Korschenbroich Kita-Streik: Keine Notgruppen

Korschenbroich · Am kommenden Montag streiken alle städtischen Kindertageseinrichtungen. Die Kita-Mitarbeiter fahren nach Köln, um dort für bessere Arbeitsbedingungen zu demonstrieren. Über 700 Kinder werden nicht betreut.

Erzieherinnen: Darum streiken wir
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"Die Arbeit geht oft über unsere Kräfte hinaus", sagt Elke Strohmeyer. Der ständige Lärm, das Sitzen auf zu kleinen Stühlen und die psychische Belastung seien zu groß: "Ich und meine Kollegen stoßen an unsere körperlichen Grenzen." Strohmeier arbeitet in der städtischen Kindertagesstätte Am Kerper Weiher. Gemeinsam mit über 80 weiteren Kita-Mitarbeitern will sie am kommenden Montag für bessere Arbeitsbedingungen streiken.

"Wir fahren mit Bussen nach Köln", sagt Mechthild Schratz, Geschäftsführerin des Verdi-Bezirkes Linker Niederrhein. Dort veranstaltet die Gewerkschaft eine große Kundgebung. "Wir erwarten mehr als 10 000 Teilnehmer, darunter auch viele Eltern", so Schratz. Verdi will mit der Aktion den Druck auf die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) machen, mit denen sie in Tarifverhandlungen steht. Dabei geht es um einen Vertrag zur betrieblichen Gesundheitsförderung der Kita-Mitarbeiter.

Die Folge des Streiks für Korschenbroich: Alle städtischen Kindertageseinrichtungen bleiben am Montag geschlossen. 710 Kinder können nicht betreut werden. Notgruppen gibt es nicht, denn es ist kein Personal mehr vor Ort. "Ich habe nur wenig Verständnis für den Streik", sagt Bürgermeister Heinz Josef Dick. Er glaube zwar auch, dass die Arbeitsbedingungen der Kindergärtnerinnen verbessert werden müssten, aber dass nun alle Kitas auf einen Schlag dicht machen, könne er nicht gutheißen. "Der Streik wird auf dem Rücken der Familien ausgetragen", findet Dick. Das bringe viele berufstätige Väter und Mütter in Schwierigkeiten.

"Bei mir waren die Reaktionen der Eltern durchweg positiv", sagt Elke Strohmeyer. "Die Familien kennen unsere Arbeitssituation Sie wissen, dass Verbesserungen auch ihren Kindern zugute kommen." Regelmäßig habe ihr Kindergartenteam mit krankheitsbedingten Personalausfällen zu kämpfen. "Bandscheibenvorfälle sind keine Seltenheit", so Strohmeyer. Immer weniger Kindergärtnerinnen müssten immer größere Gruppen betreuen. Toll sei die Unterstützung der Eltern, die bei vielen Aktionen den Kindergärtnerinnen bei der Arbeit helfen.

Trotz aller Belastungen liebt Elke Strohmeyer ihren Beruf, schwärmt von der Arbeit mit ihren Schützlingen. Damit sie weiter für die Kinder da sein könne, müsse sie gesund sein, sagt Strohmeier. "Wir haben die Grenzen des Belastbaren erreicht. Es muss sich etwas ändern."

(RP)
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