Korschenbroich Investitionen in humanitäre Projekte

Korschenbroich · Bei "Zeitgesprächen" ging es um das Thema nachhaltige Entwicklung.

Was passiert mit einer Geldanlage, wenn man das Geld am Bankschalter abgegeben hat? Entspricht das Investment der Bank den eigenen Wertvorstellungen? Das waren die zentralen Fragen, die Ulrike Chini, Geschäftsführerin des Westdeutschen Förderkreises von Oikocredit, im Rahmen der "Zeitgespräche" aufwarf. Rund 15 Besucher waren zu der Gesprächsreihe gekommen, zu der die evangelische Kirchengemeinde Korschenbroich regelmäßig einlädt.

Dass man nicht nur in Aktien investieren kann, sondern auch in die Entwicklung von Menschen, machte Ulrike Chini am Beispiel der kirchlichen Genossenschaft Oikocredit deutlich: "Oikocredit legt das Geld insofern sozial verantwortungsbewusst an, als sie Darlehen an Mikrofinanzinstitutionen, Genossenschaften oder kleine Unternehmen in Entwicklungsländer vergibt", erläuterte sie. Die Mikrofinanzinstitutionen wiederum verleihen in Bolivien oder Kambodscha kleine Geldbeträge an arme Menschen. "Das sind häufig Frauen, die eine Näh- oder Bügelstube aufmachen möchten oder denen als Markthändlerinnen ein Kühlschrank fehlt. Die Frauen können mit dem Geld einen Kühlschrank kaufen und später mit ihrem Verdienst ihre Familie ernähren und die Kinder zur Schule schicken."

Die Darlehen seien so gering, dass sich Banken dafür nicht interessierten. Meistens handelt es sich um Beträge bis 200 Euro "Sie helfen aber, dass viele Menschen ihr Leben verbessern können", so die Referentin. Anhand eines Fragebogens überprüft Oikocredit regelmäßig, ob sich die Lebensbedingungen der Kreditnehmer verbessern: Ist das Dach noch aus Pappe oder mittlerweile aus Wellblech? Geht nur der älteste Sohn zur Schule, oder gehen inzwischen auch seine Geschwister mit? Das sind einige der Kriterien, anhand derer sich das Armutsniveau messen lässt.

Die Referentin hatte auch viele Zahlen parat: Vor 40 Jahren wurde Oikocredit im niederländischen Amersfoort gegründet. Mittlerweile hat die Genossenschaft knapp 600 Mitglieder. Das hört sich gering an, jedoch zählen 30 Förderkreise dazu, die jeweils auf rund 53000 Privatpersonen, Kirchen oder kirchliche Organisationen als Anleger blicken können. Auch die Stadt Neuss, der Kirchenkreis Gladbach-Neuss und die evangelische Kirchengemeinde Rheydt haben bei Oikocredit Geld angelegt. In 63 Ländern ist die Genossenschaft aktiv, die über ein Finanzierungsportfolio von 800 Millionen Euro verfügt.

(NGZ)
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