Kleinenbroich Fleischermeister in Rekordzeit

Kleinenbroich · Sebastian Sluyßer (23) wollte eigentlich Bankangestellter werden, doch stattdessen entschied sich der Kleinenbroicher für das Fleischerhandwerk.

 Den Fleischerkittel möchte Sebastian Sluyßer für nichts in der Welt tauschen: Auch nicht gegen einen adretten Banker-Anzug.

Den Fleischerkittel möchte Sebastian Sluyßer für nichts in der Welt tauschen: Auch nicht gegen einen adretten Banker-Anzug.

Foto: Lothar Berns

Ein wenig überrascht war Karl-Heinz Sluyßer schon, als er erfuhr, dass sein Sohn in seine Fußstapfen treten wird. Sebastian Sluyßer hatte nämlich eigentlich ganz andere Zukunftspläne geschmiedet. "Nach meinem Abitur auf dem Berufskolleg an der Volksgartenstraße habe ich mich zunächst bei vielen Banken um eine Ausbildung beworben", sagt der 23-Jährige. Aus heutiger Sicht ist er heilfroh, dass es damals nicht geklappt hat mit der Stelle bei einem Geldinstitut, denn heute ist der Giesenkirchener frisch gebackener Fleischermeister und arbeitet leidenschaftlich gerne bei "Fleischwaren Sluyßer", dem Betrieb seines Vaters in Kleinenbroich.

Seine Ausbildung absolvierte der Fleischer zudem in Rekordzeit, durch das Abitur und seinen fünfmonatigen Zivildienst konnte er die Ausbildungsdauer von drei auf anderthalb Jahre verkürzen. Durch sein bereits vorhandenes Fachwissen im Wirtschaftsbereich hatte Sluyßer zudem einen großen Vorteil — war beliebte Anlaufstelle für seine Mitschüler, denen er in der Ausbildungszeit mit Rat und Tat zur Seite stand. Bei einem dreimonatigen Aufenthalt in Frankfurt standen dann insgesamt 30 Prüfungen auf dem Programm. "Von Praxis bis Theorie war alles dabei", erzählt Sluyßer, der lediglich vor den praktischen Aufgaben ein wenig grübelte, "das hat aber dann alles super funktioniert."

Auch verschiedene Gewürzmischungen mussten unter anderem erkannt und benannt werden. Am Ende steht die Note 2,5 auf seinem Meisterbrief — der gebürtige Mönchengladbacher ist somit der Fünftbeste seines 36-köpfigen Kurses. Keine Überraschung, geht er doch mit großer Begeisterung an seine Arbeit heran. "Ich schätze die Vielseitigkeit des Fleischerhandwerks. Die Arbeit mit den verschiedenen Produkten zum Beispiel", verrät er im Gespräch.

Auf diese Arbeit im Betrieb seines Vaters kann sich Sebastian Sluyßer nun voll und ganz konzentrieren, schließlich will er in Zukunft den Betrieb einmal übernehmen, damit alles fest in Familienhand bleibt. Dafür nimmt der "Rekordmeister" auch gerne die gewöhnungsbedürftigen Schlafzeiten in Kauf — bereits um drei Uhr morgens klingelt häufig schon der Wecker, "schließlich wollen die Kunden um sechs Uhr schon ihre Ware haben", begründet Sluyßer gelassen.

Nein, der 23-Jährige möchte den verschmierten Fleischerkittel für kein Geld der Welt gegen den adretten Anzug des Bankangestellten tauschen. "Zum Glück hat damals keine Bewerbungen Erfolg gehabt"; sagt Sebastian Sluyßer und grinst.

(RP/ac)
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