Geduldsprobe für Korschenbroicher Direktkandidaten Heveling zum vierten Mal im Bundestag

Korschenbroich · Der Wahlabend wird zur Geduldsprobe für den 49 Jahre alten Juristen aus Korschenbroich. Gemeinsam mit seiner Familie und seinem Wahlkampfteam fiebert er dem Wahlergebnis entgegen. Es soll 21.50 Uhr werden, bis er sich offiziell beglückwünschen lässt.

 Claudia und Ansgar Heveling schauen gebannt auf die Monitore. So wie die CDU bundesweit herbe Verluste hinnehmen muss, so wird auch Heveling am Ende des Wahlabends Verluste akzeptieren müssen.

Claudia und Ansgar Heveling schauen gebannt auf die Monitore. So wie die CDU bundesweit herbe Verluste hinnehmen muss, so wird auch Heveling am Ende des Wahlabends Verluste akzeptieren müssen.

Foto: Reichartz,Hans-Peter (hpr)

Er galt als klarer Favorit und wurde dieser Rolle auch bei seiner nunmehr vierten Bundestagswahl gerecht: Ansgar Heveling (CDU) holte auch bei dieser Bundestagswahl den „Wahlkreis 110 Krefeld I – Neuss II“. Damit zieht der 49 Jahre alte Jurist aus Korschenbroich erneut in den Bundestag ein. „Zurück ins Finanzministerium muss ich nicht“, lachte Heveling am späten Abend erleichtert. Er hatte auf einen Listenplatz verzichtet. Zittern musste er in seiner Heimatstadt Korschenbroich nicht: Dort holte er 40,9 Prozent, Philipp Einfalt von der SPD 21,3 Prozent. Dennoch wird der Abend teilweise zur Zitterpartie. Etwa acht Prozentpunkte weniger holt er als 2017.

Er sei voll „gespannter Erwartung“ sagt Heveling, kurz bevor die erste Hochrechnung im Fernsehen und auch im Hannenhaus in Korschenbroich übertragen wird. Mit etwa 20 Personen fiebert der CDU-Bundestagskandidat des „Wahlkreis 110 Krefeld I – Neuss II“ dem Ergebnis entgegen. Darunter seine Ehefrau Claudia, Sohn Adrian (16) und Vater Jürgen Heveling (86) sowie sein Wahlkampfteam und Mitglieder der CDU in Korschenbroich.

Hans-Willi Türks, stellvertretender Bürgermeister, reibt sich die Augen, während im TV Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) sagt, dass Olaf Scholz Kanzler könne. Bürgermeister Marc Venten und der Fraktionsvorsitzende Thomas Siegers schütteln ungläubig die Köpfe.

Derweil beobachten Heveling und sein Team die konkreten Zahlen seines Wahlkreises. Es soll ein langer Wahlabend werden. Denn ganz so eindeutig wie in den Jahren zuvor – 42,4 Prozent holte er 2017, 2013 49 Prozent und 2009 42 Prozent — soll es nicht werden. Noch sieben Stimmbezirke fehlen zwar, aber zu dem Zeitpunkt gegen 22 Uhr hat Heveling 33,6 Prozent geholt, Philipp Einfalt von der SPD 25,2 Prozent.

Der Wahlkreis 110 hat einen ungewöhnlichen Zuschnitt: Dazu gehören aus dem Rhein-Kreis Neuss die Städte Jüchen, Kaarst, Korschenbroich und Meerbusch. Aus dem Bereich der Stadt Krefeld kommen die Stadtbezirke West, Süd, Fischeln, Oppum-Linn sowie  Uerdingen hinzu. Entsprechend zieht sich auch die Stimmauszählung. Bereits gegen 21 Uhr sieht es schon recht gut aus für Heveling: Er führt in fast allen Kommunen des Rhein-Kreises Neuss.

In Krefeld sieht es dagegen anders aus: Dort liegt Philipp Einfalt von der SPD vorne. „Ich habe mir im Vorfeld keine Illusionen gemacht und wusste, dass ich nicht gegen die CDU gewinnen werde, aber so nah heran zu kommen, zeigt mir, dass ich die Menschen mit meinen Themen – vor allem Bildungs- und Wirtschaftspolitik – erreicht habe. Für mich ist das ein beachtlicher Erfolg“, sagt der SPD-Politiker.

Auch Otto Fricke (FDP) aus Krefeld wird wieder in den Bundestag einziehen können. Er war mittags zunächst in Amsterdam in einer niederländischen Talkshow zu Gast, um als Experte – völlig neutral, wie er betont – die politische Lage in Deutschland zu erklären. Denn Fricke spricht fließend niederländisch. Am Abend in Berlin freut sich der 55-Jährige darüber, dass er sich mit Platz sieben auf der Landesliste bereits gedanklich auf weitere vier Jahre im Bundestag einstellen kann. „Für mich ist es eine Bestätigung, dass ich keinen Bockmist gebaut habe“, sagt er bescheiden.

Für Hermann Gröhe, CDU-Bundestagsabgeordneter aus Neuss, wird der Abend auch zur Geduldsprobe. Letztlich sackt er zwar von 2017 errungenen 44 Prozent auf 35,8 Prozent ab, kann aber auch im zweiten Aufeinandertreffen den SPD-Bewerber im Wahlkreis 108 (Neuss I) auf Distanz halten.

 Die Familie von Ansgar Heveling verfolgt gebannt die ersten Stimmauszählungen: Claudia Heveling, Sohn Adrian (16) und Vater Jürgen Heveling im Hannenhaus in Korschenbroich.

Die Familie von Ansgar Heveling verfolgt gebannt die ersten Stimmauszählungen: Claudia Heveling, Sohn Adrian (16) und Vater Jürgen Heveling im Hannenhaus in Korschenbroich.

Foto: Reichartz,Hans-Peter (hpr)
Korschenbroich: Ansgar Heveling von der CDU holt zum vierten Mal das Direktmandat
Foto: grafik
 Die Wahl wurde im Hannenhaus in Korschenbroich von Ansgar Heveling und seinem Team aufmerksam verfolgt. Die Ergebnisse kommen nur schleppend, es zieht sich.

Die Wahl wurde im Hannenhaus in Korschenbroich von Ansgar Heveling und seinem Team aufmerksam verfolgt. Die Ergebnisse kommen nur schleppend, es zieht sich.

Foto: Reichartz,Hans-Peter (hpr)
 Bürgermeister Marc Venten, Sven Frank, der CDU-Fraktionsvorsitzende Thomas Siegers und Bernd Scheufeld sind am Wahlabend mit dabei.

Bürgermeister Marc Venten, Sven Frank, der CDU-Fraktionsvorsitzende Thomas Siegers und Bernd Scheufeld sind am Wahlabend mit dabei.

Foto: Bärbel Broer

In Korschenbroich lässt sich Heveling um 21.50 Uhr offiziell beglückwünschen, auch wenn bis dahin immer noch das amtliche Endergebnis fehlt. Zu den ersten Gratulanten zählen Ehefrau Claudia und Sohn Adrian.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort