Korschenbroich Faules Schwein

Korschenbroich · Ein neuer Beweis gegen eine schwäbische Gammelfleisch-Firma kommt aus Korschenbroich: Hier musste ein Betrieb tonnenweise Schweinsköpfe vernichten, weil die Lieferung angefault war. Firmenchef alarmierte Kreisveterinär.

 Künftig gibt es Klonschweine mit Omega-3-Fettsäuren.

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Foto: ddp, ddp

Schweinsköpfe sind sein Geschäft, Sülze, Wurst, die ganze Schlachtplatte. Da macht dem Korschenbroicher Firmenchef keiner was vor. "Ich habe gleich gemerkt, dass mit der Lieferung was nicht stimmte. Also habe ich vorschriftsmäßig erst den Lieferbetrieb und dann das Kreisveterinäramt informiert", berichtete er gestern. 15 Tonnen Schweinsköpfe hatte er bestellt, der Großteil kam angefault an. Und wurde, wie Kreisveterinär Frank Schäfer bestätigt, vernichtet. Knapp zwei Jahre liegt der Vorfall zurück, jetzt taucht er im Skandal um eine Fleisch- und Kühlhausfirma aus Schwaben wieder auf. Der bayrische Gammelfleisch-Untersuchungsausschuss ist froh über den neuen Beweis aus Korschenbroich.

EU-Zulassung verloren

Der vermeintliche Skandal-Betrieb aus dem schwäbischen Illertissen hat am Freitag nach einem Gammelfleisch-Fund in Frankreich seine EU-Zulassung verloren. Gestern entdeckten Mitarbeiter der Bezirksregierung von Schwaben verdorbenes Fleisch auch auf dem Firmengelände. Den Geschäftsführer einer früheren Tochterfirma hatte ein Gericht im Dezember zu einer Haftstrafe von vier Jahren und drei Monaten verurteilt — die Deggendorf Frost GmbH steckte bis zum Hals im Fleischskandal.

Der Korschenbroicher hat seinen "faulen" Lieferanten nie wieder beauftragt, wie er beteuert. "Ich muss mich darauf verlassen können, dass die Ware tadellos ist." Zuvor hatte er nach eigener Aussage mit dem Betrieb länger ohne Beanstandungen zusammengearbeitet.

Den fauligen Zustand der Schweinsköpfe hat er sich vom Kreisveterinäramt schriftlich bestätigen lassen. Nicht zuletzt, um damit seine Schadensersatzansprüche zu untermauern. Die Köpfe, die der Kreis als verdorben aussortierte, wurden in einem Spezialbetrieb vernichtet. Nur einen kleinen, tadellosen Überrest der 15 Tonnen durfte der Korschenbroicher, wie er bestätigte, doch noch zu Wurstwaren verarbeiten.

Nach dem Veterinäreinsatz in Korschenbroich warnte das Neusser Landratsamt den schwäbischen Betrieb schriftlich: "Sorgen Sie für Aufklärung in diesem Falle, um eine Wiederholung auszuschließen. Wir werden zukünftige Anlieferungen aus Ihrem Betrieb unter besondere Eingangskontrollen stellen." Die süddeutschen Behörden hatte der Kreis anscheinend aber nicht unterrichtet.

Für den Korschenbroicher Fall machen die verdächtigen Schwaben einen Subunternehmer verantwortlich. Der Boss des Korschenbroicher Fleischgroßhandels erklärte, dass der Illertissener Betrieb tatsächlich bloß die Rechnung für die Lieferung geschrieben habe. "Die haben damit nichts zu tun", die stinkenden Schweinsköpfe habe ihm ein anderer Lieferant untergejubelt. Dessen Namen wollte er gestern nicht preisgeben.

(RP)
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