Jüchen Feuerwehr ist unterbesetzt

Jüchen · Die Jüchener Wehr hat zu wenig Personal, um in der geforderten Zeit am Einsatzort zu sein. Nur bei jedem vierten Einsatz schafft der Löschtrupp tagsüber den vorgegeben Zeitrahmen. Neue Kräfte müssen angeworben werden.

Nach etwa 13 Minuten im Rauch besteht akute Lebensgefahr, nach 18 Minuten sinkt die Überlebenschance auf ein absolutes Minimum. Deshalb hat die Arbeitsgemeinschaft der Leiter der Berufsfeuerwehren (AGBF) in seinen Qualitätskriterien für die Berufs- und Freiwilligen Feuerwehren festgelegt, dass die ersten Rettungskräfte nach acht Minuten am Einsatzort sein sollen. Denn meist vergehen bis zu fünf Minuten, ehe die Alarmierung erfolgt. In Jüchen erfüllt die Freiwillige Feuerwehr diese Vorgabe tagsüber nur bei jedem vierten Einsatz.

Feuerwehrchef Mario Heitbrink hat die Probleme der Jüchener Feuerwehr auf 36 Seiten detailliert aufbereitet. Im Brandschutzbedarfsplan steht, warum die rund 150 Wehrleute im Dienst der Freiwilligen Feuewehr nicht ausreichen. Hauptursache: Weil die meisten Wehrmänner außerhalb von Jüchen ihrem Broterwerb nachgehen, dauert es zu lange, um die Einsatzkräfte zusammenzuziehen. Zudem sind die Anfahrtswege in der ländlich geprägten Gemeinde lang. Das Problem ist nicht neu. Bereits 2005 wurde eine Erhöhung der Alarmstufen angeordnet, tagsüber werden nun stets zwei Löschzüge und zusätzlich zwei Löschgruppe alarmiert, um die nötige Zahl an Einatzkräften zu erreichen. "Die Einhaltung der geforderten Eintreffzeiten wird hiermit jedoch nicht gewährleistet", heißt es im aktuellen Bedarfsplan. Heitbrink. der auf Grund interner Anweisungen nicht persönlich Stellung beziehen darf, hat an anderer Stelle aufgelistet, wie den Problemen seiner Truppe Rechnung zu tragen ist.

Nämlich durch eine quantitative Aufstockung. Die Löschzüge in Jüchen (43), Hochneukirch (26) und Gierath (48) sollen auf jeweils 50 Wehrleute aufgestockt werden. Die Löschgruppen in Kelzenberg (17) und Waat (15) sollen mindestens 25 Mitglieder stellen. So will Heitkamp bereits bis Ende 2012 bei 85 Prozent der Einsätze die vorgegebenen Zeiten einhalten. Insbesondere durch öffentlichkeitswirksame Werbeaktionen an Schulen und die gezielte Anwerbung bei Verwaltungsangestellten sollen frische Kräfte für die Feuerwehr gefunden werden. "Ich bin zuversichtlich, dass diese Maßnahmen greifen werden", sagt der zuständige Dezernent Oswald Duda.

"Tatsächlich werden wir wohl irgendwann erkennen müssen, dass es ohne eine Kerntruppe hauptamtlicher Kräfte nicht geht", sagt hingegen SPD-Fraktionschef Holger Tesmann. Und auch Walter Finken, der für die FDP im Sicherheitsausschuss der Gemeinde sitzt, glaubt nicht, "dass wir damit das Problem endgültig lösen werden". Allerdings will Finken den Bedarfsplan auch "nicht überbewerten". Schließlich sei ihm kein Fall aus der Praxis bekannt, "bei dem die Feuerwehr tatsächlich zu spät gekommen ist".

Offensichtlich ist diese Position im Sicherheitsausschuss mehrheitsfähig. Denn als die neue Feuerwehrsatzung auf Basis des Bedarfsplans am Dienstag zur Abstimmung gestellt wurde, gab es keine weiterführende Debatte. Nach 15 Minuten wurde der öffentliche Teil im Ausschuss beendet – auf der Tagesordnung standen neun Punkte.

(RP)
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