„Haben alles versucht“ Größter Karnevalsumzug in Korschenbroich ist abgesagt

Korschenbroich · Auch die große Party, die die Sportfreunde Neersbroich vor Corona jahrelang in der Bolten-Brauerei veranstaltet haben, fällt aus. Grundsätzlich fehlt es an Geld. Es gibt aber weitere Gründe.

Die Sportfreunde Neersbroich sind Kummer gewohnt. 2020 hätte der Karnevalsumzug noch stattfinden können, fiel dann aber wegen des Sturms aus. Das Wurfmaterial wurde an die Tafel gespendet.

Die Sportfreunde Neersbroich sind Kummer gewohnt. 2020 hätte der Karnevalsumzug noch stattfinden können, fiel dann aber wegen des Sturms aus. Das Wurfmaterial wurde an die Tafel gespendet.

Foto: Bauch, Jana (jaba)

„Neersbroich for Future“ – so lautete 2020 das Karnevalsmotto der Sportfreunde Neersbroich in Anspielung auf Greta Thunberg. Doch das Event, das 1987 erstmals von Eltern und Kindern des Vereins gestemmt worden war, und seitdem für Neersbroich, Korschenbroich und die weitere Umgebung einen festen Stellenwert im Karnevalskalender bekommen hatte, musste ausfallen. An diesem besagten Karnevalssonntag nicht wegen Corona, sondern aufgrund des Sturms. Die traditionelle Party am Abend zuvor in der Bolten-Brauerei dagegen konnte stattfinden. Das Wurfmaterial spendeten die Sportfreunde seinerzeit den Tafeln.

Doch seit der Session 2020 ist nichts mehr, wie es war. Corona hat vieles verändert. So viel, dass sich die Sportfreunde nun schweren Herzens entschlossen haben, den bei kleinen und großen Zuschauern beliebten Karnevalsumzug abzusagen. Den einen alles entscheidenden Grund für die Absage gebe es nicht, sagt Udo Koch, erster Vorsitzender der Sportfreunde Neersbroich. „Sehr viele Umstände spielen eine Rolle“, sagt er.

Dabei waren die Umzüge und auch die Partys seit 1987 immer größer geworden. „Die Feier wuchs im Laufe der Jahre so stark, dass sie vom Umzug am Sonntag getrennt wurde und bereits am Samstag stattfand“, erklärt Koch. „Mehr als 2000 Besucher bei der Feier und über 500 Aktive beim Umzug waren nicht mehr an einem Tag zu organisieren.“

Bereits ab dem Spätsommer haben sich die Sportfreunde erste Gedanken zum Karneval 2023 gemacht. „Wir haben alles versucht – doch leider vergebens“, sagt Koch. Sogar bei Bürgermeister Marc Venten haben er und Gregor Mertens, zweiter Vorsitzender der Sportfreunde, vorgesprochen. „Letztlich scheitert es am Geld“, so Koch. „Und leider gibt es auch keine öffentlichen Mittel für eine Durchführung des Karnevalsumzugs.“

Aber das ist nicht das einzige Problem. Denn auch die große Karnevalsparty fällt aus und sorgt für weitere Geldprobleme. Dazu muss man wissen: Die Einnahmen aus der Feier in der Bolten-Brauerei haben dazu gedient, den Umzug zu finanzieren, erklärt Koch. Warum die große Feier nicht mehr möglich ist, erklärt Michael Hollmann, Inhaber der Privatbrauerei Bolten, auf Anfrage unserer Redaktion: „Wir haben inzwischen zu wenig Platz.“ Es sei nicht mehr möglich, die große Halle dafür auszuräumen. Denn  auch Fertigware müsste nach draußen verladen werden. „Doch darunter leiden die Etiketten“, so Hollmann.

„Es fehlt in Korschenbroich schlicht an geeigneten Räumlichkeiten“, klagt Koch. Die Stadt habe „angeregt, anstelle der Veranstaltung in der Bolten-Brauerei auf dem Matthias-Hoeren-Platz ein Festzelt – analog dem Festzelt zum Oktoberfest der Bruderschaften – aufzustellen, um einerseits eine Anschlussveranstaltung nach dem Zug durchführen zu können und andererseits mithilfe der Einnahmen aus der Veranstaltung den Zug zumindest zum Teil finanzieren zu können“, erklärt Bürgermeister Marc Venten. Die Stadt habe angeboten, „die Koordinierung mit möglichen anderen Veranstaltern zu übernehmen, sodass während der Dauer des Straßenkarnevals auch andere Veranstaltungen in dem Zelt hätten abgehalten werden können und sich die Aufstellung damit insgesamt rentiert hätte“, so Venten. Aber auch das sei nicht finanzierbar gewesen, erklärt wiederum Koch.

Neben der ganzen Geldknappheit kommt ein weiteres Problem hinzu: Als die Sportfreunde prüften, ob der Karnevalsumzug auch ohne Feier zur Finanzierung des Zuges möglich sei, mussten sie feststellen: „Während Corona haben sich einige der traditionellen Zugteilnehmer-Gruppen aus Vereinen und Nachbarschaften aufgelöst“, berichtet Koch.

Er zeigt sich dennoch optimistisch: „Die Sportfreunde haben die Pflege des Brauchtums in ihrer Satzung verankert. Daher werden wir weiter nach Möglichkeiten suchen, vielleicht im kommenden Jahr wieder einen Umzug oder auch eine entsprechende Feier zu organisieren.“ Bürgermeister Venten äußert sich ähnlich: Zwar sei es jetzt zu knapp, noch einen Umzug zu organisieren, aber „es würde sich anbieten, unmittelbar nach Karneval mit allen Beteiligten nochmals darüber nachzudenken, ob nicht für 2024 wieder ein Umzug auf die Beine gestellt werden kann“.

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