Korschenbroich Frohe Botschaft ins Leben übersetzen

Grevenbroich · Pfarrer Marc Zimmermann leitet seit zehn Monaten die Gemeinschaft der Gemeinden Korschenbroich: "Hier verbindet sich ausgeprägte Lebensfreude mit Verantwortungsbewusstsein", sagt er. Er will die Tür der Gemeinde für alle offen halten.

 Er hat die Nachfolge von Frank Josef van de Rieth angetreten: Im Februar wurde Marc Zimmermann der Gemeinde vorgestellt.

Er hat die Nachfolge von Frank Josef van de Rieth angetreten: Im Februar wurde Marc Zimmermann der Gemeinde vorgestellt.

Foto: LB

Sie haben im Februar 2013 die Leitung der fünf Gemeinden der GdG Korschenbroich übernommen. Haben Sie jetzt nach zehn Monaten das Gefühl, an Ihrer neuen Wirkungsstätte angekommen zu sein?

Marc Zimmermann Man ist in Korschenbroich angekommen, wenn man einmal alle Schützenfeste mitgefeiert hat. Das habe ich getan und konnte dabei sehr viele Menschen kennen lernen. Die Schützenfeste haben ja immer den Charakter von Ortsfesten.

Wurde Ihnen der Anfang in der GdG Korschenbroich leicht gemacht?

Zimmermann Ja, die Menschen am Niederrhein haben eine offene und herzliche Art, andere aufzunehmen. Hier verbindet sich ausgeprägte Lebensfreude mit Verantwortungsbewusstsein. Ich habe selten so viele engagierte Menschen erlebt. Die Geselligkeit ist gepaart mit viel Gemeinschaftssinn und sozialem Engagement, zum Beispiel in den Bruderschaften. Davon profitiere ich, denn es fällt leicht, mit den Menschen in Kontakt zu treten.

Sie feiern zum ersten Mal Weihnachten in Ihrer neuen Funktion in Korschenbroich. Ist das etwas Besonderes?

Zimmermann Die Weihnachtsbotschaft ist vertraut und hat doch immer eine neue Dimension. Was heißt das wirklich, dass Gott Mensch wird? In diesem Jahr feiere ich mit neuen Menschen die Gottesdienste am Heiligen Abend. Das ist etwas besonders Schönes und Wichtiges. Mit meiner Familie werde ich dann nur telefonieren, aber am ersten und zweiten Feiertag werden wir uns sehen.

Sie haben ursprünglich Architektur studiert, sich dann aber der Theologie zugewandt. Was für Gemeinsamkeiten sehen Sie?

Zimmermann Kirchen haben als Gebäude und als Institution immer auch eine heimatstiftende Bedeutung. In der Bibel wird auch häufig das Bild vom Bauen verwendet, etwa, wenn Paulus die Apostel das Fundament nennt, den Schlussstein aber Christus. Das ist auch meine Botschaft für die Kirche am Ort: es gibt für jeden einen Platz und es ist ein Bauwerk, das getragen wird vom Glauben.

Was ist für Sie gelebter Glaube?

Zimmermann Das Evangelium, die frohe Botschaft, muss ins eigene Leben übersetzt werden. Dafür gibt es keine allgemein gültige Formel. Es gilt, den Glauben zu füllen mit Liebe und Engagement. Ich erlebe viele Menschen, die das tun. Beispielsweise bringen viele ihre Begabung im Bereich Gesang ein. Ich habe sehr beeindruckende Gottesdienste mit den wunderbaren Chören hier gefeiert.

Welchen Schwerpunkt setzen Sie in Ihrer Arbeit?

Zimmermann Seelsorge ist eine große Aufgabe. Es ist wichtig, da zu sein, zuzuhören. Aus dem Glauben heraus vorurteilsfrei und offenherzig auf die Menschen zuzugehen. Wenn es gelingt, die Freude am Glauben zu vermitteln, lassen sich die Menschen auch begeistern. Für die Seelsorge muss man sich aber auch Zeit nehmen können. Das heißt, dass ich auch delegieren muss. Im Pastoralteam gab es viele personelle Veränderungen, es muss sich noch neu finden.

Wie haben Sie die Diskussion um den Bischof von Limburg erlebt? Hat dieses Thema auch in der GdG Korschenbroich zu Kirchenaustritten geführt?

Zimmermann Das war natürlich ein Thema, das die Menschen auch hier beschäftigt hat. Es ist legitim zu fragen, wie die Kirche mit den materiellen Ressourcen umgeht. Ich glaube aber, dass man in Korschenbroich einen sinnvollen Einsatz erkennen kann. Für Menschen, die auf Distanz zur Kirche gegangen sind, war die Limburger Affäre sicher ein Anlass zum Austritt. Ich sehe das mit Traurigkeit. Aber ich kann die Tür für alle offen halten. Auch nach einem Austritt ist jeder, der zurückkehren möchte, herzlich willkommen.

(NGZ)
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