Vernissage 13 Künstler gestalten die Scheiben einer Pappel
Korschenbroich · 13 Künstler und ein Pappelstamm: das klingt nach einer spannenden Geschichte: Die Korschenbroicher Baumschulmeisterin und Holzbildhauerin Sonja Kreutzer liebt die Pappel, den Baum, der die rheinische Kulturlandschaft so entscheidend prägt.
Einen davon schnitt sie in Scheiben und verteilte zwölf an Künstler und Künstlerinnen, denen sie irgendwann einmal begegnet ist.
Das sind: Cornelia Pastohr, Dagmar Reichel, Isabel Ahrens, Katharina Sieg, Markus Jöhring, Pierre Bailly, Rachel Bosshammer, Ruth Löbner, Sabine Westerwelle, Ulrike Freier und Vera Keitmeier. Mit ihnen sind Malerei, Grafik, Illustration, Kalligrafie, Restauration, Fotografie, Grafikdesign, Steinbildhauerei und die Pädagogik vertreten.
Und jeder und jede hat die Pappel auf seine individuelle Weise bearbeitet. Eine kleine, aber vielfältige Ausstellung von 13 Pappelscheiben entstand. Zu sehen waren sie am Wochenende bei Sonja Kreutzer in Raderbroich. Eröffnet wurde die Ausstellung von Robert Jordan, der ehemals im Neusser Kulturamt tätig war und die Künstlerinitiative Korschenbroich ins Leben rief.
Die unbearbeitete Pappelscheibe trägt mit ihren zarten Linien, Verwerfungen, Einschlüssen und ihrer zurückhaltenden Farbigkeit bereits so viel Schönheit in sich, dass es einigen Künstler schwergefallen sein muss, sie zu bearbeiten. Bemerkenswert: Alle haben die Scheibe in ihrer Form und Struktur erhalten.
Dagmar Reichel aus Viersen greift einen dezenten Riss im Holz auf, um ihn in ihrer Malerei „Die Gedanken sind frei“ zur Horizontlinie zu vervollständigen. Ihre Bemalung ist ausgesprochen zart und lässt die Pappel durchscheinen.
Die Neusserin Cornelia Pastohr ist Steinbildhauerin. „Holz trifft Stein“ nennt sie folgerichtig ihren Stamm. Sie bearbeitete ihn ausschließlich mit Steinmetzwerkzeugen. Steinstaub, Zement und Polierwachs verleihen dem Holz eine schieferartige Anmutung, den Spalt gestaltete sie mit Goldstaub.
Katharina Sieg ist Illustratorin und füllt ihre Scheibe zeichnend mit einer Vielzahl von Wesen und Formen an. „Nachtschattengewächs“ nennt sie ihre Arbeit. Die charakteristische Stammform mit dem Spalt wiederholt sie in verkleinerter Form – hier wirkt er wie ein kleines gefräßiges Monster. Gastgeberin Sonja Kreutzer hat die Jahresringe der Pappel mit dem Motto „Pappellapapp“ mit farbigen Buntstiften beschrieben.
Ein bemerkenswertes Projekt hat die Holzbildhauerin ins Leben gerufen – man darf auf Fortsetzungen gespannt sein.