Korschenbroich Herzsportgruppe bangt um Trainingszeit

Korschenbroich · In Herzsportgruppen lernen Patienten, nach einem Herzinfarkt wieder in den Alltag zurückzufinden. Diese Gruppen werden von Ärzten begleitet. Doch die Suche nach Medizinern gestaltet sich schwierig, so auch in Korschenbroich.

 Die Korschenbroicher Herzsportgruppe ist beim Verein "Sport ältere Generation" angesiedelt: Sie ist für die Patienten mehr als nur eine Trainingseinheit. Die Betroffenen bangen aber um die Betreuung. Es muss immer ein Arzt vor Ort sein.

Die Korschenbroicher Herzsportgruppe ist beim Verein "Sport ältere Generation" angesiedelt: Sie ist für die Patienten mehr als nur eine Trainingseinheit. Die Betroffenen bangen aber um die Betreuung. Es muss immer ein Arzt vor Ort sein.

Foto: Ilg

Herzpatienten vereint nicht nur ein ähnliches Schicksal, sie verfolgen auch ein gemeinsames Ziel - wieder hoffnungsvoll in die Zukunft blicken zu können: Dazu treffen sie sich regelmäßig in Herzsportgruppen. In Korschenbroich werden diese vom Verein "Sport ältere Generation" getragen. "In der Herzsportgruppe fühlen wir uns gut aufgehoben. Wer selber einen Herzinfarkt erlitten hat oder an einer koronaren Erkrankung des Herzens leidet, kann das mit Schicksalsgenossen besser verarbeiten", sagt Friedel Bagner (78).

Zweimal in der Woche besucht er die Herzsportgruppe in der Halle Steinstraße. Drei speziell ausgebildete Übungsleiter betreuen dort die rund 60 Patienten und trainieren Herz und Kreislauf durch Bewegungstherapien und Entspannungsübungen. Allerdings gibt es eine Voraussetzung, dass die Patienten überhaupt aktiv werden dürfen: Es muss ein Arzt vor Ort sein.

"Wenn der Arzt durch einen Notfall verhindert oder selber erkrankt ist und auf die Schnelle keine Vertretung organisieren kann, müssen wir unverrichteter Dinge wieder nach Hause gehen", weiß Alfred Weitz (68) aus Erfahrung. Deshalb sorgt er sich um die Herzsportgruppe. Zwar sind es derzeit noch sechs Ärzte, die die Gruppe in Korschenbroich begleiten, aber: "Es wird zunehmend schwieriger Mediziner zu finden, die für das Training zur Verfügung stehen. Insbesondere der Termin am Freitag ist problematisch", sagt er. Der Versuch, die Sportstunde auf einen anderen Zeitpunkt zu verschieben, scheiterte. Entweder sind die Hallen belegt oder die Ärzte aufgrund ihrer Praxis- und Dienstzeiten verhindert. "Wir haben alles versucht", beteuert Friedel Bagner, der frühere Obmann der Herzsportgruppe. Er hat die Chefärzte der Kardiologie an den Krankenhäusern in Mönchengladbach und Neuss angeschrieben und auch den niedergelassenen Ärzten die missliche Situation geschildert. "Doch die Ärzte wohnen teilweise weit entfernt, möchten freitags ins Wochenende starten und sich um ihre Familien kümmern, haben mit ihrer Praxis viel um die Ohren oder sind auf einer Fortbildung", bedauert Friedel Bagner.

Der Allgemeinmediziner Jochen Schulze, der seit 1987 eine eigene Praxis in Kleinenbroich betreibt und genauso lange die Herzsportgruppe begleitet, äußert hingegen wenig Verständnis für seine Kollegen. "Einmal im Monat 90 Minuten Zeit aufzubringen ist nicht so dramatisch", findet er. Er selber hat eine pragmatische Lösung gefunden: "Ich nehme aktiv am Gruppentraining teil und nutze so die Gelegenheit, mich fit zu halten", sagt er. Für Friedel Bagner und Alfred Weitz jedenfalls bedeutet die Herzsportgruppe mehr als nur Sport. Schon längst bieten runde Geburtstage, Ausflüge, Weihnachtsfeiern oder Sommerfeste einen Grund für gemeinsame Treffen. "Die Gruppe ist auch Balsam für die Seele", sagen sie und hoffen, dass sie auch freitags noch lange dort hingehen können.

(NGZ)
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