Korschenbroich "Geliebter Lügner" lädt zu einer spannenden Zeitreise ein

Korschenbroich · Rita Höges (55), Leiterin der Katholischen Öffentlichen Bücherei St. Andreas, begrüßte am Montagabend rund 100 Gäste, die in den Sandbauernhof gekommen waren, um das Bühnenstück "Geliebter Lügner" zu sehen - einer der berühmtesten Briefwechsel zwischen dem Dramatiker George Bernard Shaw und der Schauspielerin Stella Campbell. Schauspielerin Christiane Lemm und der künstlerische Leiter der Düsseldorfer Literaturkonzerte Peter Welk, schlüpften in die Rollen der Stella Patrick Campbell und des George Bernard Shaw. Es war eine spannende Zeitreise, die allerdings nicht als "harmonisch" beschrieben werden konnte und auch keine Happy End hatte.

 Die Akteure Peter Welk und Christiane Lemm mit Organisatorin Brigitte Schoss (v.l.) im Liedberger Sandbauernhof.

Die Akteure Peter Welk und Christiane Lemm mit Organisatorin Brigitte Schoss (v.l.) im Liedberger Sandbauernhof.

Foto: Knappe

Christiane Lemm, Jahrgang 1953, die in Filmen wie "Bambule" oder ein "Ein Fall für zwei" mitgespielt hat, ist zwar optisch alles andere als das Ebenbild der mediterranen Erscheinung von Stella Patrick Campbell, als erfahrene Schauspielerin war es für sie jedoch kein Problem, den kapriziösen Star dem Publikum näherzubringen. Der Abend sollte eine Berg- und Talfahrt der Gefühle der beiden Protagonisten widerspiegeln.

"Sie konnte nicht mit realen Menschen in der realen Welt leben", resümierte Peter Welk als der irische Dramatiker Shaw (1856 bis 1950). Die neun Jahre jüngere Schauspielerin war bereits äußerst erfolgreich, als Shaw sich in sie verliebte. Um ihn war es zu dieser Zeit noch ruhig. Später war es genau anders herum. Die platonische Beziehung wird durch die Briefe über rund vier Jahrzehnte dokumentiert. Shaw schrieb seinem schon nicht mehr so jugendlichen Schwarm die Rolle eines jungen Mädchens auf den Leib.

Während die Schwärmerei zunächst einseitig war, taute die Schauspielerin mehr und mehr auf. Die Zuhörer wurden Zeugen, wie sie ihre ersten "Krähenfüße" beklagte, wie sie Schicksalsschläge hinnehmen musste - wie den Tod ihres Sohnes.

Beide waren verheiratet, flirteten ausgiebig. Shaw musste schlucken, als seine Angebetete erneut heiratete. Eigentlich ein Unding: Charlotte, die Ehefrau von George Bernard Shaw, bekam alle Briefe ihrer Nebenbuhlerin zu lesen. Der bittere Weg der einst umjubelten Schauspielerin in die Bedeutungslosigkeit und in die wirtschaftliche Not wird durch den Briefwechsel beleuchtet. Das Feuer zwischen den Beiden war längst erloschen. Rückblickend eine höchst ernüchternde Beziehung, eine ohne Vorbildcharakter.

(barni)
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