Korschenbroich Ferienaktion mit jungen Flüchtlingen

Korschenbroich · Modellcharakter hat das Programm der Jugendeinrichtung SinnFlut, die jetzt gemeinsam mit dem Kreisjugendamt und dem Landschaftsverband Rheinland junge Flüchtlinge über ein Ferienprogramm bei der Integration unterstützt.

 Beim Graffitisprayen haben auch die jungen Flüchtlinge Freude. Die gemeinsame Ferienaktion mit Kindern aus Glehn soll die Integration der Flüchtlinge fördern.

Beim Graffitisprayen haben auch die jungen Flüchtlinge Freude. Die gemeinsame Ferienaktion mit Kindern aus Glehn soll die Integration der Flüchtlinge fördern.

Foto: Lothar Berns

Fröhlich ist die Stimmung in der Jugendeinrichtung SinnFlut in Glehn: 16 Jugendliche im Alter von elf bis 16 Jahren spielen Fußball, bedrucken T-Shirts mit Hilfe von Sprühschablonen oder gestalten einen alten VW-Bus - den rollenden Treff des Kreisjugendamtes - mit Graffiti neu. Sie alle nehmen an einer Ferienaktion des Kreisjugendamtes teil. Und die Integration ist dabei groß geschrieben.

"Graffiti ist bei den Jugendlichen schwer angesagt", sagt Kreisjugendpfleger Michael Hackling, der die Maßnahme leitet. Das kann Adelisa (15) aus Glehn nur bestätigen: Mit Einmalhandschuhen und Mundschutz ausgestattet sprüht sie vorsichtig ein Auge auf den Bus. "Graffiti macht so viel Spaß", sagt sie. Was aussieht wie eine ganz normale Ferienaktion hat einen besonderen Hintergrund: Unter den 16 Teilnehmern sind neun junge Flüchtlinge aus Syrien und Kamerun. "Die Aktion hat Modellcharakter. Wir wurden unter fünf Kommunen vom Landschaftsverband Rheinland (LVR) für dieses Projekt ausgewählt", erläutert Kreisjugendamtsleiterin Marion Klein.

Es geht um Integration und Sprachförderung. Aber auch um die Frage, wie sich Freizeitmaßnahmen im ländlichen Raum im Gegensatz zur Großstadt gestalten lassen. Im Dezember müssen die Jugendamtsmitarbeiter dem LVR dann über ihre Erfahrungen berichten. Und die seien bislang positiv, betont Michael Hackling. "Die Jugendlichen sprechen teilweise schon gut Deutsch, so dass sie sich verständigen können", sagt er. Nicht nur das: Auch das Miteinander klappe gut, und für die Kinder sei ihre unterschiedliche Herkunft kein Problem. Schwieriger sei es da gewesen, die Flüchtlingskinder überhaupt erst für die Ferienaktion zu gewinnen. Dafür sind die Mitarbeiter des Kreisjugendamtes in die Seiteneinsteigerklasse der Kleinenbroicher Realschule gegangen. "Wir mussten den Flüchtlingen erklären, was eine Ferienmaßnahme ist. Das kannten sie bislang nicht", sagt Kreisjugendpfleger Reinhard Giese.

Die jungen Flüchtlinge erleben jetzt unbeschwerte Tage: Während Ali (11), Jomaa (14) und Mohammed (13), die alle aus Syrien stammen, das Graffiti-Sprayen besonderen Spaß macht, spielt Anderson (13) aus Kamerun lieber Fußball. Sechs Tage dauert die Ferienaktion insgesamt. In den letzten drei Tagen stehen erlebnispädagogische Veranstaltungen im Vordergrund. Am heutigen Donnerstag sind die Jugendlichen in Köln unterwegs, wo eine Streetart-Tour auf dem Programm steht. Dabei geht es im weiteren Sinne auch um Graffiti - um kunstvoll mit der Spraydose gestaltete Hauswände und um Kunst im öffentlichen Raum. Am Freitag fahren die Jugendlichen gemeinsam Kanu auf der Erft und grillen, und am Samstag geht's nach Mönchengladbach ins Wilhelm-Kliewer Haus zum Klettern und Bogenschießen.

(NGZ)
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