Korschenbroich Ist Liedberg das antike Aduatuca Cäsars?

Korschenbroich · Der promovierte Korschenbroicher Geologe Georg Waldmann wagt eine spannende These, die er in seinem Buch zusammenfasst.

 Natürliche Bodenwelle oder ein von Cäsars Legionen angelegter Belagerungswall? Die Bodenwelle im Fürther Acker östlich von Liedberg ist mit bloßem Auge zu erkennen.

Natürliche Bodenwelle oder ein von Cäsars Legionen angelegter Belagerungswall? Die Bodenwelle im Fürther Acker östlich von Liedberg ist mit bloßem Auge zu erkennen.

Foto: F. Herten

"Ganz Gallien ist in drei Teile geteilt." So Beginnt der "Gallische Krieg" von Cäsar, den Schüler seit Generationen im Lateinunterricht übersetzen müssen. Doch wo genau der Ort Aduatuca liegt, den Cäsar im Jahr 57 v. Chr. eroberte, hat man immer noch nicht herausgefunden. Bislang suchten Wissenschaftler in Belgien und in der Eifel vergeblich danach. Für den promovierten Geologen Georg Waldmann (54) greift das zu kurz: "Für Cäsar endete Gallien nicht an der französisch-belgischen Grenze, sondern am Rhein. Germanien begann damals erst auf der rechten Rheinseite."

Deshalb wagt der Neersbroicher eine spannende These: "Der Gallische Krieg tobte auch im Rhein-Kreis Neuss, und bei dem Ort Aduatuca handelt es sich um Liedberg." Dass er weder Historiker ist noch Sprachwissenschaftler, sieht er als Vorteil. Denn als Geologe verfolge er einen anderen Ansatz: "Ich habe gelernt, die Landschaft zu lesen. Und zwischen Liedberg und Cäsars Beschreibung von Aduatuca bestehen viele topographische Gemeinsamkeiten", sagt er im Gespräch mit unserer Redaktion. So sei er überhaupt erst auf das Thema gestoßen. Ihn habe die Geologie Liedbergs interessiert, des einzigen Bergs am Niederrhein. Als er während seiner Forschungen in einem Buch las, dass die Eburonen hier in der Gegend gesiedelt hatten, schlug er den Bogen zu Cäsar.

Die Eburonen waren ein keltischer Volksstamm, der auf der linken Rheinseite lebte, und der Ort Aduatuca galt als Mittelpunkt ihres Stammesgebiets. Bei Cäsar heißt es, dass Aduatuca durch hohe Felswände geschützt war und eine gute Weitsicht bot; dass es am Ort Versteckmöglichkeiten für Waffen gab, die die Römer nicht sofort fanden, und dass die 14. Legion einen fast eineinhalb Kilometer langen und vier Meter hohen Rundwall um Aduatuca anlegte. Diesen Belagerungswall könne man, so Georg Waldmann, heute noch sowohl auf Satellitenbildern nachweisen, als auch mit bloßem Auge erkennen. Zum Beispiel als Erhebung auf den Feldern zwischen Liedberg und Haus Fürth. Wo die Bewohner von Aduatuca ihre Waffen vor den Römern versteckten, steht für ihn auch fest: in den Höhlen unterhalb der Burg Liedberg.

Ein weiteres Argument wiegt für Georg Waldmann besonders schwer: Die Übersetzung des Ortsnamen Aduatuca. "Das heißt 'Ort der Weissagungen'", sagt er und zielt damit auf die sogenannte Römerwacht im Liedberger Haag ab, bei der es sich vermutlich um eine heilige Stätte der Kelten handelt, wo auch Weissagungen stattfanden.

Auch die Zahl von 53.000 Personen, die Cäsar in Aduatuca mit dem Belagerungswall einkesselte und dann in die Sklaverei verkaufte, kann er erklären: "Sie waren vermutlich Besucher eines keltischen Festes, die dort arglos und unbewaffnet lagerten." Der Eburonenkönig Ambiorix rächte sich drei Jahre später und brachte Cäsars Legionen im Herbst 54 v. Chr. eine verheerende Niederlage bei.

Auch dieses Schlachtfeld, so glaubt Georg Waldmann, habe er entdeckt. Einziger Nachteil: Archäologische Funde gibt es bislang noch nicht.

(drlp)
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