Kleinenbroich Keine Abflussflächen für Starkregen

Kleinenbroich · Bei anhaltendem gewaltigem Regen können große Wassermengen in Kleinenbroich nicht ausreichend befördert werden. Das Bürgerforum sieht das mit großer Sorge. Das Forum will Bürger für die Selbstvorsorge sensibilisieren.

 Karl Vill (l.) und Gerd Sack (r.) erläuterten die Hochwassergefahr in Kleinenbroich. Sie beklagten, dass es kaum Abflussflächen gibt. Den Bürgern gegen die den Tipp, dass sie sich bei Starkregen selbst schützen müssen. 

Karl Vill (l.) und Gerd Sack (r.) erläuterten die Hochwassergefahr in Kleinenbroich. Sie beklagten, dass es kaum Abflussflächen gibt. Den Bürgern gegen die den Tipp, dass sie sich bei Starkregen selbst schützen müssen. 

Foto: Theo Titz

Nachdem vor einigen Wochen die Unterführung an der Hochstraße überschwemmt  und ein Fahrzeug dort in den Fluten überspült wurde, hatte jetzt das Bürgerforum Kleinenbroich eingeladen, um auf die besondere Situation mit Regenfällen aufmerksam zu machen. Denn vor 78 Jahren stand der komplette Ortskern unter Wasser, wie eine Aufnahme von 1940 beweist. Karl Vill vom Bürgerforum ist ebenso wie Sprecher Gerd Sack überzeugt: Überschwemmungsgefahr bei Starkregen bleibt auch heute ein dringendes Thema. Beide verweisen dabei nicht nur auf den jüngsten Fall, denn: Die Herausnahme des Überschwemmungsgebietes Auf dem Kempen, ohne dass eine Abflussfläche bereit gestellt wurde, sowie gravierende Probleme bei Brücken- und Wasserbauwerken. Positiv heben die beiden die Glehner Lösung hervor: Dort wurde der Jüchener Bach in den Wald verlegt, so dass das alte Bachbett als Abflussfläche genutzt werden kann.

In Kleinenbroich sehen sie nicht nur eine Gefahr für die Unterführung Hochstraße. „Beim Umwelt- und Betriebsausschuss wurde die hydraulische Überflutungsanalyse der Stadt vorgestellt. Über Internet haben Bürger Zugang zu Daten, die über Höhenlage des eigenen Grundstücks und Wasserbelastung informieren“, sagt Sack und bewertet dies sehr positiv. Dennoch: Das Gesamtsystem müsse noch optimiert werden. „Der städtische Abwasserkanal führt überwiegend Mischwasser, also auch Fäkalien. Das ist wichtig zu wissen, wenn Wasser die Gärten flutet oder in Keller eindringt. Bei über 40 Liter pro Quadratmeter läuft der Kanal in wenigen Minuten voll und über. Wenn der Abschlag in den Bach zu stumpfwinklig ist, entsteht eine Wassersäule. Der Jüchener Bach kann nicht weiterfließen und fließt in die falsche Richtung“, sagt Vill. Er rechnet vor: In 15 Jahren drängten mindestens vier Mal gleiche Wassermengen wie beim sogenannten Jahrhundert-Starkregen vom September den Bach „Am Hallenbad“ zurück.

Vill und Sack nennen Lösungsmöglichkeiten: Die über den Bach führenden Brückenbauwerke müssten vergrößert werden, damit auch bei Starkregen ein Rückstau der Wassermengen verhindert wird. Zwischen Wasser und Brücke sollte ein Sicherheitsabstand von mindestens 50 Zentimetern bestehen, um zu verhindern, dass Schwimmgut blockiert. Die Winkel an den Brückenrändern sollten zugunsten eines besseren Abflusses verändert und der Kanalbau den neuen Siedlungsbereichen angepasst werden. Bürger sollten im Notfall an zuvor bezeichneter Stelle Sandsäcke abholen können. Als Problem bezeichnet Sack die hohe Versiegelung von Böden, da der Starkregen hier nicht versickern kann. Er betont, dass Maßnahmen zum Hochwasserschutz und europäischen Wasserrahmenrichtlinien kombiniert werden sollten. Schließlich verweist er auf informative Broschüren der Stadt zu Schutzmaßnahmen. Zum Thema gibt es Veröffentlichungen des städtischen Abwasserbetriebes mit den Überschriften: „Wie verhalte ich mich bei Starkregen und Hochwasser richtig?“ und „Wie schütze ich mein Haus vor Starkregen- und Hochwasserfolgen?“.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort