Korschenbroich Experte warnt vor Nitrat im Grundwasser

Korschenbroich · In jeder sechsten Probe lag der Nitratwert in Kleinenbroich über dem Grenzwert von 50 Milligramm pro Liter. Physiker Harald Gülzow macht die Landwirte für die schlechten Werte verantwortlich. Die Bauern halten dagegen.

 Harald Gülzow untersucht die 26 Proben, die die Kleinenbroicher Anfang Mai abgegeben haben. In jeder sechsten Probe sei der Nitratwert deutlich zu hoch gewesen, sagt der Gewässerschützer.

Harald Gülzow untersucht die 26 Proben, die die Kleinenbroicher Anfang Mai abgegeben haben. In jeder sechsten Probe sei der Nitratwert deutlich zu hoch gewesen, sagt der Gewässerschützer.

Foto: VSR Gewässerschutz

Harald Gülzow vom VSR-Gewässerschutz schlägt Alarm: Der Diplom-Physiker hat viel zu hohe Nitratwerte in Wasserproben gemessen, die bei einer Informationsveranstaltung am 4. Mai in Kleinenbroich von Bürgern abgegeben wurden. In jeder sechsten Probe lag die Nitratkonzentration oberhalb des Grenzwertes der deutschen Trinkwasserverordnung von 50 Milligramm pro Liter. Der Gewässerexperte macht die Landwirte für die Ergebnisse verantwortlich und warnt vor einer Überdüngung der landwirtschaftlichen Böden. Die Kreisbauernschaft Neuss-Mönchengladbach kann die Vorwürfe allerdings nicht nachvollziehen.

Insgesamt sind 26 Wasser privat genutzter Brunnen aus Kleinenbroich analysiert worden. In einer Brunnen-Probe fand Harald Gülzow 102 Milligramm Nitrat pro Liter. Dieses Wasser ist laut des Berichts des VSR-Gewässerschutzes, der unserer Redaktion vorliegt, nicht mehr zum Trinken geeignet. Derart belastetes Wasser dürfe auch nicht mehr zum Befüllen eines Fischteichs genutzt werden, weil es zur Massenvermehrung von Algen kommen kann. Die gemessenen, viel zu hohen Nitratkonzentrationen zeigen laut des Gewässerschützers einen deutlichen Handlungsbedarf in der Landwirtschaft. Gülzow fordert, die Landwirte sollten deutlich weniger Gülle aus Massentierhaltungen, Gärreste aus Biogasanalgen und Mineraldünger verwenden.

Wolfgang Wappenschmidt, Vorsitzender der Kreisbauernschaft Neuss-Mönchengladbach, hält dagegen, man arbeite doch bereits seit 20 Jahren mit den Wasserversorgern zusammen, um den Schutz des Trinkwassers zu gewährleisten. "Wir lassen regelmäßig im Frühjahr und im Herbst Bodenproben entnehmen, die auf Nitrat und viele andere Parameter untersucht werden. Anhand dieser Werte wird der Düngebedarf ermittelt", sagt Wappenschmidt. Gülzows Untersuchungen hält er für nicht notwendig. Das sagt auch Jan Gruber von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen. Er ist Wasserschutzberater für das Kooperationsgebiet Rhein-Kreis Neuss, Fachrichtung Landbau: "Wir kennen die Analysen von Harald Gülzow. Die Wässer, die untersucht werden, stammen aus privaten Brunnen. Diese sind sowieso nicht als Trinkwässer geeignet." Laut Gruber müssen sich Brunnenbesitzer von der Unteren Wasserbehörde erst eine Genehmigung einholen, um das Wasser auch als Trinkwasser nutzen zu dürfen. "Liegt eine Genehmigung vor, werden auch solche privat genutzten Brunnen regelmäßig von der Behörde besichtigt und kontrolliert", sagt der Wasserschutzberater.

Wie kommt es trotzdem zu so hohen Messergebnissen in Kleinenbroich? "Das liegt oft an den Gartenbesitzern selbst", sagt Gruber. Einer Studie der Niederrheinwasser GmbH zufolge werden dreiviertel der Hausgärten zu 300 Prozent überdüngt.

(NGZ)
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