und lebt heute im niederländischen Vaals bei Aachen. In der Kaiserstadt schreibt Achten nicht nur, sondern arbeitet auch als Lehrer für Sonderpädagogik. Sein Vater hatte eine kleine Bäckerei. Vieles aus seiner eigenen Biografie hat Auswirkungen auf seinen neuesten Roman: Da ist der Vater ebenfalls Bäcker, da ist die Enge des Dorflebens in den frühen 1970er Jahren gerade für junge Menschen spürbar, und da wird mal kurz ein Kapitel aufgeschlagen, das den Leser frösteln lässt: In Waldniel-Hostert gab es das einzige Heim im Rheinland, in dem Kinder während der Nazi-Diktatur umgebracht wurden, mit denen angeblich etwas nicht stimmte.

Dieser Exkurs in die Abgründe der jüngeren deutschen Geschichte prägt den Roman „Die wir liebten“ aber keinesfalls. Dem Autor ging es vielmehr darum, ein Sittengemälde zu malen, angesiedelt zwischen Bob Dylan und Heino. Es geht um eine Jugend am Niederrhein, Borussia Mönchengladbach spielt eine Rolle, die Protagonisten sind die Brüder Edgar und Roman. Die „Generation Golf“ spielt noch im Sandkasten.

Der Autor las viel und verriet nichts: Nicht, was die zwei Brüder da so Schlimmes anstellten in einem Restaurant getreu dem Motto „Rache ist süß“. Und die Zuhörer erfuhren auch nicht, warum die Jungs in ein Heim mussten in der Zucht-und-Ordnung-Zeit. Willi Achten blendete kurz politische Großereignisse ein wie das Misstrauensvotum gegen Willy Brandt. Und er verarbeitete das, was sein Onkel ihm über einen Polizeibeamten berichtet hatte, der kurz vor Kriegsende fünf russische Mädchen erschießen ließ, weil sie eine Glühbirne gestohlen hatten.

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