Lesung im Sandbauernhof Keltische Harfenklänge beim Literaturabend

Liedberg · Jörn-Uwe Wulf gastierte beim 25. Literaturabend des Büchereisystems Korschenbroich.

 Jörn-Uwe Wulf war im Sandbauernhof zu Gast.

Jörn-Uwe Wulf war im Sandbauernhof zu Gast.

Foto: Ilgner Detlef (ilg)

Abenteuerlich sei die Fahrt gewesen, erzählte Jörn-Uwe Wulf vergnügt. Das letzte Stück des Weges von Hamburg zum Sandbauernhof war er mit dem Bürgerbus gekommen. Die reale Begebenheit war rasch berichtet. Dann aber setzte der Erzähler mit der keltischen Harfe an zur großen Geschichte mit reich verschlungenen Pfaden. Er war gekommen auf Einladung des Büchereisystems, das den 25. Literaturabend der Erzählkunst widmete. Zur Jubiläumsveranstaltung gab Rita Höges im Namen der Büchereileiterinnen Einblick in die Auslastung des vergangenen Jahres: Über 1.400 Leser hatten fast 80.000 Ausleihen getätigt aus einem Angebot von mehr als 32.000 Medien zuzüglich der „onleihe“ mit modernen E-Medien. Dieser Abend gehörte nun dem gesprochenen Wort.

Auf Wulfs Wunsch hin saß das Auditorium im breit angelegten Halbrund wie in einer Schale hin zum Erzähler, der in der Hinwendung jeden im Blick hatte. Der Gast verriet, dass er eine über tausendbändige Märchensammlung besitze. Aus ihr speist sich der wesentliche Teil seiner Erzählungen, die er in kunstvoller Verflechtung wechselnder poetischer Mosaiksteine zur großen neuen Geschichte webt. Dabei mäandert Wulf mit dem Erfahrungsschatz und den Vorstellungwelten verschiedener Zeiten und Kulturen in geheimnisvoller Welt und lässt doch ab und an das Hier und Jetzt aufleuchten.

In Liedberg erzählte er vom saturierten Großfürsten, dem das Essen nicht mehr schmeckt und der daher vom Hofnarren zum Mahl von „Steintrieben“ eingeladen wird. Da das sonderbare Gericht lange garen muss, soll ein Märchen die Wartezeit verkürzen – mit immer aufs Neue eingeflochtenen Parabeln und Wendungen. Geschickt durchwanderte Wulf das kunstvolle Gebilde, warf wie nebenbei Zwischenbemerkungen ein und kehrte doch immer wieder zurück zu den unterschiedlichen Erzählsträngen. Zwischendurch ließ er den allmählich hungrig werdenden Großfürsten fragen, wann endlich die Steintriebe aufgetischt würden. In Mimik, Gestik und Klang der Stimme fing der Erzähler das Funkeln eines märchenhaften Zaubers ein. Von den Steintrieben kostete keiner, doch die Geschichte mundete vortrefflich.

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