Ahnenforscher hilft beim Stadtarchiv Korschenbroich Die Faszination der eigenen Herkunft

Korschenbroich · Herbert Mülfarth ist seit 1978 leidenschaftlicher Ahnenforscher. Seit Anfang Juli hilft er im Stadtarchiv ehrenamtlich bei der Suche nach familiären Wurzeln.

 Herbert Mülfarth ist seit Jahrzehnten leidenschaftlicher Ahnenforscher. Seit Anfang Juli hilft er im Stadtarchiv Korschenbroich ehrenamtlich und unterstützt Bewohner bei deren Suche nach ihren familiären Wurzeln.

Herbert Mülfarth ist seit Jahrzehnten leidenschaftlicher Ahnenforscher. Seit Anfang Juli hilft er im Stadtarchiv Korschenbroich ehrenamtlich und unterstützt Bewohner bei deren Suche nach ihren familiären Wurzeln.

Foto: Ilgner,Detlef (ilg)/Ilgner Detlef (ilg)

Ein Erbschein im familiären Umfeld gab für Herbert Mülfarth den Anstoß, sich mit Familienforschung zu beschäftigen. Die Suche führte ihn zum Geschichtsverein Grevenbroich. Das war 1978, und seitdem hat ihn das Thema gepackt. „Ahnenforschung gilt als Hobby für ältere Damen und Herren. In der eigenen Familie merke ich, dass die Jugend daran tatsächlich weniger interessiert ist. Doch ich fand bereits mit 22 Jahren dazu“, erzählt der 65-Jährige.

Der pensionierte Bankkaufmann zog mit Beginn des Ruhestands von Hannover zurück in die Geburtsstadt Mönchengladbach. Seit Anfang Juli stellt er seine Erfahrungen ehrenamtlich in den Dienst des Korschenbroicher Stadtarchivs. An jedem ersten Mittwoch im Monat unterstützt er von 9 bis 12 Uhr Menschen, die mehr über ihre familiäre Wurzeln erfahren wollen.

„Wir wollen Hilfestellung geben und Daten zusammentragen“, sagt das Mitglied des Geschichtsvereins Grevenbroich. Die Genealogie – also die Erforschung von Herkunft und Verwandtschaftsverhältnissen – ist ein Teilbereich der Vereinsarbeit. Ein Arbeitskreis verkartet Gemeinden im Rhein-Kreis-Neuss und stellt ermittelte Daten betreuten Standesämtern zur Verfügung.

In Korschenbroich sei das Angebot gut aufgenommen worden. „Alle Archive haben das gleiche Problem: Es fehlt an Manpower, und die ist wiederum eine Kostenfrage“, so Mülfarth. Für Anfragen von privaten Ahnenforschern plant er eine dreiviertel Stunde ein. Interessenten sollten als Grundlage verfügbare Unterlagen mitbringen. Mit Rücksicht auf den Datenschutz müssten bei der Recherche Sperrzeiten beachtet und überbrückt werden.

Dazu muss man wissen: Für Geburtsurkunden gilt eine Sperrfrist von 110 Jahren, für Heiratsurkunden von 80 Jahren und für Sterbeurkunden von 40 Jahren. Über Namen, Geburtsdatum und Namen der Eltern einer gesuchten Person sei es möglich, entsprechende Dateien zu finden, um über das Archiv Zugang zur Geburtsurkunde zu erhalten. Der Ahnenforscher erklärt, es sei wichtig, eventuelle Namensvariationen – soweit bekannt – mitzuteilen. Für die Nutzung des Internets empfiehlt er, vorgefundene Angaben nur als Grundlage für weitere Recherchen zu betrachten und vor Verwendung auf Echtheit zu kontrollieren.

„Ich gehöre noch zur Offline-Generation. Da musste man früher in die Archive fahren oder aus originalen Kirchenbüchern abschreiben“, erzählt Mülfarth. Das sei sehr mühsam gewesen, nicht zuletzt bei handschriftlichen Eintragungen in alter Sütterlinschrift. Heute hingegen werde in Archiven zunehmend digitalisiert. Inzwischen seien auch viele Kirchenbücher online einsehbar. Der Mönchengladbacher nennt Todesanzeigen als mögliche Quellen für weitere Recherchen. Auf Heiratsurkunden seien häufig die Namen später geborener Kinder mit Urkundennummern vermerkt.

Für die Klärung von Erbschaftsangelegenheiten seien in der Regel professionelle Erbermittler tätig, sagt Mülfarth. Oft entstehe der Wunsch zur Recherche, wenn zum Beispiel nach dem Tod eines Angehörigen Kartons voller Fotos und Zeugnisse gefunden werden, mit denen keiner etwas anzufangen weiß. Eine Bekannte habe erst so erfahren, dass ihr Großvater neben sechs bekannten Geschwistern vier weitere hatte, die früh verstorben waren. Eine andere erfuhr, dass der Vater zweimal verheiratet war und mindestens noch eine bis dahin unbekannte Halbschwester existierte.

Um Daten mit Leben zu füllen, empfiehlt Mülfarth, zunächst ältere Menschen zu befragen und zu schauen, inwieweit Fotos und Anekdoten zu gesammelten Daten hinzugefügt werden können. Leider seien viele alte Aufnahmen nicht beschriftet. Er selbst habe im eigenen Familienkreis Personen früherer Generationen daher oft erst nach Abgleich mit andernorts vorhandenen Fotobeständen identifizieren können.

Herbert Mülfarth bezeichnet Ahnenforschung als zeitaufwändiges Hobby, das „nicht auf Sprint, sondern auf Langlauf“ angelegt sei. Im Zuge der Erforschung der eigenen Familienverhältnisse hat er allein für die väterliche Seite den inzwischen 17. Band in Leinen binden lassen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort