Korschenbroich Geschichten vom Fotografieren

Korschenbroich · "Bitte lächeln" heißt es jetzt im Kulturbahnhof Korschenbroich. In Anspielung auf die gängige Aufforderung für Schnappschüsse wird in einer neuen Ausstellung die Geschichte der Fotografie von der Lochbildkamera bis zur digitalen Bilderfassung gezeigt.

Einst vertrauten Fotografen im Atelier auf die Gesellschaft einer Katze, um an deren Pupillengröße ablesen zu können, wie sie die Lichtblende einzustellen hatten. Diese und andere Geschichten mehr weiß der Fotograf Peter Schellscheidt zu erzählen, der — außer am 22. April — während der Öffnungszeiten anwesend ist. Mit etwa 25 Kameras aus seiner Sammlung gibt der 50-jährige Herrenshoffer einen Einblick in die Umsetzung der fotografischen Arbeit.

Technika mit Ziehharmonika

"Viele Schnappschüsse gehen inzwischen verloren, da jeder viel ausprobieren und Bilder einfach löschen kann. Das Fotografieren ist eben billiger geworden", grenzt Museumsleiterin Nina Otten die aktuellen Möglichkeiten vom früheren Zeitaufwand ab. Im Blick hat sie dabei eine Linhof-Technika mit "Ziehharmonika" über dem Laufboden. Für jede Aufnahme musste eine neue Kassette eingelegt werden. Da brauchte der Porträtierte schon viel Geduld, um sich möglichst vorteilhaft ablichten zu lassen. Auch heute noch nutzt Peter Schellscheidt aus Liebhaberei die im Kulturbahnhof ausgestellte vollmechanische "Hasselblad", entwickelt von einem Schweden. "Sie hört sich total archaisch an. Damit könnte man keine Aufnahmen in einer Kirche machen", erzählt er. Sein Modell von 1969 entspricht in "ziviler Form" der "Hasselblad", die einst einen bemannten Raumflug zum Mond begleitete.

Anders als die laute "Hasselblad" ist die gezeigte Leica M6 ganz leise. "Sie ist hochpräzise und liefert eine tolle Qualität. Damit kann man ganz unbemerkt arbeiten", schwärmt Schellscheidt. Kaum größer als eine Streichholzschachtel ist die sogenannte "Spionagekamera", wie sie einst in James Bond-Filmen benutzt wurde. Vor gut 20 Jahren spezialisierte sich der diplomierte Druckingenieur auf die freiberufliche Porträtfotografie. Im Kulturbahnhof zeigt er erstmals freie Arbeiten seiner Pixelfotografien, die er auf das Wesentliche reduziert und grafisch nachgearbeitet hat. Auf nur 72 mal 72 Pixel zurückgenommen ist etwa die Aufnahme mit dem Gesicht seiner Mutter.

Bis zum 22. April ist die Ausstellung sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Zum Rahmenprogramm gehört der Vortrag "Wie viele Pixel braucht der Mensch?" von Cordula Mauß am 22. März um 19 Uhr. Der Eintritt kostet fünf Euro.

(RP)
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