Augenarzt Raoul Cheuteu Der Korschenbroicher aus Kamerun

Korschenbroich · Raoul Cheuteu hilft mit Unterstützung der „Augenhilfe Afrika“ Kranken in Kamerun. Im Februar soll der Bau einer neuen Klinik beginnen.

 Raoul Cheuteu während einer Untersuchung im Rahmen einer Operationskampagne.    Foto: Franz Thoren

Raoul Cheuteu während einer Untersuchung im Rahmen einer Operationskampagne. Foto: Franz Thoren

Foto: Franz Thoren

Der Zufall führte Raoul Cheuteu an den Niederrhein. Vor 20 Jahren traf er als Medizin-Student in Moskau auf den in Korschenbroich geborenen Unternehmer Wolfgang Otten. Er half ihm spontan mit seinen Russisch-Kenntnissen aus. Der Kontakt blieb bestehen. Familie Otten förderte Cheuteus Ausbildung zum Augenarzt.

Mittlerweile hat Cheuteu nicht nur längst seinen Doktor, er ist auch Korschenbroicher Schützenbruder. Erst kürzlich war er wieder in der Stadt zu Besuch, im Sommer will er wiederkommen. Auch wenn er sein geliebtes „Unges Pengste“ dieses Jahr verpassen wird. Heute tragen Cheuteus Kinder den Zweitnamen „Otten“. Der Name soll bewusst auffallen. „So müssen sie immer von Korschenbroich erzählen“, sagt Cheuteu. „Auch dann, wenn ich einmal tot bin.“

Cheuteu ist nicht nur zum Spaß so regelmäßig zu Gast. Aus dem Umfeld der Korschenbroicher Schützen hat sich im Laufe der Zeit der Verein „Augenhilfe Afrika“ gegründet, ein Hilfsprogramm für Menschen in Cheuteus Heimat Kamerun. Auf Basis von Spendengeldern organisieren die Korschenbroicher mehrmals im Jahr Operationskampagnen in abgelegenen Regionen des Landes. Cheuteu und sein Kollege Giles Kagmeni sind dann neben ihrer Arbeit an der Klinik in Kameruns Hauptstadt Yaounde im Land unterwegs. Mit Korschenbroicher Unterstützung führen sie pro Reise hunderte Untersuchungen und rund 50 Operationen durch. Über 1000 Erblindeten konnte so bereits seit 2014 das Augenlicht zurückgegeben werden.

Der pensionierte Optikermeister Max Heinrichs fliegt dieses Jahr zum vierten Mal nach Kamerun. Am Karnevalssonntag geht es los. „Wenn ich an meine letzte Reise denke, läuft es mir immer noch kalt den Rücken herunter“, sagt er. Dabei zu sein, wenn ein Mensch wieder sehen kann. Das sei mit Worten nicht zu beschreiben.

Heinrichs begleitet eine Operationskampagne im Süden Kameruns. Er ist bei den Untersuchungen dabei, versucht passende Brillen für die Menschen bereitzustellen. „Ich schaue, wie der Bedarf ist und was wir noch tun können, um zu helfen“, sagt er. Heinrichs ist aber noch aus einem anderen Grund im Land.

Am 24. Februar soll in Ambam der Grundstein für eine neues Gebäude gelegt werden. Die Stadt liegt im Süden Kameruns, nahe der Grenzen zu Äquatorialguinea und Gabun. In einem Umkreis von 700 Kilometern gibt es keine Augenklinik. Das soll sich nun ändern. „Die Else-Kröner-Fresenius-Stiftung hat 60.000 Euro für den Bau zur Verfügung gestellt“, sagt der Augenhilfe-Vorsitzende Franz Thoren. Damit seien in etwa die Baukosten gedeckt. Alles was darüber hinaus geht, versucht die Augenhilfe selbst zu beschaffen. Mit Geld- und Materialspenden. Einen Zeitplan für den Bau gibt es bereits. „Im März 2021 soll die Klinik eröffnen“, sagt Thoren.

Bei der Grundsteinlegung wird nicht nur Heinrichs dabei sein. Auch die entsprechenden Honoratioren in Kamerun sind eingeladen, bis hin zum traditionellen regionalen König. Thoren hofft auch auf einen Besuch des deutschen Botschafters.

Parallel zum Klinikbau sollen auch die Operationskampagnen weitergehen. Vor allem der Graue Star ist in der Region ein großes Problem und führt unbehandelt regelmäßig zur Erblindung. Im Mai findet bereits die dritte Kampagne des Jahres statt. Außergewöhnlich früh. „Wir wollen Raoul Cheuteu und Giles Kagmeni danach ein wenig entlasten“, sagt Thoren. Denn beide verdienen mit den Kampagnen kein Geld. Sie müssen auch noch genug Zeit für die Arbeit in Yaounde finden. Um ihre eigenen Familien zu ernähren. So soll gerade gegen Ende des Jahres der Fokus auf dem Krankenhausbau liegen. Damit die Menschen in Ambam bald eine feste Anlaufstelle haben.

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