Korschenbroich Kneipen schließen, Vereinen fehlen Räume

Korschenbroich · Mit der Schließung der "Traube" fällt auch ein Treffpunkt für Vereine weg. In den vergangenen Jahrzehnten hat die Zahl der Säle in der Stadt kontinuierlich abgenommen. Die Suche nach einem Nachfolger ist oft das Problem.

Ende Mai öffnete die Gaststätte "Zur Traube" zum letzten Mal ihre Türen. Nach 286 Jahren ist Schluss, Inhaberin Christel Kohlen konnte und wollte den Betrieb aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr weiterführen. Ihr Sohn Wilhelm schaffte es alleine nicht. Was mit dem traditionsreichen Haus nun passiert, ist noch offen. Ein Käufer soll gefunden werden, vermieten oder verpachten wollen die Kohlens das Gebäude nicht.

Mit der Schließung der "Traube" oder auch "Radauer's Wirtshaus" auf der Rhedung im vergangenen Jahr wird in Korschenbroich auch der Versammlungsraum für Vereine immer knapper. "1997, als ich nach Kleinenbroich zog, gab es hier noch sieben oder acht Kneipen mit großem Saal. Nur die Hälfte davon ist übrig geblieben", sagt Udo Bartsch, Vorsitzender des SPD-Ortsverbandes.

Doch die Säle werden gebraucht. Und zwar für alles "zwischen Geburt und Tod", wie Bartsch es ausdrückt - für Taufen, Geburtstage, Hochzeiten und Beerdigungskaffees. Und nicht zuletzt für das alltägliche Vereinsleben, Stammtische, Jahresversammlungen, Vereinssitzungen.

Peter Schlösser, Präsident der St.- Sebastianus-Schützenbruderschaft Korschenbroich, kennt das Problem. "Bei unserer Jahreshauptversammlung kommen schon mal 200 Personen", sagt er. In diesem Jahr fand die Versammlung in der Gaststätte Deuß in Pesch statt, die noch über einen großen Saal verfügt.

Die Konkurrenz um die Säle steige merklich, sagt Peter Schlösser. "Von einer dramatischen Lage würde ich aber nicht sprechen. Trotzdem wäre es eine Erleichterung, wenn es in der Traube doch noch irgendwie weiterginge oder eine zusätzliche Lokalität eröffnet werden würde", erklärt der Schützenpräsident.

Wilfried Vennen aus dem Brauhaus in Liedberg sucht zurzeit einen Nachfolger für seine Gaststätte. Er weiß, was die Gründe für die Schließungen sind. "Wirt zu sein ist ein aufwändiger Knochenjob, bei dem man die Stunden nicht zählen darf", sagt Wilfried Vennen.

Hinzu kämen immer neue Erschwernisse durch die Politik. "Der Mindestlohn und die dazugehörige Dokumentationspflicht der Arbeitsstunden lässt uns keine Flexibilität mehr", erläutert Wilfried Vennen.

Noch hat er keine Eile, einen Nachfolger für seine Gaststätte zu finden. Weil er weiß, wie lange es dauern kann, fängt er aber schon jetzt damit an. "In der Gaststätte gibt es keinen Investitionsstau, der neue Inhaber könnte sie eins zu eins übernehmen und sofort loslegen", wirbt Vennen noch einmal für sein Haus.

(NGZ)
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