Korschenbroich Google fotografiert alle Häuser

Korschenbroich · Bilder aller Straßenzüge Jüchens sollen im Internet zu sehen sein. Suchmaschinenbetreiber Google schickt Autos mit Kameras durch Städte und macht Fotos. Hausbesitzer, denen das nicht passt, können die Bilder löschen lassen.

Jüchen/Korschenbroich In Jüchen wurden die schwarzen Auto schon gesichtet: Im Auftrag des Internetdienstleisters Google fahren sie durch den Kreis Neuss, um Fotos von Straßenzügen zu machen. Die werden von Google so programmiert, dass Internetnutzer visuelle Stadtrundgänge unternehmen können. Das Ganze nennt sich "Street View" und ist in den USA und in europäischen Großstädten bereits erfolgreich angelaufen. "In Deutschland laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren", sagt Google-Pressesprecher Stefan Keuchel. Ein genauer Starttermin stehe aber noch nicht fest.

In Nordrhein-Westfalen wolle das Unternehmen zunächst Bildmaterial aus größeren Städten sammeln. Zurzeit sind die Autos mit den automatischen Kameras unter anderem in Mönchengladbach unterwegs. "Langfristig wollen wir den Street-View-Service aber überall anbieten", so Keuchel. Das Programm biete viele Vorteile: "Nutzer können sich vor ihrem Urlaub Hotels und Sehenswürdigkeiten ansehen", erzählt Keuchel. Oder vor Ort schauen, ob das in der Suchmaschine gefundene Restaurant optisch gefällt. Auch Umzugswilligen soll das Programm helfen, im Vorfeld die Umgebung der neuen Heimat virtuell zu erkunden.

Das aber die Häuser frontal zu sehen sind, ruft Kritik hervor: Immobilienbesitzer fürchten, dass clevere Diebe die Bilder nutzen, um sich über Einbruchsmöglichkeiten zu informieren. Oder dass sie selbst auf den Bildern zu sehen sind. "Gesichter und Autokennzeichen werden verpixelt", sagt dagegen Keuchel. Die Aufnahmen seien legal, denn sie entstehen im öffentlichen Raum.

Was manche Bürger aber ärgert: Google kündigt seine Kamerafahrten nicht an. Und die schwarzen Wagen mit den großen Kameras sehen nicht gerade vertrauenerweckend aus. "Beschwerden gab es bisher keine", sagt gleichwohl Jüchens Gemeindesprecher Norbert Wolf. Ebensowenig in Korschenbroich, wo noch keine Google-Autos gesichtet wurden.

"Die Verwaltungen sind auch die falsche Adresse dafür", sagt Silke Schirmer, Pressesprecherin in Korschenbroich. Die Hamburger Datenschutzbehörde hat mit Google vereinbart, dass Hausbesitzer der Veröffentlichung von Bildern widersprechen können — und zwar auch schon bevor die Fotos im Internet erscheinen. "Betroffene können sich per Brief oder Email an uns wenden", sagt Google-Sprecher Stefan Keuchel.

(RP)
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