Korschenbroich Graffiti-Kunst statt vollgeschmierter Wand
Korschenbroich · Im interkulturellen Ferienprojekt des Jugendheims St. Andy entstand im Ortskern ein attraktiver Hingucker. Senioren der Tagespflege waren an den Ideen für eine Neugestaltung der Wand des Caritas-Gebäudes beteiligt.
Vollgeschmiert und verwittert erschien die Mauer an der Einfahrt zur Tagespflege der Caritas wie der provokante Gegenentwurf zum Neubau. Nun aber hat eine Gruppe von Jugendlichen während der Ferienaktion im Jugendheim St. Andy die Fläche in ein Graffiti-Kunstwerk verwandelt. Die Aktion ist zugleich ein interkulturelles und generationsübergreifendes Projekt. "Bunt statt Grau" ist die Vorlage des Titels. Beteiligt sind je zur Hälfte deutsche Jugendliche und geflüchtete Altersgenossen. Unterstützt vom freischaffenden Graffiti Künstler Steffen Mumm grundierten die beteiligten zehn Jugendlichen zwischen 12 und 17 Jahren die Wand zunächst im kräftigen Blauton. Von weißen Flächen abgesetzte Motive erscheinen nun eingerahmt wie Polaroid-Bilder. Doch auch vom Blau der Grundfläche setzten sich Schriftzüge und Motive, wie das nahegelegene Hannen-Stammhaus, ab. Dominant ist der schwungvolle Schriftzug "Unsere Jugend".
Er bezieht sich nicht nur auf die Jugend von heute, sondern auch auf die Jugend der inzwischen älteren Generation. Senioren der Tagespflege und der Eigentumswohnungen haben nicht mit Hand angelegt, sich aber über Gespräche und Vorschläge an der Gestaltung beteiligt. Sie boten Motive für "Polaroid-Bilder" an, um aus der Jugend vertraute Motive, wie den Holzroller oder das Telefon mit Wählscheibe zu zeigen. Auf einer Tür werden noch die Namen der Kooperationspartner verewigt: das Jugendamt Rhein-Kreis Neuss, das Jugendheim St. Andy und die Caritas.
Die Idee, die unansehnliche Wand in einen tollen Hingucker zu verwandeln, kam vom Jugendamt. "Eine Garantie gibt es nie, doch wir hoffen, dass die hässlichen Schmierereien jetzt ein Ende haben, wo die Wand so schön geworden ist", sagt Michael Hackling vom Jugendamt. Er begleitete zum dritten Mal eine solche Aktion, an der zu gleichen Teilen deutsche Kinder und altersgleiche Flüchtlinge beteiligt sind. Die jugendlichen Flüchtlinge erreichte er über die Realschule Kleinenbroich, die eine Seiteneinsteigerklasse anbietet. Der 15-jährige Rouni Kiddo zum Beispiel ist von der Aktion begeistert. Seit zweieinhalb Jahren wohnt der junge Syrer in Kleinenbroich und besucht inzwischen den regulären Unterricht. Wie die anderen hat er zunächst Schablonen ausgeschnitten und sie beim Sprayen der Motive genutzt. "Das ist ein gutes Thema. Ich überlege, ob ich nicht auch in Zukunft so etwas machen soll", überdenkt er sein kreatives Potential. Max Leszinski gefällt die gestalterische Arbeit wie auch die Möglichkeit, Teil einer vielschichtigen Gruppe zu sein. Jugendamtsleiter Georg Westerholz bilanziert zufrieden, dass es keine Berührungsängste zwischen den Jugendlichen gab. Nun hoffen alle mit Elias Venten, dass die Wand nicht wieder verunstaltet wird. "Man sieht ja öfter Graffiti, doch hier sind sie sehr schön", kommentiert der 12-Jährige begeistert das Ergebnis. Die Wand wurde schließlich von Jugendlichen für Jugendliche neu gestaltet.