Korschenbroich Kleiderstuben-Team hilft jetzt seit 25 Jahren

Korschenbroich · Mit den Flüchtlingsströmen in den 80er Jahren hat alles angefangen. Heute kommen auch deutsche Familien zu Ursula Johnen und ihrem Team, um für wenig Geld Kleidung aus zweiter Hand zu bekommen.

 Initiatorin Ursula Johnen freut sich über das 25-jährige Bestehen der Caritas-Kleiderstube. Darauf wird bald mit dem Team angestoßen.

Initiatorin Ursula Johnen freut sich über das 25-jährige Bestehen der Caritas-Kleiderstube. Darauf wird bald mit dem Team angestoßen.

Foto: Lothar Berns

Jede Menge blaue Säcke stapeln sich in dem Auspackraum der Caritas-Kleiderstube an der Kleinenbroicher Straße in Pesch. Ursula Johnen hat alle Hände voll zu tun, den Hosen, Schuhen, Hemden, Schals und Bettdecken Herr zu werden. Obwohl die Kleiderstube zurzeit für drei Wochen geschlossen hat, ist die Spendenbereitschaft der Bürger ungebrochen — und das seit nunmehr 25 Jahren. Pünktlich zum Jubiläum am Samstag, 10. August, öffnet die Kleiderstube wieder ihre Pforten. Gefeiert wird dann am 30. August.

Mit sehr viel Herzblut und Engagement setzen sich Ursula Johnen und ihr Team seit 25 Jahren für Bedürftige ein. Jeden Samstag von 9.30 bis 12 Uhr nehmen sie Kleiderspenden entgegen, sortieren diese und geben sie unter den Hilfesuchenden aus. Die 76 Jahre alte Korschenbroicherin kennt mittlerweile alle Leute, die bei ihr Kleidung für einen kleinen Obolus abholen kommen.

Einen Berechtigungsschein muss keiner bei ihr vorzeigen. "Da habe ich mich von Anfang an gegen gewehrt", betont Ursula Johnen mit Nachdruck. Vielmehr habe sie sich auf ihren Menschenverstand verlassen, der sie bisher kaum im Stich gelassen hat. Nur selten kam es in den zurückliegenden 25 Jahren vor, dass mit der abgeholten Kleidung Schindluder getrieben wurde. Ursula Johnen erinnert an einen Fall, bei dem sich Leute Säckeweise Anziehsachen aus der Kleiderstube geholt haben. "Das ist an sich nichts Ungewöhnliches. Viele decken sich hier für ihre Familien komplett ein", sagt die Korschenbroicherin. Doch in diesem Fall erwischte Ursula Johnen die Leute dabei, wie sie die Kleider zum Trödel brachten und für teures Geld verkauften. "Heute erkenne ich solche Leute sofort. Denen erteile ich dann auch Hausverbot", sagt die 76-Jährige. Zwischen 80 und 100 hilfesuchende Menschen kommen jeden Samstag zur Kleiderstube. Neue Besucher werden vom ehrenamtlichen Team mit einem kostenlosen Startpaket ausgerüstet. Darin befinden sich Handtücher, Bettdecken und Bezüge, aber auch Tischdecken und Schuhe.

Doch nicht immer stößt das ehrenamtliche Engagement auf Wohlwollen. "Es gibt schon mal Beschwerden, wenn hier Autos mit ausländischen Kennzeichen parken", erzählt Ursula Johnen. Und wenn die Grundschule samstags zum Frühstück einlädt, muss die Kleiderstube geschlossen bleiben. Denn Menschen, die säckeweise Kleidung über den Schulhof tragen, sind nicht immer gern gesehen.

Doch in den 25 Jahren ist auch viel Positives passiert. An Weihnachten freut sich Ursula Johnen immer über Post von Menschen aus der ganzen Welt, denen sie und ihr Team einst geholfen haben. "Und ich bin stolz darauf, dass ich all die Jahre so viel Unterstützung von den Bürgern hier erhalten habe", sagt die 76-Jährige dankbar. Bis sie ihren 80. Geburtstag feiert, möchte Ursula Johnen auf jeden Fall noch für die Kleiderstube ihr Bestes geben.

(RP)
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