Liedberg Jazzige Kanada-Impressionen
Liedberg · Frederik Köster und Sebastian Sternal gastierten beim Jazz-Café im Sandbauernhof.
Im rauen Verkeilen und Aufeinanderprallen der Töne und Sequenzen vibrierte ein fiebriges Umkreisen, Angreifen und Zurückweichen. „Hunting“ überschreiben die Jazzer Frederik Köster und Sebastian Sternal das Thema, über das ausgiebig improvisierten. Ja, so könnte die Begegnung von Jäger und Opfer erklingen, mochten die Zuhörer beim energiegeladenen Zusammenspiel von Flügelhorn und Klavier beim Jazz-Café im Sandbauernhof denken. Ebenso erlebten sie am Abend lyrische und subtile Momente, wie etwa in der behutsamen Improvisation über ein Wiegenlied und in der atmosphärischen Klangmalerei über einen Fluss. Köster und Sternal servierten fast ausschließlich eigene Kompositionen, inspiriert von einem Kanada-Aufenthalt mit Studioaufnahmen und Wanderungen.
Leonard Gincberg, Organisator der Reihe Jazz-Café, versicherte, dass Köster und Sternal zum Besten gehören, was die Jazz-Landschaft in Deutschland zu bieten habe. Die Musiker lehren als Professoren in der Fachrichtung Jazz – Sternal an der Musikhochschule Mainz und Köster in Osnabrück. Köster entlockte Flügelhorn und Trompete einen phantastischen Klang. Fast durchweg hatte er zum verinnerlichten Spiel die Augen geschlossen. Er modellierte die Töne zwischen strahlend leuchtendem Klang, gedämpften Nuancen und rauen Brüchen. Sternal hatte vom Klavier die Front entfernt, so dass das Spiel der Hämmerchen gegen die Saiten sichtbar wurde. Im Miteinander entfaltete er eine große Palette zwischen weichen Nuancen und kantigen Einsätzen. Zuweilen unterlegte er Kösters erzählerisch reiche Improvisation mit wiederkehrenden, schlichten Figuren, um bald darauf furios ins ausladend temperamentvolle Spiel zu wechseln. Zur Zugabe reflektierten die Musiker einen Song der kanadischen Singersongwriterin Joni Mitchell als berührend einfühlsamen Abschied.
Am 14. September tritt das Julia Hülsmann Trio im Sandbauernhof auf.