Junge Pilger aus Korschenbroich Unterwegs auf dem Weg zu Gott

Korschenbroich · Seit 1982 pilgern Jugendliche aus Korschenbroich zum Apostelgrab in Trier. Sie führen damit eine rund 800 Jahre alte Tradition fort. Religion finden sie überhaupt nicht uncool. Neben dem Glauben geht es um ein Gemeinschaftserlebnis.

 An Fronleichnam nahmen die Jugendlichen am Gottesdienst in Korschenbroich teil. Danach brachen sie zur Pilgerfahrt nach Trier auf.

An Fronleichnam nahmen die Jugendlichen am Gottesdienst in Korschenbroich teil. Danach brachen sie zur Pilgerfahrt nach Trier auf.

Foto: Horst Thoren

Das Pilgern gehörte lange zum Christentum wie das Amen in der Kirche. In den letzten Jahrzehnten ist die Anzahl der Pilgerfahrten allerdings merklich zurückgegangen, anders als in anderen Weltreligionen wie beispielsweise dem Islam. Dennoch finden in vielen Gemeinden auch heute noch regelmäßig Wallfahrten statt. In Korschenbroich machen sich jedes Jahr an Fronleichnam sogar dutzende Jugendliche zu Fuß auf den Weg nach Trier – zum Heiligen Matthias. Sie führen damit eine rund 800 Jahre alte Tradition fort.

„Dieses Jahr war es sehr nass“, erzählt Jakob Bommes mit einem Schmunzeln. Auf der zweiten Etappe erwartete den 15-jährigen und die 56 anderen Teilnehmer ein sintflutartiger Regenschauer. „Alle Klamotten waren nass“, erinnert sich auch die Wallfahrtsleiterin Kristina Wintzen. Sie übernahm erstmalig die Leitung. „Das war jetzt meine 18. Pilgerfahrt.“ Ihre erste hat die 36-jährige damals selbst als Jugendliche mitgemacht. Traditionell wird gewandert. „Die Strecken haben immer eine Länge von 25 bis 30 Kilometer“, erklärt Wintzen. „Es ist immer schön zu sehen, wie die Großen auch die Kleineren unterstützen, wenn einer mal nicht mehr kann“, so die Leiterin. Denn bei den Etappen geht es oft auch abseits der Wanderwege über Stock und Stein. „Als nach dem Unwetter die Meldung kam, dass möglicherweise wilde Tiere aus dem nicht weit entfernten Eifel-Zoo ausgebrochen sind, haben wir erst einmal die Polizei verständigen müssen“, erzählt Wintzen. Die habe dann aber grünes Licht für die Etappe durch die Eifel gegeben.

 René Jorde ist einer der jugendlichen Pilger.

René Jorde ist einer der jugendlichen Pilger.

Foto: Kristina Wintzen

„Am schönsten sind die Abende, die man in den Herbergen und Unterkünften gemeinsam verbringt“, ist sich die 17-jährige Monika Graff sicher. Zusammen spielt man Rollen- und Gesellschaftsspiele und kommt ins Gespräch über alle möglichen Themen, die die Jugendlichen betreffen. „Die meisten sind nach der Wanderung natürlich sehr müde, aber es dauert in der Regel nicht lange, dann wird wieder Fußball oder Fangen gespielt“, teilt Marco Lemme seine Erinnerung. Er war in diesem Jahr zum ersten Mal als Betreuer dabei. Für die Jugendlichen steht der Spaß am gemeinsamen Wandern und Zeit verbringen merklich im Vordergrund. Der Kirche verbunden sind so gut wie alle bereits von Haus aus.

„Organisiert wird die Jugendwallfahrt seit 1982 von der Sankt Matthias Bruderschaft“, erklärt Wintzen. Seitdem pilgert jährlich eine Gruppe von Jugendlichen im Alter von 12 bis 18 Jahren aus Korschenbroich und Umgebung zur Benediktinerabtei St. Matthias in Trier. Dort liegen die Gebeine des Apostels Matthias – einer der Jünger Jesu. Gestartet wird direkt nach dem Fronleichnams-Gottesdienst. Dann geht es mit einem Bus nach Blankenheim. Von dort aus startet die eigentliche Wanderung. Ein Van begleitet die Truppe und sorgt an geplanten Stopps für Verpflegung, wie die selbst gebackenen Kuchen der Mütter. In Trier wird man bei Ankunft am Samstagabend vom Pilgerpater begrüßt und anschließend von der Bruderschaft bewirtet und versorgt. Ein inoffizielles Ritual für alle Erst-Pilgerer: die Brunnenschlacht. „Das ist im Grunde eine riesige Wasserschlacht der Jugendlichen am Ende der Wallfahrt“, erklärt Wintzen. Traditionell machen aber auch alle anderen Teilnehmer tatkräftig mit.

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