Korschenbroich Glehner feiern - auch ohne König

Korschenbroich · 848 Schützen ist das Regiment in diesem Jahr stark. Obwohl es keinen König gibt, war vor allem der Fackelzug wieder sehr gut besucht. Morgen soll es definitiv einen Schützen geben, der auf den Königsvogel zielt.

 Schützen-Präsident Thomas Coenen (r.) und Bürgermeister Marc Venten (Mitte) schritten am Sonntag in erster Reihe die Parade ab.

Schützen-Präsident Thomas Coenen (r.) und Bürgermeister Marc Venten (Mitte) schritten am Sonntag in erster Reihe die Parade ab.

Foto: Daniel Elke

Wer glaubte, die Glehner ließen sich ihr Schützenfest dadurch vermiesen, dass sie keinen Schützenkönig haben, der irrte. Das Thema "Schützenkönig" war aber allgegenwärtig. Das galt besonders für die Großfackeln. Zur guten, positiven Stimmung trug sicher auch bei, dass es morgen definitiv einen Schützen geben soll, der den Königsvogel abschießt und die Glehner von einem weiteren königslosen Schützenjahr bewahrt.

Es war ein lauer Spätsommerabend am Samstag - und ein beeindruckender Beweis dafür, dass sich das Schützenwesen in Glehn nach wie vor großer Beliebtheit erfreut. Viele Besucher wollten sich den Fackelzug, die Kranzniederlegung am Ehrenmal und den Großen Zapfenstreich nicht entgehen lassen. Im Vergleich zum Vorjahr war das Regiment von 814 auf jetzt 848 Schützen gewachsen - mit den 15 Musikkapellen marschierten damit etwas mehr als 1000 Uniformierte mit, was einen stattlichen Zug bedeutete.

 Der junge Jägerzug "Jode Frönde" feierte "500 Jahre deutsches Reinheitsgebot" - anstatt eines Königs.

Der junge Jägerzug "Jode Frönde" feierte "500 Jahre deutsches Reinheitsgebot" - anstatt eines Königs.

Foto: Georg Salzburg

Ebenfalls erfreulich: Das Engagement der jungen Schützen. Ein Beispiel: Der Jägerzug "Jode Frönde" war erst im vergangenen Jahr gegründet worden, die Teilnahme hatte sich auf den Samstag beschränkt. Jetzt marschierten die jungen, zwischen 16 und 17 Jahre alten Männer zum ersten Mal an allen Tagen mit und präsentierten direkt ihre erste Großfackel. Sie war unter der Regie von Felix Schönges gebaut worden. Das Thema: 500 Jahre deutsches Reinheitsgebot. Der Slogan: "Auch Wasser wird zum edlen Tropfen, mischt man es mit Malz und Hopfen."

Der Jägerzug "Wilddiebe", dem unter anderem der frühere Bürgermeister Heinz Josef Dick angehört, existiert seit 50 Jahren. Diese Schützen sind also nicht mehr die jüngsten und gingen damit offensiv um: "Manche Senioren ab 50 plus halten sich mit Karate in Schuss...", war da auf dem Wagen zu lesen - eine Anspielung auf Zugmitglied Harry Pesch, der bei "Sport der älteren Generation" anderen Senioren Karate-Kenntnisse beibringt. Pesch ist übrigens gemeinsam mit dem Jägermajor Peter Könes Gründungsmitglied der "Wilddiebe". Der Karatekämpfer auf dem Wagen war nicht nur beleuchtet, er bewegte auch seinen Kampfarm.

"Hat Glehn auch kein Königshaus, holt Thomas halt sein Handy raus", war auf der Fackel des Jägerzuges "Saubuam" zu lesen. Zu sehen war Präsident Thomas Coenen, der mit Hilfe eines Pokemon auf Königssuche geht. Zur Fackel gehörte unter anderem ein beleuchteter Springbrunnen. Gemeinsam gebaut hatten das Prachtexemplar Torben Hoeveler, Holger Boesen, Michael Schoenen, Carsten Amrath und David Brachten.

"Piffpaff, der Vogel muss eraff" lautete das Motto auf der Fackel des Jägerzuges "Enzian". Mit einer Kanone wurde da auf einen Kuckuck geschossen. Der Grenadierzug "Fassfrisch" präsentierte eine Fackel in Form eines Piratenschiffs, aus den Kanonen quoll Rauch, der Affe leuchtete, ein Pirat bewegte sich. Die "Thekenritter" feierten mit ihrer Großfackel ihr fünfjähriges Schützenjubiläum - dabei drehte sich alles um die promillehaltigen Getränke. Die Jury war bei so vielen tollen Arbeiten nicht zu beneiden. In ihren Augen war das Piratenschiff die schönste Fackel, gefolgt von der Pokemon-Fackel und dem Königsschuss per Kanone vom Jägerzug "Enzian".

Der Grenadierzug "Janz locker", dem ganz junge Schützen angehören, machte jetzt zum ersten Mal mit. Ein Höhepunkt waren der Zapfenstreich und die Kranzniederlegung mit den Fackelträgern - da hätte man eine Stecknadel fallen hören können. "Am Dienstag kriegen wir wieder einen König", sprach Helmut Gläser in diese andächtige Stille hinein. Er zog ein Foto aus seiner Geldbörse, auf dem er und Ehefrau Elisabeth als Königspaar von Scherfhausen im Jahre 1963 zu sehen waren. Von den guten Erinnerungen zehrt Helmut Gläser bis heute: Eigentlich ein gutes Argument für alle begeisterten Schützen, auf den Königsvogel zu zielen.

Und so geht es weiter im Glehner Schützenfest-Programm: Heute stehen um 10 Uhr zunächst der Festgottesdienst und anschließend die Gefallenenehrung an. Um 17.20 Uhr ist dann die Parade, die diesmal aus gutem Grund nicht "Königsparade" heißt, zu sehen. Am Abend trifft man sich im Zelt zum Festball.

Am morgigen Dienstag heißt es dann um 15.30 Uhr: "Antreten zum Vogelschuss". Um 17.45 Uhr findet schließlich die letzte Parade statt und um 20 Uhr beginnt der Schlussball mit der Krönung des neuen Königs.

(NGZ)
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