Korschenbroich Im Neubaugebiet fehlen Kinder
Korschenbroich · Junge Familien werden mit neuem Bauland angelockt. Das erhoffte Plus bei den Kinderzahlen können Jüchen und Korschenbroich bisher aber nicht erkennen. Das Jugendamt sagt scharfe Abwerbung unter Kommunen voraus.
Korschenbroich/Jüchen Jüchen erschließt neue Wohngebiete, Korschenbroich kommt jungen Familien beim Preis für Grundstücke entgegen. Ziel der beiden Verwaltungen ist es, kinderreiche Familien anzulocken, um das Schrumpfen der Bevölkerungszahl zu stoppen. Bislang vergebens. Das Kreisjugendamt stellt trotz Neubaugebieten wie Eickerender Feld in Kleinenbroich, Glehn-Südost und Neu-Otzenrath keine Zunahme von Kindern im Kindergartenalter fest. „Es ziehen schon auch Familien mit Kindern in die neuen Wohngebiete“, erkennt Korschenbroichs Bürgermeister Heinz-Josef Dick. Doch der allgemeine Geburtenrückgang lässt die Gegenwehr verpuffen.
Es wird Streit geben
Der Korschenbroicher Rabattplan für bauwillige, junge Familien ist aus Sicht des Kreisjugendamts nur der Anfang eines künftigen harten Wettbewerbs. „Darauf wird es hinauslaufen, dass sich Kommunen Konkurrenz machen und sich um Kinder streiten“, prognostiziert Hermann Zohren, Kindergarten-Experte im Jugendamt.
Für so einen Streit bescheinigt er Korschenbroich und Jüchen schon gute Argumente: „Beide sind gut aufgestellt.“ Seien es die Kleinstkind-Betreuung, integrative Gruppen für behinderte und nicht-behinderte Kinder oder die weiterführenden Schulen. „Wenn es allein am Angebot liegen würde, stünden wir besser da“, betont Zohren. Das Problem liege aber nunmal woanders: „Es gibt einfach weniger Frauen, die Kinder bekommen.“ Abträglich außerdem: „Viele Frauen werden erst jenseits der 30 Jahre schwanger.“
Korschenbroich verlässt sich nicht mehr nur auf sein Schul- und Kindergartenangebot. „Wir haben einen Punkteplan verabschiedet, der Familien mit Kindern bei der Vergabe von Bauland bevorzugt“, erklärt Bürgermeister Dick. Über das Bodenmanagement wird kinderreichen Familien Bauland günstiger angeboten. Korschenbroich nimmt mit dem Punkteplan die Vorreiterrolle ein.
In Jüchen setzt Bürgermeisterin Margarete Kranz auf weniger konkrete Maßnahmen: „Wir entwickeln reichlich neue Wohngebiete. Unser Angebot für Kinder und Jugendliche kann sich sehen lassen.“ Die Verwaltungschefin nennt die Betreuung von Kleinstkindern, die Offene Ganztagsschule, das breite Angebot an weiterführenden Schule, aber auch private Freizeitangebote wie die vielen Reiterhöfe.
Eine gezielte Förderung wie beim Korschenbroicher Wertungssystem für die Baulandvergabe kann sich Margarete Kranz für Jüchen gut vorstellen: „Solche Maßnahmen und Ideen könnten wir in den Leitbildentwurf einarbeiten.“